CyClassics - Auf schnellen Rädern rund um Hamburg
Schnelle Räder - 800 000 feierten "CyClassics 2013"
von Christian Fürst, nmms
Über Doping wurde in der Öffentlichkeit so gut wie nicht gesprochen: Hamburg und Hunderttausende seiner 1,7 Millionen Bürger feierten am Sonntag die CyClassics, Deutschlands zurzeit bedeutendstes Straßen-Radrennen. Und schätzungsweise 800 000 kamen, um bei hochsommerlichen Temperaturen den radelnden Akteuren vom Straßenrand zuzujubeln. Doch CyClassics ist für viele Hamburger mehr als nur ein Straßen-"Event". Immerhin nahmen auch in diesem Jahr wieder 21 000 begeisterte Freizeitradler und Amateur--Radsportler an den verschiedenen Rennen Teil, die an den drei Wettkampftagen in der Hansestadt und ihrer Umgebung ausgetragen wurden. Und das sehr zum Leidwesen vieler Autofahrer und Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Denn während des verlängerten Rennwochenendes waren die Hamburger Innenstadt und viele wichtige Ausfallstraßen komplett für den Verkehr gesperrt.
Rund 250 Kilometer liegen noch vor ihnen: 160 Fahrer aus aller Welt beteiligten sich am 18. Cyclassicsrund um Hamburg. Am Ende siegte erstmals seit 12 Jahren wieder ein Deutscher. Zuletzt hatte sich der inzwischen auch als Doping-Champion enttarnte Eric Zabel 2001 in die Siegerliste eingetragen. Wirklich übel genommen hat man ihm das verbotene Aufputschen in Radfahrerkreisen eher nicht.
Viel Zeit für Hamburger Sehenswürdigkeiten, wie hier die Speicherstadt, hatten die Rennradler nicht. Begleitet vom riesigen Tross der Mechaniker und Ersatzteil-Fahrzeuge gings gleich nach dem Start über die Brücke am Binnenhafen Richtung Süden. Die Hobbyfahrer oder die Amateur-Rennfahrer hatten zu diesem Zeitpunkt ihre Rennen meist schon beendet.
Ein großes Volksfest für die einen .....
Schon am Morgen standen Zehntausende am Straßenrand, um den Amateur- und Hobby-Radlern zuzujubeln. Das "Event", das sich über drei Tage hinzog, blockierte die gesamte Innenstadt. Selbst der öffentliche Nahverkehr - mit Ausnahme von U- und S-Bahnen - war blockiert: Für viele Hamburger eine Zumutung, die leider kein Einzelfall in der Elbmetropole ist. Vor allem in den Sommermonaten ist das Zentrum, einschließlich der Straßen um die Alster, für Autofahrer allzu häufig tabu. Panem et Circenses, Brot und Spiele für die Hanseaten? Die Proteste gegen die nervigen Absperrungen nehmen mit jedem Jahr zu.
"Hätte, hätte, Fahrradkette": Wenige Hundert Meter vor dem Ziel riss ihm selbige. Doch er nahms gelassen
Bild 1) Ihn konnte das große Rennen überhaupt nicht reizen.
Bild 2) Sport und Politik. Die beiden haben das Ziel erreicht und besprechen hier den Rennverlauf
Bild 3) Radsport ist Breitensport. Das beweist dieser nicht mehr ganz so junge Radler. Immerhin kam es nur zu drei schweren Stürzen auf der Strecke - bei immerhin 21000 Teilnehmern!
Nur wenige Proteste gegen Hauptsponsor Vattenfall
Imagepflege ist alles. Das sagte sich wohl auch der Hauptsponsor des Hamburger Radrennens, der Stromriese Vattenfall, der seit einigen Jahren das Rennen finanziell unterstützt. Damit hat er sicher auch Sympathien bei den Radsportfans gewonnen, die zu Zehntausenden die Straßen säumten. Zum Protest gegen die Politik des Konzerns hatten sich an der Hamburger Haupt-Einkaufsstraße Mönkebergstraße bis zum Sonntagmittag ganze 5 Demonstranten eingefunden.
"Ätsch! Kohle nix da!" - Vattenfall betreibt unter anderem ein äußerst umstrittenes neues Kohlekraftwerk bei Hamburg-Moorburg, das demnächst ans Netz soll.
Irgendwie wirkte der Protest gequält und der Zuspruch hielt sich in Grenzen.
Ursprünglich hatte die Polizei diese Protestaktionen nicht genehmigt. Angesichts der verschwindend geringen Zahl von Demonstranten ließen sie die einsamen Protestler dann aber gewähren. Die hatten unter anderem Schwierigkeiten, ihre Flugblätter gegen Vattenfall überhaupt an Mann/Frau zu bringen.
Moviestars werden nur die allerwenigsten Radrennfahrer. Und auch reich werden nur die wenigsten. Und allerspätestens mit 40 ist ihre Karriere beendet. Dennoch nehmen sie diesen Job ernst und die "knallharten" Athleten haben zahllose Anhänger. Schließlich gibts in Deutschland und anderswo vermutlich mehr aktive Radler als Fußballer.
High-Tech gehört - mehr als in anderen Sportarten - zum Radsport. Spezialschuhe, gepolsterte, besonders aerodynamische Hosen und Schweiß-abweisende Hemden sind heute abenso fester Bestandteil des Rennbetriebs, wie ultraleichte Räder oder das GPS. Leider hat mit der rasanten technischen Entwicklung immer auch das Doping Schritt gehalten!
In wenigen Minuten geht das Rennen los. Die meisten Fahrer nutzen die Zeit, um etwas zu entspannen, oder noch einmal die Renntaktik durchzugehen. Immerhin fahren die Profiradler die lange Strecke von knapp 250 Kilometern in rund 6 Stunden und damit einem Schnitt von 40 Kilometern pro Stunde - und das natürlich OHNE Hilfsmotor!!!
Er wollte hier gewinnen. Am Ende wurde es Platz 2 - wie im Vorjahr - für André Greipel. Sieger wurde der Ostdeutsche John Degenkolb. Beide, so heißt es, repräsentieren inzwischen den "sauberen" deutschen Radrennsport.
1) Die Fans der einzelnen Teams waren schon früh auf den Beinen
2) Die verantwortichen Mechaniker haben vor dem Rennen alle Hände voll zu tun, um ihre Versorgungsfahrzeuge startklar zu machen. Bei einem technischen Defekt während des Rennens muss Hilfe in Sekundenschnelle da sein.
Er hat die Oberaufsicht über das Rennen und geht deshalb als letzter auf die 250 Kilometer lange Strecke
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Alle Fotos und Text copyright Christian Fürst, 2013