Besenrein nach Chaos-Tagen

Von wegen "in Schutt und Asche" - Großer Keraus im Schanzenviertel

von Christian Fürst, nmms

Schon am späten Samstagabend waren die Bilder vom "Bürgerkrieg" mitten in Hamburg Geschichte. Bereits am frühen Morgen trafen die ersten Räumgeräte der Hamburger Müllabfuhr auf dem Schulterblatt ein, wo militante Extremisten in der Nacht zuvor Barrikaden errichtet und angezündet sowie Geschäfte und eine Bankfiliale gestürmt und zerstört hatten. Die Bilder der brennenden Barrikaden verdrängten fast vollständig die Berichterstattung vom Gipfeltreffen der G-20 Mitgliedsstaaten, die nur wenige Hundert Meter entfernt zwei Tage lang nach (faulen?) Kompromissen gesucht hatten, um die Uneinigkeit ihrer politischen Führer mit den USA zu überdecken. Die etwa 5000 Journalisten und Möchte-Gern-Journalisten, die vom 6. bis 8. Juli aus der Elb-Metropole berichteten, fanden starke Worte, um den Zustand der zweitgrößten deutschen Stadt zu beschreiben. Hamburg sei "in Schutt und Asche" gelegt worden, beschrieben sogar deutsche Fernsehkorrespondenten dreist die Lage.

Doch schon am Sonntagmorgen sah die Lage wieder anders aus. Die Räumfahrzeuge der Müllabfuhr räumten eiligst die Überreste der nächtlichen Straßenschlacht beiseite, die mehrere Hundert Polit-Hooligans des sogenannten Schwarzen Blocks hinterlassen hatten. Doch dann kam einer junge Hamburgerin eine Idee: Über das unseelige Facebook, das wieder einmal für 48 Stunden zum Schaufenster für zahllose Gewalt- und Chaosbilder und Videos geworden war, rief sie alle Hilfswilligen dazu auf, zum Schanzenviertel zu kommen, um dort die schrecklichen Spuren der vergangenen Stunden zu beseitigen. Und der Aufruf verfehlte seine Wirkung nicht. Innerhalb weniger Stunden wurde die Botschaft zig-Tausend Mal geteilt. Bis zum Mittag eilten Hunderte, ja Tausende williger Helfer zum "Schulterblatt" griffen sich Schaufeln und Besen und fegten die alten Pflastersteine, als wollten sie mit ihrem ernsten Eifer Wiedergutmachung leisten. 

 

Bundespräsident und Bürgermeister wagten sich nicht auf die "Schanze"