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Hintergrund

(Wikipedia):

Üblicherweise werden Motorradgottesdienste von christlichen Motorradfahrergruppen oder einer Gemeinde angeboten, die entweder einen motorradbegeisterten Pastor oder eine gewisse Anzahl von Bikern in ihren Reihen hat.

Der Gottesdienst wird, je nach Prägung des Ausrichters, in mehr oder weniger traditioneller Form durchgeführt. Die Motorradfahrer nehmen selbstverständlich in Motorradkluft und mit abgesetztem Helm an dem Gottesdienst teil.

Bei einigen Gottesdiensten werden die Maschinen gesegnet.

Wenn möglich, wird ein Motorradgottesdienst in einer fahrerisch reizvollen Umgebung abgehalten, z. B. auf einem Bauernhof nahe einer kurvenreichen Strecke oder im Biergarten eines Bikertreffs. In anderen Fällen wird bewusst die Nähe zu einer Kirche gesucht, z. B. beim Hamburger MOGO.

Bei dem Hamburger MOGO starten bis zu 40.000 Motorräder und fahren über die eigens dafür abgesperrte Autobahn in das Hamburger Umland. Hier vergehen vom Konvoistart bis zum Passieren der letzten Motorrades 1 ½ bis 2 Stunden.
 

Geschichte

Am 8. Januar 1962 hielt Pfarrer Manfred Dörr am Nürburgring einen Gottesdienst vor Motorradfahrern.

Am 10. März 1974 führt der Berliner Pfarrer Bernd-Jürgen Hamann einen Korso von 300 Motorrädern von der Berliner Spinnerbrücke zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, um dort einen Trauergottesdienst für einen verunglückten Motorradfahrer abzuhalten. Seit 1975 finden in Berlin am Ende der Saison Gedenkfahrt und -gottesdienst statt. Damit wurden erstmals spezielle Gottesdienste für Motorradfahrer in einer Kirche etabliert und gemäß dem damaligen Sprachgebrauch erhielt Hamann von der Presse den Titel Rockerpfarrer.

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 1979 in Nürnberg kooperierten die Pfarrer Hamann und Dörr und riefen zum Drive-In-Gottesdienst. 5.000 Motorradfahrer folgten der Aufforderung und ließen auf dem Hauptmarkt zum Lobe Gottes auf Kommando ihre Motoren an. Hamanns Botschaft „...bei mehr als 130 Stundenkilometern steigen die Schutzengel ab...“ wurde zum geflügelten Wort. Seit dieser Zeit haben sich Motorradgottesdienste auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, der alle 2 Jahre in einer anderen deutschen Metropole stattfindet, etabliert.

 

 

Fromme Rocker? - Motorrad-Gottesdienst am Michel

"Jesus Hilf!" - 35 000 Biker bitten um göttlichen Beistand

von Christian Fürst, nmms

 

Sie haben ein Hobby, das - häufiger als andere Steckenpferde tödlich endet. Sie rauchen im Durchschnitt häufiger als andere Bundesbürger und ein nicht unbeträchtlicher Anteil von ihnen ist sichtbar übergewichtig. 35 000 begeisterte Motorradfahrer, auf neudeutsch "Biker" genannt, trafen sich am vergangenen Sonntag in Hamburg zu dem inzwischen traditionsreichen Motorrad-Gottesdienst vor dem "Michel". Doch wohl nur die wenigsten kamen wirklich, um göttlichen Beistand für ihre Zweirad-Raserei zu erbitten. "Das ist doch hier wie ein Familientreffen" meinten fast alle Befragten, die trotz ihrer schwarzen Lederklamotten an diesem Tag so gar nicht furchterregend wirkten.  

 

Mehrere Hauptverkehrsstraßen Hamburgs wurden für das "Event" gesperrt. Ärgerliche Staus für Autofahrer waren die Folge. Aber was solls...!

 

 

Für den Nicht-Biker ein Buch mit sieben Siegeln? wie finden die 35 000 Teilnehmer am Ende auf der vierspurigen Straße ihr Motorrad wieder

Die Elbemetropole, die sich so gern in Superlative über ihren Stand in der Welt versteigt, könnte sich tatsächlich inzwischen die "Welthauptstadt der Motorräder" nennen, denn schon seit Jahren treffen sich in der Hansestadt auch die stolzen und nicht selten schon betagten Besitzer legendärer Harley Davidson Knattermaschinen, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und/oder sich einmal die wirklich frische Hamburger Luft um die Nase streichen zu lassen.

 

 

Doch der vor 30 Jahren ins Leben gerufene Motorrad-Gottesdienst ist etwas besonderes. Die Teilnehmer verhalten sich schon bei der Anfahrt außergewöhnlich diszipliniert. Die zahlreichen "Ordner", die die Organisation des Treffens überwachen, wurden von den Bikern selbst bestellt. Lederjackenträger mit Bier oder anderem Alkohol sind so gut wie gar nicht zu sehen. Schließlich soll es ja nach dem Gottesdienst noch eine Station weitergehen auf der alljährlichen Wallfahrt: Ziel Kaltenkirchen, wo dann das Abschlussfest gefeiert wird.

 

                             Er ist keineswegs betrunken, sondern nur müde. Und er nuckelt immer wieder mal an seiner Limonade, oder ist es gar ein "Power-Drink"?

Viele Biker fahren schon Stunden vor dem Gottesdienst zum Michel. Sie haben sich mit anderen Zweiradfans verabredet, und nun wird geklönt, gefachsimpelt, oder einfach nur eines der exotischen Motorräder bestaunt, die ihre Besitzer hier stolz zur Schau stellen. Moderne "TukTuks" aus Bangkok stehen hier neben Oldtimern, an denen die meist findigen Besitzer selbst hier noch herumschrauben.

Ein TukTuk im Bestzustand: Chrom blitzernd und mit Leder gepolstert. Schöner als jedes Original-Tuktuk in Bangkok - Und dann die Models dazu !

Exotische Motorräder werden gleich von neugierigen Bikern umringt!

"Die Limo muss raus!" - Auch ein Hippie muss mal...

"Wo hatt' ich noch gleich mein Byke geparkt??"

Am Ende sitzen die nun durch christlichen Segen gestärkten Motorradler in aller Ruhe wieder auf, und ab geht's - in einer schier endlosen Prozession mit erd-erschütterndem Lärm durch die Straßen Hamburgs zur Autobahn. Alles ist friedlich geblieben; Gewalt gab es keine, und die meisten versprechen: Nächstes Jahr kommen wir wieder. Am 22. Juni 2014 wird der nächste MoGo stattfinden, werden die Straßen blockiert, Massen von Abgasen und CO2 in die Luft geschleudert, und Lärm-empfindliche Bürger verschreckt. Aber dann: Blasen Indiens Heilige Kühe nicht deutlich mehr Abgase in die Luft? Und was ist mit der anderen Heiligen Kuh - den Passagierflugzeugen, die im Norden Hamburgs an den Nerven zerren?

 

Dass so mancher Pastor früher die Motorräder der Veranstaltung segnete, klingt zwar etwas anrüchig. Vor Hundert Jahren aber segneten die Herren in ihren schwarzen Roben die Kanonen, das war schlimmer!  Doch auch Bikes können bekanntlich zu Mordinstrumenten werden, und deshalb gelten die mahnenden Worte eines Pastors aus den Gründerjahren der MoGos auch heute noch: „...bei mehr als 130 Stundenkilometern steigen die Schutzengel ab...“ wurde zum geflügelten Wort.

 

copyright Christian Fürst, 2013