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Springreiten Tierquälerei?

(Quelle PETA)

Beim Springen durchlaufen Pferd und Reiter einen Parcours, in dem die Pferde gezwungen werden, in kürzester Zeit über verschiedene Hindernisse zu springen. Springt ein Pferd nicht hoch genug und berührt mit den Beinen die Stange eines Hindernisses, sodass sie herunter fällt, gibt es Fehlerpunkte. Die Hindernisse sind in den höchsten Klassen bis zu 1,60 m hoch. Daher kommt es häufig vor, dass Pferde ein Hindernis „verweigern“ oder schwere Verletzungen davontragen, wenn sie in das Hindernis regelrecht hineinstürzen. Kommt es dabei zu einer Fraktur des Pferdebeines, ist das Tier für den Sport „unbrauchbar“ und wird häufig zum Schlachter gebracht. Immer wieder kommt es vor, dass sogenannte Sportpferde an einem Aortenabriss sterben. Zwei davon, Woodsides Ashby von der Vielseitigkeitsreiterin Bettina Hoy (15) und Hickstead von Eric Lamaze (16), starben während einer Prüfung. Mitte Oktober 2012 starb ein Pferd von Matthias Alexander Rath an der gleichen Todesursache.

Pferde zu zwingen, über derart hohe Hindernisse zu springen, entspricht in keiner Weise den natürlichen Bewegungsabläufen dieser Tiere. Denn in der Natur springen Pferde nur in ausweglosen Situationen über Hürden. (17) Im Wettkampfsport werden Pferde gezwungen, bereits im Alter von drei Jahren über Hindernisse zu springen. Noch nicht einmal ausgewachsen, werden sie auch mit tierquälerischen Methoden wie dem „Barren“ dazu gebracht, höher zu springen. Beim sogenannten Blistern werden die Röhrbeine der Pferde mit einer chemischen Substanz eingerieben, die zu Schmerzen führt, sobald das Tier eine Stange berührt. Obwohl diese Methode verboten ist, kommt es immer wieder zu Verstößen, auch bei olympischen Spielen und auch in der deutschen Reiterequipe.

Deutsches Derby 2015

Deutsches Spring-Derby 2015 - Zur Not auf dem Hinterteil

von Christian Fürst, nmms

 

Hamburger Freunde des Reitsports nennen "ihr" Deutsches Spring- und Dressur-Derby nicht ohne einen gewissen Stolz das "schwerste Reit-Turnier der Welt" . Auch in diesem Jahr (2015) versammelte sich auf dem großen Turnierplatz im Nobel-Stadtteil Klein Flottbek wieder die Elite der deutschen Reiterei in der Hoffnung, sich nach drei Qualifikationsspringen am Sonntag die blaue Schleife des Siegers im Großen Preis anlegen zu dürfen. Doch wie so häufig bei diesem äußerst schwierigen Parcour über die Marathon-Distanz von 1230 Metern und 17 Hindernisse gewann am Ende ein Außenseiter. Der niedersächsische Altenpfleger Christian Glienewinkel mit seinem Wallach Professinal Aircare schaffte er als einziger von 30 Reitern den traditionsreichen Parcour ohne Fehler. Doch mehr noch als in den vergangenen fünf Jahren war das Derby 2015 von Stürzen, Beinahe-Stürzen oder Verweigerungen der Pferde geprägt, die mehr als ein Drittel aller Reiter aller Chancen beraubten.   

 

Christian Glienewinkel schaffte mit seinem Wallach Professional Aircare als Einziger einen fehlerfreien Umlauf

 

Am berüchtigten "Wall", einem drei Meter hohen künstlichen Tafelberg, verließ viele Pferde und Reiter (zu recht) der Mut

Tierschützer haben den Traditionsparcour des Deutschen Derbys immer wieder heftig kritisiert. Im Mittelpunkt dieser Kritik steht der berüchtigte, drei Meter hohe Wall, auf dem auch routinierteste Pferde in Panik geraten und auch erfahrene Reiter immer wieder verzweifeln. Schließlich ist der fast senkrechte Abhang, dem nach wenigen Metern ein hohes Hindernis folgt,  alles anderen als Pferd-gerecht. In diesem Jahr sei das gigantische Hindernis leicht entschärft worden - meinte zwar der Veranstalter. Doch ein schwerer Sturz unmittelbar zwischen Wall und Hindernis zum Auftakt der zweiten Qualifikation und die Verweigerungen so vieler Pferde sprachen eine andere Sprache.

