Blind Date

"Blind Date", oder: Wie rette ich meine Beziehung

von Christian Fürst, nmms

Erschöpft: Don und Lana am Ende der Annäherung

Der 2004 auf offener Straße ermordete niederländische Regisseur Theo van Gogh hatte das Thema in einem bemerkenswerten Spielfilm aufgegriffen: "Blind Date" schildert den Versuch eines Paares, über anonyme Verabredungen seine durch ein schreckliches Unglück zerstörte Beziehung zu retten. Beide haben bei einem Autounfall ihre kleine Tochter verloren. Sie treffen sich unter verschiedenen Namen und mit einer scheinbar neuen Identität, um sich neu kennenzulernen. Doch am Ende werden die Bemühungen stets von der Wirklichkeit und gemeinsamen Vergangenheit eingeholt.  Zärtliche Annäherung mündet in Gewalt bis zur Erschöpfung. Am Ende aber bleibt die Hoffnung, dass sich das Paar doch noch findet.

 "Blind Date" wurde im Mai dieses Jahres bereits in Graz als Theaterstück aufgeführt. Insofern ist die vom Hamburger Thalia-Theater an diesem Samstag (29. Oktober) vorgestellte "deutsche Erstaufführung" wohl eher eine "bundesdeutsche Erstaufführung". Für die Premiere des Zwei-Personen-Stücks wählte man die spärlich beleuchtete Theaterbar der Hamburger Renommierbühne, die von den beiden Protagonisten (Bernd Grawert und Oda Thormeyer) fast vollständig als Bühne genutzt wird. Auch die Gäste werden in ihr Spiel mit einbezogen. Don (in Graz heißt das Paar Pom und Katja) arbeitet hier als Zauberer.

 


Ich hatte das Glück, die letzte Probe des Stücks zusammen mit zwei jungen Kolleginnen fotografieren zu dürfen. Dabei konnten wir uns völlig frei auf der Bühne, das heißt, in der ganzen Bar, bewegen, um so die besten Einstellungen zu bekommen. Eine besondere Herausforderung, den nötigen Abstand zu wahren und gleichzeitig unmittelbar am Geschehen zu sein. Bewundernswert die Konzentrationsfähigkeit der beiden Schauspielerstars des Thalia, die sich zu keinem Zeitpunkt vom Klicken der Kameras oder durch die Nähe der Fotografen in ihren Dialogen ablenken ließen. Schon während des Fotografierens hatte ich die Idee, die ganze Serie in Schwarzweiß umzuwandeln, um die handelnden Personen damit noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Auswahl sehen Sie im folgenden Album.

Bernd Grawert ist übrigens ein großartiger Musiker, der sein Können hier einmal mehr am Piano unter Beweis stellte. Bewundernswert auch die Wandlungsfähigkeit von Oda Thormeyer.

 

 

Von der Bewältigung der Trauer

"Tanzen Sie?", fragt Don. Im Tanz kommen sie sich wieder nahe, doch der Versuch endet unvermittelt in Gewalt

 

Verzweiflung und Erschöpfung: Oda Thormeyer als wandlungsfähige Lana, die alles versucht, ihre Beziehung zu Don zu retten 

 

Wie lange "Blind Date" am Thalia-Theater spielen wird, ist noch nicht bekannt. Zwar ist die intime Atmosphäre der Thalia-Theaterbar perfekt für die Darstellung dieses Konflikts geeignet, doch ist die Zahl der Zuschauer hier doch arg begrenzt. Das großartige Schauspielerpaar hätte mehr verdient.

 

 

Alle Bilder und Text copyright Christian Fürst 2011