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Eisbrecher

(Hintergrund: Wikipedia) 

Eisbrecher müssen mehrere Bedingungen gegenüber normalen Schiffen erfüllen: 1) er soll eine Bug- und Rumpfform haben, die nicht nur das Eis bricht, sondern die gebrochenen Eisstücke auch derart unter oder über das Festeis schiebt, dass eine offene Fahrrinne zurückbleibt. 2) die Schiffsaußenhaut muss besonders stabil gebaut sein, um nicht von den Eismassen zerdrückt zu werden. 3) spezielle Rumpfformen müssen sicherstellen, dass es nicht zu rechtwinkligen Eispressungen kommen kann, wenn der Eisbrecher selbst einmal festsitzt; 4) die Motorleistung muss ausreichend sein, den Vortrieb auch unter schweren Bedingungen zu gewährleisten; 5) Propeller und Ruder müssen so angebracht sein, dass sie nicht durch die Eisbrecharbeit gefährdet werden. 

Der Rumpf  eines im Eis fahrenden Schiffes bedarf besonderer Eisverstärkung: Stärkere Beplankung innerhalb des Tauchbereichs des Rumpfes, durchgängig doppelte Verschweißung der Außenhaut, verstärkte Innenspanten und engerer Spantenabstand. Eisbrecher sind im Verhältnis zu ihrer Größe besonders breite Schiffe, um eine möglichst breite Fahrrinne zu erzeugen.

Der Bug ist derart geformt, dass das Eis nicht von einer scharfen Bugkante wie von einem Messer zerschnitten, sondern von der flachen und gewölbten Bugunterseite nach unten gedrückt wird, so dass sich der Eisbrecher auf das Eis schiebt und es unter seinem eigenen Gewicht zerbricht.

Die Form des Bugs muss gewährleisten, dass die Eisbruchstücke um den Schiffsrumpf weit herumgedrückt werden und nicht den Propeller oder das Ruder beschädigen. Ein Auftürmen des gebrochenen Eises zu Schollen vor dem Bug würde den Eisbrecher stark behindern oder zum Stillstand zwingen. Durch verbesserte Bugformen brauchen moderne Eisbrecher nur noch die Hälfte der Maschinenleistung früherer eisbrechender Schiffe.

 

Vollständiger Wikipedia-Hintergrund hier

 

Neue Eisbrecher ohne Eis

Eisbrecher im Hamburger Hafen

von Christian Fürst, nmms

Die Temperaturen waren absolut winterlich. Zum ersten Mal im neuen Jahr 2016 herrschte "mäßiger Frost" im Hamburger Hafen, auch wenn nur am Rande des Hafenbeckens eine ganz dünne Eisschicht auf dem dunklen Wasser der Elbe zu sehen war. Es war kurz nach 08.00 Uhr am Morgen - etwa 20 Minuten nach Sonnenaufgang -, als ich zum Hafen kam, um auf Einladung der Hamburger Hafenbehörde an der Taufe von zwei neuen Eisbrechern teilzunehmen. Die sollen künftig das Hafenbecken vom Eis befreien, oder es zumindest so zertrümmern, dass Schiffe die Schollen ungefährdet durchpflügen können. Es war schweinekalt an diesem Morgen Ende Januar. Etwa 9 Grad minus am Hafenbecken, gefühlt waren es mindestens minus 15 Grad, und da ich sowohl Handschuhe als auch Stiefel vergessen hatte, fühlten sich meine Füße und Finger bald an wie tiefgefrorene Eisblöcke. Doch der Anblick der am Überseekai liegenden neuen Schiffe im grellen Gegenlicht entschädigte den Besucher für für die feuchte Kälte, die einem der leichte Wind ins Gesicht blies.

 Der Täufling "Johann Reinke" liegt am Überseekai im grellen Morgenlicht der tief stehenden Sonne

Die beiden Täuflinge, "Christian Nehls" und "Johann Reinke" hatten links und rechts am Anleger festgemacht. Sie sollen zwei in die Tage gekommene Schlepper und Eisbrecher der Hafenbehörde ablösen. Natürlich sind die 18 Meter langen Kraftpakete stärker und schneller als ihre Vorgänger. Sie blasen weniger Dreck in die Umwelt, können bei einem Tiefgang von 2,20 Metern eine geschlossene Eisedecke von bis zu 35 Zentimetern brechen; und wenn einmal - was angesichts des schleichenden Klimawandels sicher immer häufiger vorkommt - keine Eisedecke im Hafen liegt, können sie auch als ganz gewöhnliche Schlepper eingesetzt werden. Zwei weitere Eisbrecher dieses Typs sind zurzeit im Bau auf einer Werft in Lauenburg.     

Wirtschaftssenator Horch besichtigt die "Christian Nehls" nach der Taufe. Im Hintergrund die Elbphilharmonie

 

 

Blick aus dem Führerhaus der "Christian Nehls" Mit Elbphilharmonie (r) und dem Turm von St. Nikolai 

 

Zwischen 50 und 60 Jahren waren die Vorgänger der neuen Eisbrecher alt, die jetzt wohl zu Museumsschiffen werden. Und doch sehen die neuen Schiffe kaum anders aus. Kaum zu glauben, dass diese kleinen Kraftpakete mit doch recht hoher Geschwindigkeit gewaltige Eismassen förmlich zertrümmern können. 

 

Wenn die Elbe friert: Die kleinen Kraftprotze bei der Arbeit

Wie die mit mächtigen Maschinen ausgestatteten Schiffe es schaffen. bei tiefsten Temperaturen die Eisdecke auf der Elbe zu zerkleinern, konnte man bei der Taufe nicht sehen. Dieser Winter war im Norden ausgesprochen mild, und nur an zwei, drei Tagen bildete sich eine hauchdünne Eisschicht etwa auf der Binnenalster, Hamburgs zweitem großen Gewässer. Anders dagegen sah es vor drei Jahren aus, als wochenlanger Frost dafür sorgte, dass praktisch der gesamte Hafen mit einer massiven Eisdecke überzogen war und die Eisbrecher Tag und Nacht unterwegs waren, um das Hafenbecken schiffbar zu machen und zu halten. 

Noch ist die Eisedecke nicht geschlossen im Hamburger Hafen

 Eis drückt das Schiff in die Höhe. Unter seinem Gewicht brechen die Schollen auseinander

 

 

Zu der Bilderstrecke (oben): Tiefer Winter in Hamburg ist gar nicht so selten, wie man glauben möchte. Vor allem 2011 lag hier wochenlang Schnee und die Alster gefror bis zu einer Eisdichte von über 25 Zentimetern. Die ersten drei Bilder der Serie wurden von der im Bau befindlichen Elbphilharmonie aus gemacht. Die folgenden zwei Szenen wurden an den Landungsbrücken gesehen. Eine Touristin baute sich an einem Imbiss ein Schneemann-Pärchen, das sie anschließend mit ihrem Smartphone ganz stolz fotografierte. Bild Nr. 4: Selbst die Möwen frieren bei diesem Wetter, aber sie müssen angesichts der vielen Touristen am Hafen nicht hungern. Bilder 6-15: Ein bulliger Eisbrecher zieht seine Bahn durch das schmutzig-gelbe Eis des Hafen, so dass lokale Fährschiffe und große Containerschiffe fahrplanmäßig fahren können.

 

 

Alle Fotos und Texte copyright Christian Fürst, 2016