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Hamburgs Hafen
(Hintergrund NDR)

Als offizielle Geburtsstunde des Hamburger Hafens gilt der 7. Mai 1189. Dieses Datum trägt ein Freibrief des deutschen Kaisers Friedrich Barbarossa, in dem er den Hamburgern wichtige Privilegien wie die zollfreie Fahrt auf der Unterelbe bis zur Nordsee zusichert.

Heute weiß man: Diese Urkunde, die sich mittlerweile im Hamburger Staatsarchiv befindet, ist eine Fälschung. Mit ihr setzten die findigen Hamburger im 13. Jahrhundert ihre Interessen gegenüber der damals bedeutenderen Handelsstadt Stade durch. 10.400 Mark ließen sich die Ratsherren die Fälschung kosten - damals ein gewaltiger Betrag, der nach heutiger Kaufkraft fast zwei Millionen Euro entspricht.

Segelschiffe prägten jahrhundertelang das Bild des Hamburger Hafens.Tatsächlich gibt es in Hamburg bereits im 9. Jahrhundert einen etwa 120 Meter langen hölzernen Hafenanleger an einem Arm der damals noch nicht aufgestauten Alster. Doch erst ab 1188 lassen die Grafen von Schauenburg Hafenanlagen am damaligen Hauptmündungsarm der Alster, dem heutigen Nikolaifleet, errichten - die Urzelle des heutigen Hafens. Die Grafen werben Kaufleute und Schiffer an, um den neuen Hafen zu fördern. Mit dem Beitritt Hamburgs zum Städtebund der Hanse im Jahr 1321 nimmt der wirtschaftliche Aufschwung des Hafens Fahrt auf. Anders als der Großteil der anderen Hansestädte, die an der Ostsee liegen, hat Hamburg einen Zugang zur Nordsee und sichert sich Handelsprivilegien mit England, Flandern und Holland.

Ein wenig (Wind)-Jammer am Hafengeburtstag

Ein Hauch von Seefahrer-Romantik am 826. Hafengeburtstag

mit Bildern von Andreas Pawlouschek und Christian Fürst

Alljährlich das gleiche Bild: an einem verlängerten Wochenende im Mai wird das Gebiet um den Hamburger Hafen zum Volksfest-Gelände. Innerhalb von knapp drei Tagen drängeln sich dann auf den gesperrten Straßen entlang der Hafenkante geschätzte eine Million Besucher. Der Geruch einer Mischung aus Döner, gebrannten Mandeln und gebratenem Fisch zieht dann über diese Hamburger "Wiesn". Die meisten Besucher kommen zur Einlauf-Parade. Fast alle Hafenfähren sind mit Geburtstagsgästen belegt. Dazu zahlreiche kleine Boote, und die Landungsbrücken und -Stege sind dicht bepackt mit Neugierigen, um die Hafenatmosphäre schnuppern zu können. 

Wie alt der Hamburger Hafen ist, und ob er wirklich im Mai "gegründet" wurde, steht nicht fest. Ziemlich sicher ist nur, dass man früher diesen Geburtstag nicht feierte; zumindest nicht als Volksfest. Im Anglo-German-Club an der Alster, wo Frauen bis vor nicht allzu langer Zeit keinen Zutritt hatten, wurde der Hafengeburtstag dagegen alljährlich (stilvoll und teuer, natürlich) begangen. In den 1970er Jahren kam dann ein Hamburger Journalist auf die Idee, das Fest zu feiern, und wenn nur zu dem einen Zweck, die Verbundenheit der Hansestädter mit ihrem Hafen und der wichtigen Hafenwirtschaft zu stärken. Historiker haben inzwischen herausgefunden, dass  ein Urkunde, die als Gründungsdatum den 7. Mai 1189 ausweist, eine Fälschung war. Das aber stört die Hamburger wenig. Denn der Hafen war immer von zentraler Bedeutung für die Hansestadt und er gab die entscheidenden Impulse für die wachsende Bedeutung und die bis heute gerühmte Weltoffenheit Hamburgs  

 

Schlepper-Ballett - Tanz der Hafen-Elefanten

Zu einem festen Bestandteil des jährlich stattfindenden Hafengeburtstags gehört das sogenannte Schlepper-Ballett. Wenn die kompakten Bugsier-Schiffe, die gewöhnlich riesige Frachter oder Kreuzfahrtschiffe durch die Fahrtrinne der Elbe sicher in den Hafen bringen, ihre bis zu 7000 PS starken Maschinen anwerfen und sich die Schlepper zu Walzerklängen absolut artistisch miteinander im Kreise drehen, dann kommt unter den Zuschauern Jubel auf. Ein Hafen ohne die Schlepper/Bugsier-Schiffe ist auch im Zeitalter der High-Tech undenkbar. Und gerade im Hamburger Flusshafen mit all seinen Verzweigungen durch Nebenarme der Elbe sind sie überlebenswichtig. 

Man könnte sie - ob ihrer ungeheuren Kraft - die Seelöwen des Hafens nennen.  Doch sie sind unglaublich beweglich

 

 

Einlauf- gleich Auslaufparade? Denkste

Ähnlich beliebt wie die Einlaufparade am Freitagnachmittag ist die sogenannte Auslaufparade zum Abschluss der Geburtstagsfeier. Doch wer glaubt, das sei ja nun "so ziemlich das Gleiche", der irrt. Denn nur selten nehmen an dieser rituellen Ausfahrt der (in diesem Jahr angeblich 300) Gastschiffe wirklich alle Schiffe teil. Und natürlich haben Fotografen und Touristen einen völlig anderen Blick auf Hafen und die dazu gehörende Stadt. UND: zumindest in den vergangenen Jahren war das Wetter am Sonntag meist erheblich besser als in den Tagen davor. Auch im vergangenen Jahr, als die Einlaufparade nach einem schweren Sturm mit Wolkenbruch-artigen Regenfällen fast ins Wasser gefallen wäre und die Zuschauer rund um die Landungsbrücken fluchtartige in benachbarten Gebäuden Schutz suchten, oder zur U- und S-Bahn flüchteten. 

 

 Mit der Sonne im Rücken bietet sich gleich eine völlig andere Perspektive der Hafenstadt

 

Eine Million Gäste an drei Tagen

Die offiziellen Feiern zum Hamburger Hafengeburtstag haben inzwischen Dank intensiver Werbung der Tourismusbehörde Gäste aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland angelockt. Ein wenig hilft dabei sicher auch, dass viele Touristikunternehmen die Fahrt in den deutschen Norden inzwischen mit einem Besuch eines der zurzeit 5 Musicals in der Hansetstadt kombinieren. Im gleichen Maße wurde die Hamburger Fressmeile entlang der Hafenkante von der Speicherstadt bis zur Fischauktionshalle am berühmten Fischmarkt verlängert, wo inzwischen für die drei Feiertage sogar ein Riesenrad aufgestellt wurde. Dazu gibt es - ähnlich dem Wiener Donauinsel-Fest - mehrere Bühnen mit Live-Musik, und am Freitagabend natürlich das obligatorische Feuerwerk, das noch immer zusätzlich Besucher aus der ganzen Stadt anzieht.

Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst und Andreas Palouschek.

 

Einen interessanten Hintergrund liefert der Norddeutsche Rundfunk hier