Woche 36 Herbstmarkt

 Der Bauch von Hamburg

Food Market 2012

Wer das Privileg der "frühen Geburt" genießt und Paris kennenlernen durfte, als es noch "Les Halles" den Bauch von Paris, also den Großmarkt, eine Stadt in der Stadt gab, wird sicherlich über die Größenverhältnisse etwas lächeln. Hamburg ist Freie und Hansestadt, wird also von Pfeffersäcken bestimmt und ihr Bauch ist entsprechend hanseatisch bescheidener, als das Pendant an der Seine war. Wo sonst während des Jahres Produzenten und Importeure Obst und Gemüse an den Handel weiterreichen, tummeln sich einmal im Jahr Tausende unter den ästhetisch  beieindruckenden Bogendächern, die Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts Architekt Bernhard Hermkes entworfen hatte.

                

Um elf Uhr öffneten am Samstag die Tore, um vierzehn Uhr hätte man sie bereits wieder schließen können - es war voll und die Aussteller, Verkäufer und Köche zeigten ansatzweise Nerven. Mancher Händler hatte bereits Nachschubprobleme und dachte sorgenvoll an den zweiten Tag. Angeboten wurde von frischen Pfifferlingen über jede Art von Kürbis, Wurst und das dazu passende Brot alles, was kreativen Köpfen zum Thema Essen, Trinken und vor allem Genießen einfällt. Sehr angenehm, dass viele Erzeuger und Manufakturen aus Hamburg und seiner näheren Umgebung kamen und gut in Bio dachten und handelten. Das Thema Wein war etwas unterbelichtet, wenn auch gut vertreten durch den mittlerweile Traditionshandel "Vineyard", der zu moderaten Preisen feine Tropfen ausschenkte. Ein positives Beispiel.

                    

Positiv auch, dass renommierte Größen der Hamburger Gastroszene Flagge zeigten. Allen voran der Chef des Fischereihafen Restaurants Rüdiger Kowalke und der Sterne-Koch Gerald Zogbaum von der Küchenwerkstatt. Was dort und zum Beispiel auch  im "Vlet" unter nicht ganz einfachen Produktionsbedingungen angeboten wurde, war sehr wohlschmeckend und preislich fair kalkuliert.

Wem nach dem Trubel in der Halle die Stimmung nach Ruhe und Entspannung war, der fand in Fußnähe ausreichend Gelegenheit, das Erlebte zu verarbeiten -  und zu staunen. Da ist die traditionsreiche "Oberhafen Kantine", gebeutelt und gebeugt nach manchem Hochwasser. Ihr hatte die Mutter des Fernsekochs Tim Mälzer jahrelang ihre persönliche Note aufgedrückt. Heute bewirtschaften junge, höchst sympathische Menschen mit viel Elan die winzige Wirtschaft. Von hier hat man einen grandiosen Blick auf das neue Hamburg, geprägt von Glaspalästen wie dem neuen Gebäude des "Spiegel". Es muss einem nicht unbedingt gefallen, womit man den Blick auf das Chile-Haus verbaut hat.

Text und Bild copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2012