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HINTERGRUND:
Das Deutsche Derby (Wikipedia)

Das Deutsche Derby ist ein Galopprennen der Gruppe I. Es wird traditionell am ersten Sonntag des Monats Juli parallel zum Irischen Derby auf der Galopprennbahn Hamburg-Horn ausgetragen. Es führt über eine Länge von 2400 Meter.

Das Derby ist ein Leistungsvergleich für dreijährige Vollblutpferde. Neben dem Deutschen Galopp-Derby werden auch im Ausland vergleichbare Veranstaltungen durchgeführt.

Geschichte des Deutschen Galopp-Derbys

Nachdem der Norddeutsche Bund 1867 eine Verfassung erhalten hatte und bei Berlin die Galopprennbahn Hoppegarten unter Regie des Union-Klub entstanden war, wurde 1869 das Norddeutsche Derby erstmals ausgetragen. Der erste Sieger war das Pferd Investment aus dem Besitz von Ulrich von Oertzen.

Nur wenige Male wurde das Deutsche Derby (so seit 1889 genannt) nicht in Hamburg gelaufen. Dies war 1919 auf der Rennbahn Grunewald bei Berlin, 1943 und 1944 in Hoppegarten (nahe Berlin), 1946 München und 1947 Köln. Lediglich 1945 wurde das Derby nicht gelaufen.

1940 bis 1944 wurde das Derby als „Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen“ ausgetragen und das Wiener Derby 1940–1944 als "Großer Preis von Wien" gelaufen. Das Derby kehrte 1948 nach Hamburg zurüc. Der Große Deutschlandpreis der Dreijährigen verblieb im Programm der sowjetischen Besatzungszone. Dieser wurde später als Derby der Deutschen Demokratischen Republik gelaufen.
 

Donnerwetter - Galopp-Derby 2014

Um (11) Längen voraus - Deutsches Galopp-Derby für Top-Favoriten

von Christian Fürst, nmms

Auch mit einem PS kann man schnell unterwegs sein. Rennpferde, wie der neue deutsche Derby-Gewinner "Sea the Moon" (Bild), schaffen mehr als 60 Stundenkilometer und brauchen dafür weder Strom noch Benzin. "Sea the Moon" gewann am vorletzten Tag der Derby-Woche in Hamburg das 145. Deutsche Derby der Galopper mit 11 (elf) Längen Vorsprung. Das in Deutschland gezüchtete und trainierte Rennpferd war auch absoluter Favorit der Buchmacher. Doch die Art und Weise seines Sieges unter dem belgischen Jockey Christophe Soumillon - die in ihrem Ausmaß an Deutschlands Fußball-Sieg gegen Brasilien in Belo Horizonte erinnert - begeisterte die 23 000 Zuschauer. Unter ihnen auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt.

200 Meter vor dem Ziel geht der belgische Jockey aus dem Sattel, während "Sea The Moon" der Lichtschranke entgegen fliegt


Für Trainer Markus Klug ging mit dem Sieg "ein Lebenstraum" in Erfüllung. Er ließ sich nach dem Rennen vom Publikum feiern 

 

 

Deutsche Jockeys Mangelware: "Kleine Männer" nur noch aus dem Ausland?? 

Jockey Christophe Soumillon hatte am Ende gut Lachen: Mit dem lukrativen Sieg beim 145. Deutschen Galopp-Derby stand der Belgier in diesem Jahr schon zum 105. Mal auf dem Siegertreppchen. Gute Jockeys sind - vor allem in Deutschland - inzwischen Mangelware. "Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Menschen immer größer werden (und damit schwerer)" sagte ein Derby-Verantwortlicher nach dem Rennen. Jockeys sind in der Regel um die 160 Zentimeter groß und wiegen zwischen 50 und 60 Kilogramm. Dazu kommen die sehr eingeschränkten Berufschancen in Deutschland, wo der Pferderennsport einen deutlich geringeren Stellenwert besitzt als etwa in Frankreich. Und so steigen die Chancen für ausländische Jockeys wie etwa den Holländer Adrie de Vries (45), der in Hamburg in den ersten Tagen bereits sieben Rennen auf verschiedenen Pferden gewann.

