Joggen mit Ausblick - Koehlbrandbrückenlauf 2011
Zu Fuß über ein Monument: 2500 stürmten die Köhlbrandbrücke
"Wahrzeichen" haben die Eigenart, unübersehbar zu sein. Ob man will, oder nicht: Man kann ihnen kaum entgehen. In Hamburg gilt das für den Michel (St. Michaelis) ebenso, wie für die unsägliche "Elbphilharmonie", die (nach Ansicht des Autors) eher durch die massive Gewalt ihrer Ausmaße und ihren exponierten Standort auffällt, als durch besondere Schönheit. Ein Hamburger "Wahrzeichen" ist allerdings unumstritten. Die Köhlbrandbrücke gehört seit ihrer Fertigstellung Mitte der 1970er Jahre zu den schönsten Vertretern ihrer Gattung. Doch die Eleganz dieses - seinerzeit rund 160 Millionen Mark teuren - Bauwerks und den faszinierenden Ausblick konnten die Hamburger bisher fast nur aus der Ferne, oder bei der Überquerung mit dem eigenen Wagen (oder dem Bus der Linie 151) genießen. Denn für Fußgänger und Radfahrer ist die Köhlbrandbrücke (siehe Hintergrund in der Infobox) aus Sicherheitsgründen gesperrt. Doch zum Tag der Deutschen Einheit wurde die Hamburger Köhlbrandbrücke nun erst zum dritten Mal in ihrer 37-jährigen Geschichte für Fußgänger freigegeben. Zum Köhlbrandbrückenlauf am 3. Oktober 2011 waren mehr als 2500 Läufer gemeldet.
Bald zu klein für große Schiffe
Aus der Ferne kann man die Eleganz dieser Brücke nur erahnen. 2028 soll damit Schluss sein!
"Gute Aussicht" vor sportlicher Ehre
Eine Perspektive, die "normale Sterbliche" nur höchst selten vors Objektiv bekommt. Am 3. Oktober wurde die Brücke erst zum 3. Mal für "Fußgänger" frei gegeben
Die Distanz von rund 12 Kilometer war dabei für die wenigsten ein Problem. Die meisten Teilnehmer waren, oder wirkten zumindest gut trainiert, wenngleich so manches "Schwergewicht" nur arg schnaufend den "Gipfel" der mehr als 3 Kilometer langen Brücke erreichte, deren bis zu 135 Meter hohe Pylonen (Stützpfeiler) die Brücke über den 325 Meter breiten Köhlbrand mit bis zu 10 Zentimeter dicken Stahlseilen tragen. Dass der vom Hamburger Leichtathletikverband organisierte Köhlbrandbrückenlauf ein echter "Volkslauf" wurde, dafür sorgten die Teilnehmer im Alter von 12 bis 75 Jahren.
Für die meisten Teilnehmer stand aber der sportliche Wettbewerb, oder gar die herausgelaufene Zeit für die ungewohnte Strecke nur an zweiter Stelle. Denn fast alle hatten ihre kleine Digicam in der Hosentasche, oder das smarte Handy, um vom höchsten Punkt der Brücke aus das beeindruckende Panorama festzuhalten, das gewöhnliche Sterbliche sonst eben nur im Vorbeifahren erleben können .
Und natürlich wollte man dann auch gleich ein Bild von sich - etwa mit der Elbe im Hintergrund, oder dem Panorama der Hamburger Innenstadt, mit ihren schönen Kirchen und dem künftigen "Wahrzeichen", der noch auf Jahre unfertigen Elbphilharmonie. Zwischendurch erinnerten heftige Windböen daran, warum Fußgängern und Radfahrern dieser Blick ansonsten verwehrt bleibt.
Dass am Ende mit Olympiasieger Dieter Baumann ein ehemaliger Spitzenathlet den ersten Brückenlauf in rund 40 Minuten souverän gewann, war letztlich nicht so wichtig. Der erste Köhlbrandbrückenlauf war, so meinten nicht nur die Veranstalter, ein voller Erfolg und soll deshalb im kommenden Jahr wiederholt werden. Bis zum Jahr 2028 - dann muss das Bauwerk vielleicht einer noch höheren Brücke weichen - ist dann noch viel Zeit für weitere Volksläufe.
Blick auf die Verladeanlage für Kraftfahrzeuge
Gegenlicht: Kohlehalden werden "gewässert"
Alle Fotos und Text copyright Christian Fürst, 2011