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Schwarzer Block

(Wikipedia)

Geschichte in Deutschland

Der Begriff Schwarzer Block entstand mit dem Aufkommen der Neuen sozialen Bewegungen in den späten 1970er Jahren, als zunehmend Autonome auf Demonstrationen dieser Bewegungen wie der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung auftauchten. Für den 1. Mai 1980 in Frankfurt gab es den ersten Aufruf zum Schwarzen Block. [16] Damals war das Auftreten der Autonomen allerdings keineswegs so homogen schwarz wie zur Hochphase des Schwarzen Blocks: Anfang der 1990er Jahre marschierten in Göttingen auf von der Antifa organisierten Demonstrationen bis zu 2000 Menschen im schwarzen Block. Anfang der 1990er Jahre führte die „ Autonome Antifa (M)“ Demonstrationen mit dem vermummten „Schwarzen Block“ gewaltfrei mit überparteiischen Bündnissen durch.

Bei vielen Aktionen kam es jedoch auch oft zu regelrechten Schlachten mit der Polizei, zum Beispiel im Rahmen der Hausbesetzerbewegung in den 1980er und 1990er Jahren, der Bewegung gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Anfang der 1980er Jahre, der Anti-AKW-Bewegung in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 1980ern, beim sogenannten Berliner Revolutionären Ersten Mai ab 1987, einer Alternativveranstaltung der linksradikalen Szene zu den traditionellen Erster-Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften, dem IWF-Kongress in Berlin, der Besetzung der Häuser in der Hafenstraße in Hamburg in den 1980er Jahren.

Seit den späten 2000ern treten linke und autonome Demonstranten auch gelegentlich mit der Out-of-Control-Taktik auf, da Wanderkessel und präventive Überwachungsmaßnahmen der Polizei so besser umgangen werden können als mit einem geschlossenen Block.

Seit den 1990er Jahren kopieren vermehrt Autonome Nationalisten diese Taktik. [17]

Österreich

 
Schwarzer Block auf der NOWKR-Demo 2012 in Wien

Bei den Demonstrationen gegen den Wiener Akademikerball marschierte ab dem Jahr 2012 auch ein Schwarzer Block mit, der besonders 2014 für schwere Ausschreitungen sorgte. [18] Es kam zu Sachbeschädigungen und die Polizei war mehrmals gezwungen einzugreifen. Polizisten und Demonstranten wurden dabei verletzt. [19] Am Stephansplatz eskalierte die Situation, es kam zu schweren Sachbeschädigungen, so wurden am Graben einige Schaufensterscheiben eingeschlagen, eine Bankfiliale attackiert und eine Polizeikohorte in die Flucht getrieben. Am Hof überrannten die Demonstranten eine schwach besetzte Polizeisperre, rissen Pflastersteine aus dem Boden und bewarfen die hiesige Polizeistation. Ein Funkwagen des ORF Wien und mehrere Einsatzfahrzeuge der Wiener Polizei wurden unter anderem mit demolierten Verkehrszeichen und Betonsteinen zerstört. Es kam zu mehreren Festnahmen. [20] Der Sachschaden wurde am Tag nach dem Protest mit über einer Million Euro beziffert, [21] von der Staatsanwaltschaft ein halbes Jahr später mit einer halben Million. Der Polizeieinsatz zur Sicherung des Balles soll ebenfalls eine Million Euro gekostet haben. [22]

Schweiz

Seit ca. 2000 ist der Schwarze Block in der Schweiz fassbar. [23] Seit 2011 sorgt die Teilnahme des Schwarzen Blocks an 1. Mai-Demonstrationen in Zürich für Schlagzeilen. [24]

Vereinigte Staaten

 
Antikriegsdemonstration in Washington, D.C., 2003

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde der schwarze Block wahrscheinlich erstmals 1991 von der anarchistischen Organisation Love & Rage als Protestform gewählt. [25] 1992 formierte sich anlässlich des Columbus Day erneut ein schwarzer Block. Stärker medial rezipiert wurde erst der am 30. November 1999 zu den globalisierungskritischen Protesten in Seattle von etwa 200 Personen formierte Block. Aus der anonymen Gruppe heraus wurden Graffiti gesprüht und Schaufensterscheiben eingeworfen, was der seit den 1920er Jahren marginalisierten militanten anarchistischen Bewegung Kritik seitens anarchopazifistischer Gruppen, aber der anarchistischen Bewegung insgesamt große Aufmerksamkeit und verstärkten Zulauf einbrachte. Die Debatten in der Folge drehten sich ähnlich der seit den 1980er Jahren im deutschsprachigen Raum geführten um Sinn und Nutzen der Aktion, Schaden im Ansehen für die Bewegung und Vielfalt von Taktiken oder scharfe Abgrenzung von militarisiertem Auftreten und öffentlich nicht vermittelbaren Handlungen.

G-20 Gewalt schockt Hamburg

Das war der Gipfel: Gewaltexzesse zum Treffen der G-20 in Hamburg

von Christian Fürst, nmms

Die folgenschwerste Fehleinschätzung kam von Hamburgs Erstem Bürgermeister selbst. Die 1,8 Millionen Bürger, so Olaf Scholz, bräuchten sich vor dem Gipfel trotz aller Einschränkungen und möglicher Gewalt keine Sorgen zu machen, betonte der populäre Kommunalpolitiker vor dem Gipfeltreffen an der Elbe. G-20 werde (verkehrstechnisch) etwa so sein, wie der alljährliche Hafengeburtstag (das größte Volksfest in der Stadt). Olaf Scholz, dem Viele vor dem Gipfel eine führende Rolle in der Bundespolitik zutrauten, leistete sich damit eine grobe Fehleinschätzung, die seine weitere Karriere infrage stellen könnte.

