Tragödien-Marathon - Die Rasenden

Neustart mit Tragödien-Marathon - "Die Rasenden" im Schauspielhaus

von Christian Fürst, nmms

Erst fleht sie um ihr Leben, doch dann will sie sich in einem Anfall von hysterischem Heroismus für den Sieg der Griechen opfern:

Anne Müller als Iphigenie und Maria Schrader (Vordergrund) als ihre verzweifelte Mutter Klytaimnestra  

 

 Griechische Tragödien haben die unangenehme Eigenschaft, stets "tragisch" zu enden. Spätestens zum Schluss eines solchen Schauspiels fließt viel Blut, denn - was auch immer die Hauptperson des Stückes zu tun gedenkt: Es ist das Falsche! Karin Beier, seit vergangenem Herbst neue Direktorin des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg war sich dessen natürlich bewusst, als sie ihre Collage aus fünf griechischen Tragödien unter dem Titel "Die Rasenden" an den Beginn ihrer ersten Spielzeit stellte. Leider geschah dann fast noch eine echte Tragödie: Nach fast einjährigem Umbau der Bühne krachte im vergangenen Herbst der massive Feuerschutz-Vorhang mit Urgewalt auf die Bühne und zerstörte so wichtige Teile, dass die Neueröffnung des Hauses um weitere Monate verschoben werden musste. Doch jetzt war es so weit. Mit ihrem neuen Star-Ensemble brachte Beier ihre Inszenierung "Die Rasenden" auf die runderneuerte Bühne des Schauspielhauses und das Hamburger Publikum zurecht fast uneingeschränkt hinter sich. 

 

Beier beginnt Ihre Tragödien-Collage mit einer Bearbeitung von Iphigenie in Aulis nach Euripides. König Agamemnon (Götz Schubert) wird vom blinden Seher Kalchas nach der Entführung Helenas aufgefordert, seine Tochter Iphigenie zu töten und zu opfern. Anderenfalls werde der Wind ausbleiben, den die griechische Flotte für die Fahrt nach Troja benötigt. Agamemnon folgt diesem Befehl unter dem angeblichen Druck des Volkes und trotz des Flehens seiner Frau Klytaimnestra (Maria Schrader). Iphigenia (Anne Müller) fleht den Vater zunächst an, sie am Leben zu lassen,  findet sich schließlich aber mit ihrem Opfertod ab. 

  

Der Chor - Klageweiber und Co

Frauen beklagen den Tod Iphigenies - Für "Die Rasenden" ließ Karin Beier ein "Konzert für Streichorchester und Chor" komponieren, das von "Iphigenie" zu den "Trojerinnen" überleitet

 

 

In der griechischen Tragödie hatten Tanz und Chor einen festen Platz. Unter anderem symbolisierten sie die Stimme des Volkes. Er diente dem Publikum aber auch als Erläuterer des Geschehens. Beier stellt das extra für ihre Inszenierung komponierte Konzert für Streicher und Chor "Aufgestanden ist er, welcher lange schlief" zwischen "Iphigenie" und "Die Trojerinnen" und schafft so einen direkten Übergang zum nächsten Stück. 

 

"Die Trojerinnen" - Frauen als Opfer eines unsinnigen Krieges

Andromache (Lina Beckmann) hat erfahren, dass ihr Sohn auf Anordnung des Odysseus getötet werden soll - Eine zutiefst berührende Szene
 

Die Frauen der Trojaner werden von den Siegern versklavt und den neuen Herren als Beute zugeteilt

Sie sind die großen Verlierer des unsinnigen Krieges

 

 

 

Rachegelüste nach zehn Jahren - Agamemnons Ende 

Klytaimnestra verkündet als erste die Rückkehr ihre Mannes Agamemnon, der für den Krieg gegen Troja ihre Tochter Iphigenie tötete 

 

Maria Schrader schwingt als Klytaimnestra das Beil und hackt ihren zehn Jahre vor Troja kämpfenden Mann Agamemnon zu Tode