Suche

Hintergrund

Die Gorch Fock -  benannt nach dem norddeutschen Heimatschriftsteller - ist Nachfolgerin der 1957 während eines Hurricanes gesunkenen Viermast-Bark Pamir (Baujahr 1905). Doch im Gegensatz zum Getreidefrachter Pamir, bei dessen Untergang 80 junge Kadetten ums Leben kamen, wurde die Gorch Fock II ausschließlich für die Ausbildung von jungen Offizieren für die Bundesmarine konzipiert.

 Nach offiziellen Angaben hat das Schiff, das zurzeit in seinem Heimathafen Kiel liegt, bis Januar 2011 rund 750 000 Seemeilen zurückgelegt. Dabei wurden bei 439 Hafenbesuchen 180 verschiedene Häfen angelaufen und über 60 Hoheitsgebiete auf allen Kontinenten besucht. Sie gilt bis heute als "Botschafterin" Deutschlands in aller Welt.

Der Stapellauf erfolgte am 23. August 1958.  Am 3. August 1959 trat die Gorch Fock von Kiel aus ihre erste Auslandsreise an. 1964 vertrat das Segelschulschiff Deutschland bei der Weltaus- stellung in New York. 1974 besuchte die Gorch Fock im Rahmen der Großseglerregatta Kopenhagen–Gdingen als erstes Kriegsschiff der Bundesmarine einen polnischen Hafen. 1978 wurde sie bei der Regatta zur  200-Jahrfeier der USA zum Sieger erklärt.

Die Stammbesatzung von 83 Personen kann bis zu 138 Lehrgangsteilnehmer betreuen. Mit an Bord sind ein Meteorologe und ein Schiffsarzt.

Die Ausbildung auf dem Schiff soll vor allem die "Teamfähigkeit" der Soldaten schulen sowie erste Erfahrungen mit den Gegebenheiten auf See vermitteln. 

Seit dem tödlichen Unfall im November 2010, bei dem eine Kadettin aus der Takelage stürzte und starb, wurde die Ausbildung an Bord der GF gestoppt. Kommandant Schatz wurde vorläufig suspendiert und wird voraussichtlich abgelöst.

Laut Wikipedia wurde die Gorch Fock mit ihren bis zu 45 Meter hohen Masten nach den gleichen Plänen gebaut wie die nachfolgenden Schwesterschiffe der Vorgängerin Gorch Fock I. Allerdings wurden die Sicherheitsstandards nach dem bereits erwähnten Untergang der Pamir deutlich verbessert.

Die Gorch Fock hält mehrere Weltrekorde für Großsegler, sowohl im Bereich für Distanzen als auch für Geschwindigkeit.

Besonders sorgältig ausgesucht wurden stets die Kommandanten des Schulschiffs, die sich des öffentlichen Interesses an der Dreimast-Bark sehr bewusst waren. Berühmt wurde mit ihr auch der Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg, der sogar ein reichlich schwülstiges Gorch Fock-Lied komponiert hat.

Dort heißt es unter anderem: „Der Bootsmann ist nicht immer angenehm, Gefürchtet ist auch mancher Maat, Und ist auch ihre Nähe oft recht unbequem, Im Herzen ist doch jeder Kamerad!“


 

Hintergrund

Gorch Fock bleibt Schulschiff

Nach monatelangem Zögern hat der Verteidigungsminister entschieden: Die Gorch Fock bleibt auch nach dem Unfalltod einer Kadettin und Berichten über Missstände an Bord  das  Ausbildungsschiff der Marine, sagt Thomas de Maizière. Unklar ist aber, wann und unter welchem  Kommando die in Kiel vor Anker liegende Dreimast-Bark wieder in See stechen wird.

Inzwischen schlagen die Umstände des Todes der 25jährigen Kadettin, die am 27. November 2010 aus fast 30 Metern Höhe aus der Takelage gestürzt war, weiter Wellen.

 Ihr Tod hat auch eine erneute Debatte ausgelöst, ob Frauen in der Bundeswehr tatsächlich in allen Bereichen Dienst tun sollten. Insgesamt haben sich mehrere Kommissionen und die Staatsanwaltschaft mit dem Zwischenfall befasst. Allerdings gab es auf der Gorch Fock in den vergangenen 50 Jahren auch früher schon mindestens 3 tödliche Zwischenfälle, die - vermutlich weil es sich um junge Männer handelte - aber keine Kontroversen auslösten.

  Fest steht, dass die junge Frau auf Grund ihrer körperlichen Voraussetzungen nach den Vorschriften NICHT zur Ausbildung auf der GF hätte sein dürfen. Im "Marineforum", dem Fachblatt der Marine-Offiziere, wurde die Teilnahme von Frauen in allen Bereichen der Armee kritisiert. Die Bundeswehr sei ein "Experimentierfeld einer Gleichheitsideologie, mit allen Konsequenzen, ... zu denen nicht zuletzt der Tod der Kadettin gehört".

   Der Dienst beim Militär liege "jenseits der körperlichen Fähigkeiten der meisten Frauen", so der Autor. Die tote Kadettin sei daher "Opfer einer Ideologie, die aus vermeintlich guter Absicht die Konsequenzen der Gleichberechtigung verschwiegen hat".

Gorch Fock - Ewig Jung?