   

Der fürchterliche Sturz des ersten Reiters bei der Qualifikation zum Deutschen Spring-Derby machte es wieder deutlich: Dieser Große Preis ist vergleichsweise rücksichtslos, wenn es um die Gesundheit von Reiter und Pferd geht. Zwar werden die etwa 20 000 Freunde des Reitsports, die das Turnier täglich besuchen, energisch den Vorwurf der Tierquälerei zurückweisen. Doch wer die zum Teil angsterfüllten Augen der Springpferde beim Abgang vom Wall sieht, oder verfolgt, wie sie sich mit hoher Geschwindigkeit in den massiven Hindernissen verfangen,  der kann verstehen, warum sich internationale Stars des Springsports in Hamburg zunehmend rar machen. 

 

Selbst der Champion verweigerte auf dem Wall

Das Aus: Selbst den 18-jährigen, zweifachen Derby-Sieger Calle Cool verließ auf dem Wall der Mut.

 Ein "Beinahe-Sturz": Wenn Pferd und Reiter sich nach dem Abgang vom Wall verschätzen, wirds gefährlich

 

 

 

 

Schaum vor dem Mund - Dieses Pferd war so aufgeregt, dass es praktisch unkontrollierbar wurde

 

Überraschungssieger und ein Publikumsliebling

Sportlich war das Derby, das vom Hamburger Kaffee-Magnaten Darboven gesponsort wird, ein Erfolg, auch wenn das abschließende Springen durch zum Teil heftige Regenfälle beeinträchtigt war. Selbst Vorjahressieger Nisse Lüneburg mit seinem 18 Jahre alten Wallach Calle Cool scheiterte bei dem Versuch, zum "Karriereende" seines Pferdes das schwere Turnier erneut zu gewinnen. Calle Cool verweigerte trotz seiner großen Erfahrung den Abstieg vom Wall und musste disqualifiziert werden. "Vermutlich hat er sich gedacht: Warum muss ich mir das so kurz vor der Pensionierung noch zumuten"! kommentierte humorvoll der Moderator über Lautsprecher. Keine Mühe hatte dagegen die inzwischen in die absolute Weltspitze aufgerückte Janne-Friederike Meyer, deren erst acht Jahre alte Stute Cellagon Annar förmlich über die Hindernisse flog und nur einen Abwurf hatte. Meyer reitet Pferde aus dem Besitz von Deutsche Bank-Chef Jürgen Fitschen.     

 Die 34jährige Janne Meyer wurde mit ihrer erst acht Jahre alten Stute Cellagon Anna 4. und genoss es

 

 

 

 

Familientreffen

Auch vom wirtschaftlichen Standpunkt war das 86. Spring- und Dressurderby wohl ein Erfolg. Im Schnitt kamen täglich fast 20 000 Zuschauer in das Reitsport-Zentrum in Klein Flottbek, teilten die Veranstalter mit. Und die großen Wettbewerbe rund um das Derby am Sonntag wurden Live vom Fernsehen (ZDF und NDR) übertragen.  erstaunlich gering bis nicht vorhanden war das übrige Medienecho auf das Turnier, das immerhin zu den wichtigsten in Deutschland zählt. Doch den Gästen, von denen vermutlich nicht wenige selber reiten, schien es gleich zu sein. Sie kamen mit Kind und Kegel und ihren Hunden, die sich auf dem Gelände ausgesprochen wohl fühlen.

 


 

 

Hier noch ein Hintergrund der Tierschutz-Organiosation PETA zum Thema Pferdesport: http://www.peta.de/faktenpferdesport

 

 

Alle Texte und Bilder copyright Christian Fürst, 2015