Bengalische Hochzeit
Bengalische Hochzeit - 1001 Nacht in Indien
von Christian Fürst, nmms
Heiraten gehört in Indien einfach "dazu". In der Hauptstadt Delhi blüht eine ganze Industrie, die sich ausschließlich mit dem Arrangement oft gigantischer Hochzeitsfeiern befasst. Die Feste ziehen sich meist über mehrere Tage hin. Bei den Reichen und vielen Neureichen in der 20-Millionen-Metropole wird gelegentlich sogar bis zu sechs Tage lang gefeiert. 300 bis 400 Hochzeitsgäste gelten da schon als "bescheiden". Ich hatte das Glück, in den vergangenen 5 Jahren zu drei Hindu-Hochzeiten eingeladen zu werden. Und als Fotograf durfte ich dabei "ganz nah" am Geschehen sein.
Die folgenden Bilder stammen von der jüngsten, "bengalischen" Hochzeit in Neu Delhi, Ende November 2014:
Eine bengalische Hochzeit: Das Hochzeitszelt ist umringt von Familienmitgliedern und engen Freunden
Auf dem Subkontinet mit seinen bald 1,2 Milliarden Menschen ist ein Zusammenleben ohne den Segen eines Pandits, Imams oder eines anderen frommen Mannes noch immer ein gesellschaftliches Tabu. Wer mit Partner oder Partnerin "in Sünde" lebt, wird - wenn auch nicht geächtet - doch zumindest mit einigen Vorurteilen leben müssen. Mehrheitlich werden indische Ehen noch immer von den Eltern der Paare arrangiert. Vorzugsweise wird der Partner für das eigene Kind aus der selben gesellschaftlichen Schicht und der eigenen Kaste gesucht.
Diese Verbindungen sind - zumindest statistisch - erheblich dauerhafter, als in westlichen Industriegesellschaften. Nur eine von Hundert Ehen endet in einer legalen Trennung. Doch das bedeutet sicher nicht, dass die durchschnittliche indische Ehe glücklicher wäre, als bei uns. Eheschließungen sind nach indischem Recht in erster Linie Sache der vier großen Religionsgemeinschaften. Der Staat mischt sich kaum ein. Muslime dürfen etwa bis zu vier Frauen heiraten, und sie erheblich leichter vestoßen, als Hindus oder Christen.
"Traumhochzeiten"
Für die Hochzeit ihrer Kinder legen sich die Eltern mächtig ins Zeug. Für die märchenhaften Feste opfern sie nicht selten alle Ersparnisse oder verschulden sich. Regional verschieden müssen Brauteltern außerdem noch beträchtliche Mitgift zahlen, auch wenn diese uralte Sitte inzwischen gesetzlich verboten ist, um den weit verbreiteten Missbrauch einzuschränken.
Hochzeits-Saris im traditionellen, Gold-durchwirkten Rot kosten allein schon in Indien ein kleines Vermögen. Die Hochzeitsrituale sind auf dem Subkontinent natürlich regional sehr verschieden, auch wenn die religiösen Riten je nach der religiösen Zugehörigkeit weitgehend übereinstimmen. Allein eine Trauungszeremonie kann bis zu 3 Stunden und länger dauern.
Füttern und Futtern: Essen und Trinken Thema Nr. 1
Bei den hinduistischen Trauungsriten spielt das Essen eine große Rolle. Abwechselnd füttert die Braut den Bräutigam und umgekehrt. Das passt auch zum späteren Miteinander. Inder scheinen zu jeder Tages- oder Nachtzeit zu essen, selbst wenn es nur kleine Mengen sind. Auf diesem Bild reicht der Trauzeuge der Braut einen Pappteller mit Reis, den die Braut dann verstreut. Danach wirft sie den billigen Teller schwungvoll hinter sich. Pech, dass sie in unserem Fall fast den Bräutigam trifft....
Der Tisch ist gedeckt. Ein wenig sieht es hier aus wie bei einem Picknick - nicht so passend zu allem Prunk, findet CF
Gleich wird sie eine Schale Reis verstreuen - Uralte Bräuche bei der Trauungszeremonie
Blumen, Feuer und Segnungen
Ein brennendes Holzfeuer in einem billigen Blechbehälter, Reis, Ghee (geklärtes Öl aus Butter) und Süßigkeiten gehören zu den wichtigsten Utensilien der Trauungszeremonie. Eltern, Familienmitglieder und engste Freunde sitzen im Kreis um das Brautpaar und sind zum Teil aktiv an den Zeremonien beteiligt. Anders als bei unseren christlichen Trauungen sind Hochzeiten in Indien eine sehr lebendige und fröhliche Angelegenheit. Rund um den Ort der Zeremonie wird geschwatzt und gelacht. Inzwischen drängen sich auch Fotografen, Videofilmer um das Paar, und selbst die Brauteltern machen Schnappschüsse von den Hochzeitern, die sich davon erstaunlich wenig stören lassen. Tränen, wie sie bei unseren christlichen Trauungen beim Klang der Orgel reichlich fließen, sieht man hier selten.
Dem Segen des Pandits folgen Segnungen des Paares durch die Eltern
Cheese!!!! Die Eltern und Geschwister von Braut und Bräutigam posieren zum Abschluss-Foto