Sie segelt weiter - Windjammer-Romantik "Gorch Fock"

Ein stolzer Windjammer auf hoher See: Die "Gorch Fock" 1977 auf der Ostsee bei einer Trainingsfahrt (alle Bilder Christian Fürst)

von Christian Fürst, nmms

"Der weiße Schwan der Ostsee" ist ins Gerede gekommen: Der Tod einer Kadettin und abenteuerliche Berichte über das Leben an Bord der "Gorch Fock" haben das populäre Segelschulschiff der Bundesmarine in die Schlagzeilen gebracht. Deutschlands monatelang beliebtester Flachländer und Ex-Verteidigungsminister von und zu Guttenberg erwog sogar, die vor allem bei Deutschlands Küstenbewohnern höchst beliebte schnittige Dreimast-Bark außer Dienst zu stellen. Doch nun wurde ein Machtwort gesprochen. Das 1958 bei Blohm und Voss vom Stapel gelaufene Schiff, das im Laufe seiner langen Dienstjahre zahlreiche Weltrekorde ersegel hat, bleibt weiter im Dienst. Und die Anhänger der Windjammer-Romantik, nicht nur im Norden der Republik, jubeln.

Wer die Gorch Fock, die Nachfolgerin des unglückseligen Schulschiffs "Pamir", einmal unter vollen Segeln auf See erleben durfte, freut sich mit ihnen. Dabei ist das Leben an Bord des Schiffes, das inzwischen mehrfach modernisiert wurde, alles andere als romantisch. Ich hatte in den 1970er Jahren als Korrespondenmt in Kiel Gelegenheit, mit der Gorch Fock hinaus auf die Ostseee zu segeln. Ein unvergessliches Erlebnis! Einen Teil der Bilder, die dabei entstanden, finden Sie im folgenden Album. Leider wurde ein großer Teil meiner Schwarzweiß-Aufnahmen durch einen häuslichen Wasserschaden stark beschädigt.

 

 

Die "laute Stille" des "weißen Schwans der Ostsee"

Der besondere Reiz einer Fahrt mit einem großen Segelschiff liegt für mich in der unerwarteten Ruhe, mit der es unter vollen Segeln über das Wasser gleitet. Zwar segelte die inzwischen immerhin 53 Jahre alte Bark bei "unserem" Ausflug in die Ostsee nicht bei gefährlichen Windstärken, doch die Bilder der körperlich extrem hart arbeitenden Besatzung, die bei Wind und Wetter in die bis zu 45 Meter hohen Masten des Schiffes steigen müssen, um die 23 zum Teil riesigen Segel zu setzen, sind mir bis heute in Erinnerung geblieben.

Auch wenn die Gorch Fock II mit allen modernen technischen Hilfen ausgestattet ist: Segeln ist und bleibt eben weitestgehend "Handarbeit". Und eine gefährliche dazu. Seit der Jungfernfahrt des schnittigen Schiffs sind vier Besatzungsmitglieder oder Kadetten an Bord ums Leben gekommen, ohne dass dies zunächst großes Aufsehen erregte. Wer aus den hohen Masten stürzt, der hat selten eine Überlebenschance. Erst als eine Frau ums Leben kam, wurde Empörung laut. Und für Frauen ist diese Aufgabe, so klagen inzwischen Marine-Experten, in den allermeisten Fällen - bei allen berechtigten Forderungen nach Gleichberechtigung in der Armee - schlicht körperlich zu anstrengend (siehe Hintergrund in der 2. Infobox auf dieser Seite).

 

"Windjammer sind 'in'"

 

Zu Album 2: Windjammer und insbesondere Windjammer-Paraden sind "in" in Norddeutschland. Hunderttausende kamen allein in diesem Jahr zum Hamburger Hafengeburtstag, einem Stelldichein der schönsten Großsegler der Welt. Und wenn die Gorch Fock einmal zu einem "offiziellen" Besuch in die Hansestadt kommt, stehen die Menschen in langen Schlangen an, um  die Gelegenheit einer Schiffsbesichtigung zu nutzen-

 

Teamwork ist alles 

 

 

Nach getaner Arbeit in der Takelage, bei der ohne Teamwork absolut nichts geht, sind die mehr als 80 Besatzungsmitglieder meist erschöpft. Ein Nickerchen an Deck überbrückt die Zeit bis zum nächsten, kräfteraubenden Einsatz. Schließlich muss sich die Stammbesatzung ja auch um die bis zu 130 Kadetten kümmern, die hier das Handwerk der alten Seefahrt kennen und Teamgeist erlernen sollen.

Viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt es bis heute nicht auf dem reichlich engen Schiff, auf dem man an Deck den Kopf schon gehörig recken muss, um die Spitze der Masten zu sehen. Und wer dort fotografieren will, braucht schon ein ordentliches Superweitwinkel oder gar ein Fischauge, um die Masten in voller Takelage auf Film oder Chip zu bannen.

Dennoch zieht die Gorch Fock, wo immer sie auch vor Anker geht, bis heute Tausende Neugierige an. Kommen zur Verabschidung der Kadetten meist nur die Angehörigen, so stehen die Windjammer-Fans bei den offiziellen Visiten der Gorch Fock etwa in Hamburg oft stundenlang Schlange, um ein wenig von der alten Seefahrer-Romantik zu spüren, die der Großsegler ausstrahlt.

 Die Kapitäne des Schiffs sind sich der Anziehungskraft der Gorch Fock II durchaus bewusst. So erzählte etwa der Kapitän zur See, Freiherr von Stackelberg, der die Bark 1977 kommandierte, er sei bei der Rückkehr von einer langen Auslandsreise mit voller Takelage "gegen den Wind" in die Kieler Förde eingefahren. Natürlich musste er dazu den Motor des Seglers benutzen und die Segel der GF bogen sich im Gegenwind nach der falschen Seite durch. "Aber gemerkt hat es niemand" lachte der Freiher bei seiner Erzählung. Und er schwor: "das ist kein Seemannsgarn!"

 

Mehr zur Gorch Fock lesen Sie hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gorch_Fock_%281958%29

und hier: http://www2.gorchfock.de/