Hamburg sah in den Tagen des G-20-Gipfels die schwersten Unruhen seiner Nachkriegsgeschichte. Und statt der Bilder von der wunderschönen, "weltoffenen Stadt", die Scholz so sehr erhofft hatte, stand die Elbmetropole drei Tage lang weltweit im Brennpunkt der internationalen Chaos-Berichterstattung.  Der berüchtigte "Schwarze Block", aber auch zahlreiche Mitläufer oder Mittäter und insgesamt etwa 200 000 kritische bis ablehnende Demonstranten machten den Gipfel zu einem Exzess der Gewalt. Dabei blieb die Zahl der militanten Krawallmacher mit geschätzten 1500 noch deutlich unter den befürchteten 8000 Chaoten. Dem standen 21 000 Einsatzpolizisten gegenüber, die jedoch alle Hände auch mit dem Schutz der Gipfelteilnehmer aus insgesamt 35 Ländern zu tun hatten.

Schon einen Tag vor dem G-20-Auftakt kam es in einigen Stadtteilen zu anarchischen Szenen, als marodierende Gruppen zerstörungswütiger junger Männer durch die Straßen von Altona zogen und wahllos Autos anzündeten. In der Hauptgeschäftsstraße von Altona warfen sie Schaufensterscheiben ein und zerschlugen Mobiliar. Einige versuchten, das Kaufhaus von IKEA anzuzünden. Doch Polizei war nicht zu sehen. Auch auf Hamburgs Luxus-Wohnpromenade, der Elbchaussee, setzten die vermummten Männer Autos in Brand, zertrümmerten Bushaltestellen

 

 

Brennende Autos                                                                 Die Straßen brannten                                                        

 

Extremisten zerschlagen Mobiliar und Geschäft              Marodierende Extremisten in Altona (Video)

 

Anwohner in den schwer betroffenen Vierteln kritisieren, dass die Polizei-Einheiten die Horden von Gewalttätern unkontrolliert gewähren ließen. Doch die Polizisten rechtfertigen sich mit der Tatsache, dass die meisten von ihnen zum Schutz des Gipfeltreffens abkommandiert waren. Der Schutz der Gipfel-Politiker hatte eindeutig Vorrang vor dem Schutz der Bevölkerung.

 

Freitagmorgen nach einer chaotischen Nacht. Überall verbrannte Autos und zerborstenes Glas

So sieht der angebliche Kampf der Hooligans gegen den Kapitalismus aus. Die Opfer sollen entschädigt werden!

 

Die folgenden Bilder vom angerichteten Schaden in Altona stammen von Steffi Maurer, die das Chaos praktisch vor ihrer Haustür hautnah miterleben musste

 

High Noon am Hamburger Hafen

Die Saat der Gewalt ging bereits vor der Eröffnung des Gipfeltreffens auf.  Auf dem Hamburger Fischmarkt versammelten sich am Donnerstagnachmittag Tausende G-20 Gegner zu einer Demonstration mit dem vielsagenden Namen "Welcome to Hell" (Willkommen in der Hölle). Es wurde ein zunächst freundliches Fest. Natürlich wurde der Kapitalismus, die Gewalt rechter Diktatoren in Lateinamerika, die Demokratie-Feindlichkeit Donald Trumps oder Tayyip Erdogan an den Pranger gestellt, doch Beobachter hatten nicht den Eindruck, dass diese Demonstranten, die oft mit Kind und Kegel zur Demo gekommen waren, gewalttätig werden könnten.

 

High Noon in der Hafenstraße. Die militanten Demonstranten haben eigene Sanitäter mitgebracht

Vermummungsverbote gelten nur für Demonstranten, offenbar aber nicht für die Polizei

 

Doch die Bereitschaftspolizei war mit einem riesigen Aufgebot angerückt, und als sich der Demonstrationszug sammelte, drängten sich bis zu 500, weitgehend vermummte "Schwarze" an die Spitze der Demonstration. Sie wurden von dem massiv und entschlossen auftretenden Polizeiaufgebot gestoppt und aufgefordert, die Masken abzunehmen. Als einige sich weigerten, griff die Polizei massiv ein. Wasserwerfer schossen ihren Strahl auf flüchtende Jugendliche. Polizisten schlugen auf die Radikalen ein, die zuvor keinen Zweifel an ihrer Gewaltbereitschaft gelassen hatten.Organisatoren warfen der Polizei später vor, voreilig und mit viel zu brutaler Gewalt gehandelt zu haben. Die Kundgebung war damit im Grunde schon beendet. Die friedlichen Teilnehmer konnten aber über andere Routen weiter ziehen. Dennoch bleibt die Kritik, die Sicherheitskräfte hätten in derHafenstraße überreagiert und damit die militanten Demonstranten provoziert. Einen Vorwurf, den die Polizeiführung energisch zurückwies. Der Rest ist bekannt. Hamburg erlebte die gewalttätigste Woche seit Jahrzehnten. Und der Schaden ist nicht nur materiell.

 

Kritische Stimmen und Rechtfertigungsreden des Innensenators (Quelle Abendblatt)

 

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