Woche 17 Horizon Field

"Horizon Field Hamburg" -

oder das Riesentrampolin des Antony Gormley

 

"Das Gesamtprojekt besteht in der exakten Übertragung eines riesigen Bildes auf einen Resonanzkörper für Geist und Bewusstsein der Besucher. Den Gegenstand dieses Kunstwerkes bilden allein die Menschen, die in und auf ihm agieren." So definiert  der britische Künstler Antony Gormley Sinn und Zweck einer Zwischendecke, die in den Hamburger Deichtorhallen hängt - wie jede andere Zwischendecke auch. Doch wenn man sie betritt, meint man in einer anderen Welt zu sein. Wie Gormley sagt - es ist der Mensch, der dem Kunstwerk den Sinn gibt, es zum Leben erweckt. 67 Tonnen Gesamtgewicht können von einer einzigen Person, durch laufen, rennen oder springen in Schwingungen versetzt werden. Das Werk scheint dann zu schweben, zu schwingen bis zum Schwindel oder Rauschzustand. Verstärkt wird dieser Effekt durch die schwarze hochreflektierende, 1.200 Quadratmeter messende Bodenfläche, die einen riesigen Spiegel ergibt, in dem sich die Menschen und ihre Umwelt perspektivisch verzerrt abgebildet wiederfinden. Es ist eine Sinneserfahrung, auch intellektueller Intensität, die nicht mehr als einhundert Menschen gleichzeitig machen dürfen - und das nur barfuß. Wenn sie es mit dem Turnen, Tanzen, Laufen und Springen zu toll treiben und das Kunstwerk zu weit ausschwingt, und es schwingt mit einer Frequenz von 0.18 Hertz,ertönt bei 500 Millimetern Ausschlag ein Alarmsignal. Dann ist Schluss - vorläufig - bis wieder Ruhe eingekehrt ist. "Horizon Field", dessen Herstellung und Installation wohl Millionen gekostet haben dürfte, kann bis zum 9. September 2012 beschwingt werden. Wenn der Ansturm keine Verlängerung angeraten erscheinen läßt. Der Eintritt ist übrigens kostenlos und auch an Nachtschwärmer ist gedacht.

           

Antony Gormley

 

 

Er tritt bescheiden auf, ist einfach gekleidet und doch spürt man auf Anhieb - hier ist ein besonderer Mensch. Er braucht sich nicht groß zu machen, denn das ist seine Kunst. Ganz groß in der Hamburger Deichtorhalle. Hier kam ihm vor Jahren die Idee zu "Horizon Field" sagt er und fügt auf der Pressekonferenz hinzu, wo sonst noch gibt es in Europa derartige große und großzügige Räume. Tatsächlich hat der 1950 in London geborene Künstler für seine bisherigen Großprojekte noch keinen vergleichbaren Innenraum gefunden. Sie waren im Freien im Madison Square Park, auf den Dächern von New York oder auf dem Trafalgar Square in London zu sehen.  "Horizon Field Hamburg is an open field for adults and children. Entry is free" wird der humorvolle Antony Gormley zitiert. Und im Gespräch mit NewsAndMore gibt er noch eine Kostprobe seines Temperaments und seiner Mentalität. Seine Frau habe ihn kritisiert, meint der Künstler, weil alles viel zu schwer geworden sei. Seine Antwort: "Das muss so ein, es passt zur Mentalitär der Deutschen". Sprichts und gleitet barfuß über sein Kunstwerk, stolz wie ein frischgebackener Vater. Ein bescheidener und höchst sympathischer  Intellektueller.

Text und Bild Copyright Andreas Pawlouschek 2012

 

Mehr zu dem gewaltig großen und großartigen Werk von Antony Gormley findet sich hier: http://www.horizonfieldhamburg.com/