Frohes Fest "Santa Pauli"

Merry Christmas auf Santa Pauli ???

von Christian Fürst, nmms 

Nein, besonders weihnachtlich geht es hier nicht zu: Der Weihnachtsmarkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist alles andere als romantisch, und bei Tageslicht besehen kein bisschen einladend. Und doch ist der Markt von "Santa Pauli" nach Einbruch der Dunkelheit gut besucht und laut, und mit jeder Stunde steigt mit dem Alkoholspiegel auch der Lärmpegel.

Gleichberechtigung, oder sexuelle Ausbeutung? auf dem Weihnachtsmarkt Santa Pauli auf der Reeperbahn ist das kein Thema

Anspielungen auf die Rotlicht-Umgebung rund um den Markt, gibt es auf Santa Pauli mehr als genug. Die Plakate mit dem halbnackten Weihnachtsmann sind überdeutlich und viele würden sie geschmacklos nennen. Doch die überwiegend jüngeren Gäste, die hierher kommen, finden's eher lustig. Oder sie ignorieren die zahlreichen Anspielungen. "Wenn die Leute in Gruppen kommen, kichern die meisten erst einmal, wenn sie unser Angebot sehen", erzählt eine junge Verkäuferin an einem Stand, der bunte Dildos aus Holz anbietet. Angeblich "made in Bavaria" und mit ungiftigen Farben bemalt. "Aber wenn sie dann allein hier sind, dann kaufen sie auch", lacht sie.

 

Ziemlich derb, aber... So was scheint eben zu St. Pauli zu gehören. Proteste gabs bisher nicht

 

Politische Parolen (Bild 2) neben leicht obszönen Weihnachtspostern (Bild 1, 4 und 6): Das vor-weihnachtliche St. Pauli ist am Tag alles andere als weihnachtlich. Und die Damen des horizontalen Gewerbes in der berühmt-berüchtigten Herbertstraße scheinen noch zu schlafen (Bilder 8-10)  Das Bild von Santa Pauli im Schneegestöber stammt noch aus dem Jahr 2014. In diesem Jahr fällt die "weiße Weihnacht" in unendlich viel Regenwasser.

 

Glühwein, Crepes und Waffeln

So lange der Glühwein im Kessel heiß bleibt und seinen betäubenden Dunst verströmt, bleiben auch die Gäste

Nur wenige Meter hinter dem Weihnachtsmarkt geht am Abend das Nachtleben St. Paulis im gewohnten Rhythmus weiter. Doch das traditionsreiche Viertel verändert rapide sein Gesicht. die alten Bewohner werden verdrängt. Dort, wo bis vor einigen Monaten die hässlichen, aber wegen niedriger Mietkosten begehrten "Esso-Häuser" standen, entsteht jetzt direkt an der Reeperbahn ein riesiger Block mit Glas- und Stahlfassade. Kein Platz mehr für Huren? Und auch nicht für die einfachen Leute. "Gentrifizierung" heißt so etwas auf Neu-Deutsch.

 

Kaum auf einer anderen großen Straße Hamburgs leben so viele Obdachlose, wie auf der Reeperbahn, gleich neben dem Weihnachtsmarkt. Sie hoffen natürlich auf die Großzügigkeit der Touristen, die täglich in großer Zahl über die angeblich sündige Meile flanieren. Das Bild stammte aus dem kalten Winter 2012. Der Hundebesitzer hüllte seinen Vierbeiner in eine warme Decke, um ihn vor dem eisigen Wind zu schützen.


 

 

Zu den Bildern:

Bild 12 zeigt einen Crepes- und Waffelbäcker. Er sorgt seit drei Jahren für weihnachtlichen Duft auf Santa Pauli 

Bild 14: Santa Pauli im Schneetreiben vor 2 Jahren

Bild 17: Die berühmte Davidswache-Polizeistation

Bild 20: Andrang vor der "Großen Freiheit Nr 36" wo regelmäßig Popkonzerte stattfinden

Bild 33: Würstchenbuden machen hier überall gute Geschäfte

 

Hier noch ein paar Links zu früheren Weihnachtsmarkt-Features:

 

Weihnachten 2012


Weihnachtsmarkt 2013

 

 

 

 

 

 

Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst 2014