Proteste gegen Krümmel

"Aus ist Aus" - AKW-Gegner fordern endgültige Abschaltung alter Atommeiler

von Christian Fürst, nmms

Strahlender Sonnenschein und frühsommerliche Temperaturen haben am Montag Tausende Gegner der Atomenergie in Norddeutschland zur Teilnahme an den traditionellen Demonstrationen und Kundgebungen gegen Atomkraft motiviert. Nach Ansicht der Veranstalter lag die Zahl der Protestler - nicht zuletzt wegen des Jahrestags von Tschernobyl und der Ereignisse in Fukushima deutlich über der des Vorjahres.

In Norddeutschland wurden in den vergangenen Jahrzehnten gleich vier AKW entlang der Elbe im Abstand von nur etwa 100 Kilometern gebaut. Drei von ihnen sind zurzeit stillgelegt. Der Siedewasserreaktor von Krümmel, der von Vattenfall betrieben wird, steht seit Mitte 2009 still und könnte - ebenso wie der Reaktor von Brunsbüttel - nach der Überprüfung der Reaktorsicherheit durch die Bundesregierung Mitte des Jahres endgültig abgeschaltet werden.

Die Kundgebung vor dem Atomkraftwerk Krümmel, das im Juli 2009 vom Netz genommen wurde, stand unter dem Motto: "Aus bleibt aus“. Das Motto der Proteste vor dem AKW in Brunsbüttel: "Atomkraftwerke einpacken“.

Allein vor dem AKW Krümmel, das mehr als 30 Jahre lang immer wieder durch Störfälle Schlagzeilen machte, hatten sich mehr als 500 Demonstranten eingefunden. Darunter auch einige Landwirte mit Traktoren. Auf der Elbuferstraße herrschte angesichts der sommerlichen Temperaturen Volksfeststimmung. Junge Familien mit kleinen Kindern nahmen ebenso an der Demonstration teil, wie ältere Atomkraftgegner oder Behinderte. Neben den üblichen Sonnenblumen-Smileys mit dem Aufdruck "Atomkraft - Nein Danke" zeigten vor allem SPD und Grüne bei den Protesten Flagge.

In Krümmel sprach unter anderem ein ehemaliger ukrainischer Armeesoldat, der im April 1986 zu den "Liquidatoren“ gehörte, die auf das hoch verstrahlte Gelände des explodierten Atomkraftwerks Tschernobyl geschickt worden waren. Nach seinen Schilderungen leben von den 700 Mitgliedern seiner Sondereinheit nur noch etwa 200 Menschen.

 

 

Christian Fürst fotografierte auf der Kundgebung, die bei strahlendem Sonnenschein am Ufer der Elbe für die meisten Teilnehmer zum gemütlichen Osterspaziergang werden sollte. Die Veranstalter begannen symbolisch um "5 vor 12" mit ihrem Programm. Zwei Stunden später kehrten alle Teilnehmer des Protests dem Atommeiler gemeinsam den Rücken um zum Marktplatz des Ortes zu wandern, der durch das umstrittene AKW eher berüchtigt als berühmt geworden ist.

Mediziner haben in den vergangenen Jahrzehntem im Gebiet um das "Krümmel-Monster" eine deutlich erhöhte Zahl von Leukämie-Erkrankungen bei Kindern festgestellt, die nach Meinung von Wissenschaftlern auf eine erhöhte Strahlung durch das Kernkraftwerk zurückgeführt werden könnten. Der Betreiber hat dies stets bestritten.

Alle Bilder copyright Christian Fürst 2011