Woche 27 Watzmann

Watzmann, Königsee und das Erbe der Vergangenheit

Wiederbegegnung mit der Heimat

  

 

Wenn Heimat sich dort findet, wo einem das Herz aufgeht - dann ist das Berchtesgadener Land meine Heimat. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer die Mühe gemacht hat, meine Kurzbiografie zu lesen weiß, dass ich dort geboren wurde - 1944. Zu einer Zeit, als der Lärm des Krieges auch die hinterste Alm erreicht haben musste. Dieses Fleckchen  Erde ist eine Welt für sich mit paradiesischen Landschaften. Sanfte Bergwiesen wechseln mit schroffen, unzugänglichen Felswänden. Idyllisch ruht der Königsee, über den nahezu lautlos elektrisch betriebene Boote Jahr für Jahr Zehntausende  nach Sankt Bartholomä bringen. Dort in einer zünftigen Wirtschaft wird alles getan, um Durst und Hunger der Touristen aus aller Welt, aber auch der erschöpften Wanderer zu stillen, die vielleicht gerade den ermüdenden Abstieg vom Kärlinger Haus durch die sogenannte Saugasse hinter sich gebracht haben. Direkt hinter den berühmten roten Zwiebeltürmen ragt furchteinflößend die Watzmann-Ostwand empor, mit etwa 1.800 Metern die höchste Wand der Ostalpen. Mehr als einhundert Bergsteiger haben hier ihr Leben verloren bei dem Versuch sie zu bezwingen.

Die imponierenden Schönheiten von Watzmann, Göll und Jenner, die stillen Eindrücke von Königsee, Maria Gern und den zahlreichen Hochalmen genießen zu wollen sind für die allermeisten Touristen gute Gründe, ins Berchtesgadener Land zu kommen. Und doch lastet auch heute noch über der Stadt der "schwarze" Schatten der Geschichte.  Der Ungeist Hitlers und seiner Schergen die sich hier wohl fühlten, zieht die ewig Gestrigen noch immer an wie Motten das Licht. Und so pilgern sie in Camouflage, historisches Interesse heuchelnd dorthin, wo einst der "Berghof" stand, in dem der GröFaZ residierte mit seinem Schäferhund, der wenig dafür konnte, den falschen Herren abbekommen zu haben. Oder sie bestaunen am Kehlstein die Anlage des Fahrstuhls, die über einhundert Meter hoch durch den Berg führt zum Kehlsteinhaus, dem sogenannten "Eagle's Nest" - in Rekordzeit gebaut. Nirgendwo sonst ist die Präsenz der Nationalsozialisten im Berchtesgadener Land so deutlich spürbar und bleibend, wie hier in dem  Haus in luftigen Höhen, das die NSDAP Adolf Hitler zum Geschenk machte.  Wen wundert es angesichts dieses Erbes,  dass noch 2012 bei einem privaten Telefongespräch nach Berchtesgaden auf der anderen Seite der Leitung zuallererst ein fröhlich geschmettertes "Führerhauptquartier" erklang.

Zur Entstehungsgeschichte und der Bedeutung des Kehlsteinhauses hier ein kleiner Abriss: http://www.kehlsteinhaus.de/de/geschichte.php?navid=3

 

Blick zurück

 

So sah der Vater, Leonhard Fürst, Anfang der 40er Jahre den hohen Göll vom Loipl in Bischofswiesen aus.

 

Texte und Bilder Copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2012

"Der Hohe Göll" Dr. Leonhard Fürst 1904-1972 (Copyright nmms)