Ch. Fürst

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"Soviel Du Brauchst" - Aufruf zur Mäßigung in Zeiten der Gier

von Christian Fürst, nmms

Die fast ausgelassene Stimmung täuschte ein wenig: Der 34. evangelische Kirchentag, der immerhin 110 000 überwiegend engagierte Kirchenmitglieder angezogen hatte, stand einmal mehr im Zeichen der Krise. Der Krise der unter starkem Mitgliederschwund leidenden Kirchen ebenso, wie unter der gesamt-europäischen Wirtschaftskrise und weltweit wachsender Armut angesichts des ins schier unermesslich steigenden Reichtums eines kleinen Teils der Gesellschaft. "So viel Du brauchst" war deshalb nicht etwa als Aufforderung zu verstehen, maßlos zuzugreifen, wo immer sich die Gelegenheit bietet; eher war es ein Aufruf: "Nimm Dir NUR so viel Du brauchst!"

Die "Arche Noah" war eine Attraktion des Kirchentags. Ein Schiff zur Rettung der Menschheit.

Die überwiegend jungen Teilnehmer des fünftägigen Treffens waren überall in der Hansestadt untergebracht. Oft bei evangelischen und kirchlich engagierten Familien. Während der Konferenztage waren die öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt mit Teilnehmergruppen, die schon auf der Fahrt zu Vorträgen und Seminaren in ernste Diskussionen verwickelt waren. Öffentliche Aufrufe zur Spende gebrauchter Fahrräder waren - für jeden sichtbar - erfolgreich.

Selten waren die Bänke am Hamburger Jungfernstieg so voll, wie in den vergangenen Tagen.

Blaue Schals als Zeichen der Verbundenheit (links) - Orientierungsversuche (mitte) - Christliche "Ordner" (rechts)

Kaum verwunderlich, dass angesichts dieser Zusammenkunft in der Elbmetropole - es war bereits der dritte Kirchentag in Hamburg - auch die politische Prominenz nicht fehlen wollte. Sowohl Kanzlerin Merkel (die natürlich das "Christliche" in ihrer Politik betonte), als auch SPD-Kandidat Steinbrück eilten zu Vorträgen herbei. Großen Eindruck schienen sie auf die jungen Gäste eher nicht gemacht zu haben. Sie kmmerten sich lieber um die existenziellen Sorgen der schrumpfenden Kirchengemeinden, Probleme der Ökumene oder die Bekämpfung der Armut und des weltweiten Turbo-Kapitalismus.