CF - Am schnellsten mit zwei Händen - Hamburg Marathon 2012

Rekorde, Rekorde: Am schnellsten waren die Zweihänder!

von Christian Fürst, nmms

 

Sie starteten beim Hamburg Marathon als erste und waren auch - bei weitem - am schnellsten im Ziel - Querschnittsgelähmte und andere Behinderte mit ihren Handbikes

 

Die Marathondistanz von mehr als 42 Kilometern ist gnadenlos. Vor allem, wenn man sie zu Fuß zurücklegen will, und dann noch so schnell wie möglich... . Mehr als 10 000 Männer und Frauen nahmen am Sonntag (29. April) in Hamburg am alljährlichen Marathonlauf teil. Nicht wenige, darunter der deutsche Olympia-Kandidat Falk Cierpinski, erreichten das Ziel nicht. Selbst der extrem durchtrainierte Körper des Athleten streikte etwa auf der Mitte der Distanz.

Am Ende siegte der Äthiopier Shami Dawit (28) bei den Männern in 2:05:58 Stunden und kassierte für diese Glanzleistung doppelt. Für den Sieg und die neue Hamburger Rekordzeit. Beste Frau war die Kenyanerin Rael Kiyara in der neuen (Hamburg-)Rekordzeit von 2:23:47 Stunden.

Einmal mehr waren die afrikanischen Rernnläufer nicht zu schlagen. Die Männer, die von unbändigem Siegeswillen und ihre durch lebenslanges Hochebenen-Training gestählten Körpern angetrieben werden, waren wieder einmal eine Klasse für sich. Der beste deutsche Läufer lag 9 (neun !) Minuten hinter dem Sieger, und bei den Frauen klaffte zwischen der Kenyanerin und der besten Frau aus Deutschland sogar eine Lücke von 20 Minuten.

Doch die 700 000 Hamburger, die die Strecke säumten, um die Teilnehmer aller Alters- und Leistungsstufen mit ihren roten klappern anzufeuern, klatschen nicht nur für die wenigen Dutzend Spitzenathleten, die vom Veranstalter für insgesamt 300 000 Euro Startgeld an die Elbe gelockt wurden. Allen voran die unbesungenen Helden dieser Sportart: Die quersachnittsgelähmten und andere körperbehinderte Athleten, die mit ihren hand-getriebenen Handbikes als erste starteten und den Marathonläufern in kürzester Zeit auf und davon fuhren. 

Selbst die langsameren Handbiker waren noch schneller als der Sieger auf zwei Beinen

Immerhin kam der Sieger der dreibeinigen Spezialräder nach nur rund einer Stunde unter großem Beifall der Zuschauer ins Ziel und war damit etwa doppelt so schnell, wie der Sieger des Marathon-"Laufs". Für Menschen mit einer so schweren körperlichen Behinderung eine unglaubliche Leistung, die größte Bewunderung und Respekt verdienen.

 

Nach dreiviertel der Renndistanz lagen sie noch vorn, doch dann zog der spätere Sieger an ihnen vorbei und nahm ihnen bis zum Ziel noch fast zwei Minuten ab.

 

Marathon heißt in erster Linie "Selbstüberwindung", sagen viele der Langstreckenläufer: Die meisten Teilnehmer kämpfen immer wieder gegen die Schmerzen der Extrembelastung

 

Anfeuern bis zum letzten Meter: Mit den Plastikklappern wirds auch richtig laut an der Strecke

Wieviele der über 25 000 Teilnehmer an den verschiedenen Laufwettbewerben (Staffeln, Halbmarathon, kürzere Strecken) das Ziel im Herzen Hamburgs NICHT erreichten, wurde nicht bekannt. Doch selbst die hoch-trainierten Spitzenläufer scheitern immer wieder an ihren Körpern. Mediziner weisen immer wieder daraufhin, dass die extreme Dauerbelastung über Stunden den Körper dauerhaft schädigen kann. So zerstört der Marathon Körperzellen, darunter auch Zellen des Herzmuskels.

 

Da setz ich mich dann doch lieber ins Auto....

 

Alle Bilder und text copyright Christian Fürst, 2012