Gay Pride - CSD-Parade
Gay ist Geil - Christopher -Street-Day Parade in Hamburg
von Christian Fürst, nmms -
Es schien, als habe Petrus, der Erz-Konservative Wetter-Verantwortliche, etwas gegen diese Veranstaltung. Kurz bevor sich die Regenbogen-Wagen der Christopher-Street-Day Parade in Bewegung setzten, ging ein heftiger Wolkenbruch über der Hamburger Innenstadt nieder. Doch das mochte die gigantische Schwulen- und Lesben-Party nicht stören. Tausende Aktivisten der Hamburger Homosexuellen-Szene warben am vergangenen Samstag bei ihrem inzwischen schon traditionsreichen Umzug für Toleranz und natürlich auch für ihre Rechte, die sie in den vergangenen Jahrzehnte gegen anhaltendender Diskriminierung durch Politik und Gesellschaft erkämpft haben. "Gay Pride" (etwa: "Gay ist Geil"), heißt die Devise, mit der Schwule, Lesben, SM-Anhänger oder etwa die Mitglieder des fast schon im Geheimen wirkenden Hilfsordens "Schwestern der perpetuellen Indulgenz" für ihre Sache warben. Und Hamburgs sozialdemokratischer Bürgermeister Olaf Scholz machte mit. Er marschierte an der Spitze des Umzugs mit gutem Beispiel voran.
Die Schwestern der perpetuellen Indulgenz: Ein Hilfsorden von Homosexuellen für Homosexuelle. Insbesondere kümmern sich die Mitglieder um Aids-Kranke (Hintergrund zu dem orden in der Info-Box links)
"Trau Dich, Zeig Dich - Out ist In!" - Mit dieser Losung wollen die Organisatoren der vom Hamburger Senat geförderten CSD-Parade in diesem Jahr Schwule und Lesben ermutigen, sich zu ihrer sexuellen Neigung und ihrem Anders-Sein zu bekennen. Der gigantische Publikumserfolg gab ihnen Recht: Nach offiziellen Angaben kamen 100 000 Menschen in die Innenstadt, wo sich Heteros und Homos etwa auf der Mönkebergstraße munter mischten. CSD-Parade wird in Hamburg immer mehr zu einer riesigen Party. Schwule Paradiesvögel in halbnackt in bunten Feder-Kostümen, die sich ebenso geduldig fotografieren ließen, wie Transsexuelle, Lederfetischisten oder einfach schwule und lesbische Pärchen, darunter ganz junge Teenager, die hier vielleicht schon ihr Coming Out hatten.
Doch bei aller Fröhlichkeit, die nicht selten etwas gequält und künstlich wirkte, machte die Parade einmal mehr auf die Probleme und Barrieren aufmerksam, vor denen gleichgeschlechtliche Paare heute noch immer stehen. Ob beim Verkauf niedlicher kleiner Teddybären für die Aids-Hilfe, beim Protest gegen die Verfolgung Homosexueller im offiziell demokratischen Russland (Motto: Menschenrechte sind wichtiger als Gas!) oder für den Zugang und die Offenheit gegenüber Schwulen beim Fußball ("Fußball ist alles - Auch schwul!") und für die Gleichstellung bei der Adoption von Kindern: Nach wie vor sind Schwule und Lesben vielfältiger Diskriminierung ausgesetzt. Auch wenn Deutschland inzwischen einen schwulen Außenminister und regierenden Bürgermeister in Berlin als Beweis für seine Toleranz vorweisen kann. Und die Travestiekünstlerin (oder ists der Travestie-Künstler???) Olivia Jones, die selbstverständlich in knalligem Outfit bei der Parade mitmarschierte, ist in Hamburg inzwischen bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund.
Drag Queen Olivia Jones ist auf jeder CSD-Parade dabei. Auf St.Pauli hat sie inzwischen zwei populäre Kneipen
"Keine Angst vor Deinem Coming Out": Noch immer ein riesiges Problem für viele Homosexuelle weltweit.
Text und Bilder copyright 2011, Christian Fürst