 

 

 Die Serie zeigt den holländischen Jockey de Vries bei einem seiner 7 Siege auf dem Hamburger Derby

 

Donnernde Hufe und Tierschutzproteste

 

Vor Beginn des großen Rennens demonstrierten Hamburger Tierschützer am Eingang der Rennbahn. Nach dem schweren Unfall im vergangenen Jahr, als beim Zusammenprall zweier Rennpferde während eines Hindernisrennens, beide Pferde getötet wurden, hatten Tierschützer ihre Proteste gegen den Rennsport insgesamt verstärkt. Dennoch wurde das umstrittene Hindernisrennen auch in diesem Jahr wieder gestartet.

Doch die zum Teil drastischen Plakate mit Unglücks-Fotos aus dem Vorjahr konnten die 23 000 Zuschauer nicht davon abhalten, den Derby-Renntag zu besuchen; genügend Gäste, um den Verbleib des Prestige-trächtigsten Pferderennens in Hamburg-Horn zu rechtfertigen. Noch im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren größte Schwierigkeiten,  das wertvollste Rennen der Republik, vergleichbar mit dem Prix d'Arc de Triomphe (Siegprämie: 500 000 Euro), in der Elbmetropole zu halten.

 

Bilder 5-10: Nach dem rennen werden die oft stark schwitzenden Rennpferde ordentlich abgeduscht. Vermutlich soll das die stark erhitzten Tiere auch etwas abküheln. Einige Pferde scheinen diese Prozedur zu lieben und zeigen sich den Zuschauern in bestem Licht. Andrere wiederum mögen die kalte Dusche gar nichtkönnen es kaum erwarten, in ihren Stall zurück zu kommen.

 

Bilder 11-14:: Wenn alle Teilnehmer eines Rennens in ihren Startboxen stehen, springen die Klappen auf und die Rennpferde sprinten heraus.

 

Bilder 19, 20: Die Organisatoren und der Hauptsponsor des Hamburger Derbys, Darboven

 
 

 

 Vom Rentner bis zum Millionär 

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hatte dem Derby in einer Grußbotschaft zwar Gutes Gelingen gewünscht, er schaute selbst aber nicht vorbei. Vielleicht hat er sich ja Sorgen gemacht, dass ihm die Visite bei einem scheinbar so elitären Ereignis beim Wahlvolk schaden könnte? Dafür kam am Sonntag Altkanzler Helmut Schmidt, der - wie immer in Hamburg - von den Zuschauern begeistert gefeiert wurde. Tatsächlich ist die Mehrheit der Zuschauer beim Pferderennen alles andere als elitär. Zwar ist der Eintritt zur Rennbahn mit 13 Euro nicht unbedingt billig - Tribünenplätze sind ungleich teurer - doch der Mindest-Wetteinsatz ist mit 50 Cent gering, und eine Bratwurst (gar nicht schlecht) bekommt man schon für 2,50 Euro. Viele Zuschauer brachten sogar ihre Essens-Körbe für ein zünftiges Picknick mit. Auf jeden Fall waren die Damen und Herren der High Society eher in der Minderheit, und wer immer einen Namen hatte, wurde von einem Dutzend Fotografen ins Visier genommen.

 

 

 

Nur ein Hauch von Ascott, aber ...

Die Rennen im englischen Ascott sind weniger durch die dort aufgaloppierenden Pferde bekannt, als durch die mehr oder weniger bekannten Damen in ihrem von elegant bis "unmöglich" reichenden Kopfbedeckungen. Um nun einen Hauch von Ascott auf die Rennbahn in Hamburg-Horn zu bringen, starteten die Organisatoren deshalb einen eigenen Hut-Wettbewerb. Doch zumindest in diesem Jahr hielt sich die Beteiligung in engen Grenzen.  Am Ende siegte das kunstvolle Werk der  jungen Baronesse Franziska Freiin von Hutten. Die zum Teil sehr skurrillen Kreationen einiger älterer Zuschauerinnen gingen dagegen leer aus.

Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst, 2014