King Lear

Apokalypse der Anarchie - King Lear im Schauspielhaus

Am Ende ist nur noch Gewalt. Die Guttat des alternden Königs mündet in Chaos und Anarchie. König Lear, das 1606 in London uraufgeführte Spätwerk William Shakespeares, gilt als das vielleicht pessimistischste des genialen englischen Stückeschreibers. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg zeigt das Spätwerk in der inszenierung von Georg Schmiedleitner ab Samstag, 15. Januar. Christian Fürst fotografierte die Generalprobe

"König Lear" basiert auf dem alten Märchen von einem König, der sein Reich vorzeitig unter seinen drei Töchtern aufteilt und dabei ihre Liebe auf die Probe stellt. Während die älteren Töchter Regan und Goneril sich in Liebesbekundungen für den Vater überbieten, bekennt die ehrliche Cordelia dass sie ihn nicht mehr liebe, als man von ihr als Tochter verlangen könne. Lear verstößt sie und teilt das Land unter den anderen Töchtern auf, deren Macht- und Habgier das Land bald in die blutige Anarchie stürzen und sich gegen Lear verschwören. Intrigen und Machtkämpfe in weiteren Hochadelsfamilien beschleunigen Chaos und Bürgerkrieg. 

Schmiedleitner zeichnet die Titelfigur, überzeugend dargestellt von Markus John, als "existentialistischen Amokläufer inmitten einer Welt, die zunehmend in Chaos und Bürgerkrieg versinkt und unausweichlich ihrem Ende entgegen taumelt". Sein Plan der Machtübergabe scheitert letztlich auch an seiner Unfähigkeit, vollständig auf Macht zu verzichten. Seine gierigen und skrupellosen Erbinnen Goneril (Ute Hannig) und Regan (Katja Danowski) tragen jene Charakterzüge, die gelegentlich auch im Unternehmernachwuchs heutiger Wirtschaftsdynastien zu finden sind.