#3 - 19 Millionen sahen Hamburgs Miniaturwelt

Hamburgs Miniaturwelt - 10 Millionen reisten mit ihr durch die Welt

von Christian Fürst, nmms

 

Hamburg wird als Ziel von Städtereisen immer beliebter. Im vergangenen Jahr 2011 kamen mehr als 5 Millionen Touristen in die Hansestadt, um Sehenswürdigkeiten wie den "Michel", die Reeperbahn, den Hamburger Hafen, die Alster, das eine oder andere Musical oder inzwischen vielleicht sogar an die "unvollendete" Elbphilharmonie zu besichtigen. Die Metropole steht inzwischen bei den beliebtesten Tourismuszielen in Deutschland an dritter Stelle. Wer aber hätte gedacht, dass nahezu jeder fünfte Tourist seine Reise an die Elbe nutzt, um eine "Modelleisenbahn" zu bestaunen: Eine der wichtigsten Touristenattraktionen der Stadt ist inzwischen die "Miniatur-Wunderwelt", die - ziemlich versteckt in der historischen Speicherstadt -  seit fast elf Jahren täglich tausende Touristen aus aller Welt anlockt. erst vor wenigen Tagen konnten die "Erfinder" dieser gigantischen Modelleisenbahn den zehn-millionsten Besucher begrüßen. So groß ist inzwischen der Ansturm, dass die Betreiber der Miniaturwelt die Besucherzahl pro Stunde begrenzen müssen, damit das Gedränge keine gefährlichen Ausmaße annimmt und alle Gäste genügend Raum und Zeit haben, die technisch perfekte Modell-Show zu bewundern.

 

Alle Gebäude, Städte und Fahrzeuge sind nach Angaben der Betreiber der "Wunderwelt" maßstabsgetreu in oft Tausenden Arbeitsstunden gebaut worden

Eine der neuesten Errungenschaften: der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel im Mini-Format. Natürlich mit startenden und landenden Fliegern:

4 Millionen Euro kostete dieser "Hamburg International Airport im Kleinen"

 

 

Die "verrückte Idee", in Hamburg die größte Modelleisenbahn der Welt zu bauen, soll dem Mitbegründer Frederik Braun bei einer Reise nach Zürich gekommen sein, wo er im Sommer 2000 in der Alststadt einen Laden mit Modelleisenbahnen entdeckte. Von da an ließ ihn die Idee, sich den Kindheitstraum zu erfüllen, nicht mehr los, und er konnte schließlich seinen kaufmännisch nüchterner denkenden und daher eher skeptischen Zwillingsbruder Gerrit für seinen Plan gewinnen. Inzwischen hat die Wunderwelt 280 Mitarbeiter. Und in das voraussichtlich erst in acht Jahren endgültig abgeschlossene Projekt "Miniaturwunderland" wurden fast 600 000 Arbeitsstunden investiert. Denn die Tüftler und Bastler der Anlage dürfen sich bei der Entwicklung Zeit lassen.

 Die Philosophie der Besitzer: Die Designer und Techniker erhalten bei der Ausgestaltung der jeweiligen Anlage weitgehend freie Hand und lohnen es den Chefs dann durch hübsche Details, die ihnen während der Bauphase eingefallen sind.  Und so sind die Modell-Landschaften keine direkten Nachbauten der realen Welt, sondern eher "nachempfundene" Welten. Nichts ist hier "von der Stange". Alles wurde selbst erdacht und gebaut. Nicht selten werden - wie etwa bei Disneyland - die wichtigsten Monumente des dargestellten Gebiets auf engem Raum zusammengefasst. 

Inzwischen sind große Teile der "Miniatur-Wunderwelt" fertig und 12 Millionen Euro in das Projekt investiert worden. Besucher finden unter anderem neben deutschen Regionen, Österreich, natürlich auch Hamburg, USA, Finnland, Schweiz, Italien, Frankreich - und dann natürlich den Hamburger Flughafen, der bereits 2011 fertig wurde. Neuestes Projekt ist die umstrittene Elbphilharmonie, die allerdings noch deutlich vor dem echten "Jahrhundert-Bauwerk" fertig sein wird. 

 

 

Faszinierend ist das Kontrollzentrum des "Wunderlands", das ebenso wie die Werkstätten für das Publikum zugänglich ist. Mit seinen zahlreichen Überwachungsmonitoren erinnert die Zentrale tatsächlich an eine Flugkontrolle auf einem Airport. Hier können die Techniker mit einem Blick Probleme lokalisieren und den Modellbahn-Verkehr steuern.

 

Hier die vom Veranstalter veröffentlichten technischen Details des Miniatur-Wunderlandes:

  Nach vorläufigem Endausbau 2020 Aktuell Herbst 2012
Mietfläche 10.000 qm 6.400 qm
Modellfläche über 2.300 qm 1.300 qm
Abschnitte 12 8
Gleislänge ca. 20.000 Meter 13.000 Meter
Züge ca. 1.300 ca. 930
Waggons 20.000 14.450
längster Zug 14,51 Meter 14,51 Meter
Signale 1.900 1270
Weichen 4.000 3.050
Computer 64 46
Lichter über 500.000 ca. 335.000
Häuser und Brücken 6.000 3.660
Figuren 400.000 215.000
Autos 10.000 8.850
Bäume 330.000 228.000
Arbeitsstunden ca. 850.000 580.000
Mitarbeiter 300 262
Baukosten ca. 20.000.000 € 12.000.000 € (Stand September 2012)

 

Volle Konzentration im Kontrollzentrum. Kollisionen verlaufen hier allerdings eher glimpflich

 

Tausende Signale, Züge, Wagen werden vom Kontrollzentrum direkt überwacht und gesteuert

 

Besonders hübsch ist das Wunderland, wenn es "Nacht" wird. Der Geräuschpegel ist realistisch; die Lichter erhellen die kleinen Dörfer, Städte und Fabrikanlagen ebenso, wie die Rock-Bühne oder die kleine Zeltstadt. Zum Glück wechseln in den Räumen der Wunderland-Anlage Tag und Nacht häufig genug, um das Spektakel miterleben zu können. 

 

Mir hat das Wunderland übrigens gefallen, obwohl ich kein typischer Modelleisenbahner bin. Unsere Eltern hatten nicht genug Geld und wir hatten nicht genügend Platz für eine solche Bahn. Dafür schau ich mir heute halt Formel I-Rennen an. Das ist - um mit Niki Lauda zu sprechen - auch kaum etwas anderes als Modelleisenbahn. Schließlich fährt man da ja auch "immer nur im Kreis herum..."

 

Wer mehr über das Hamburger "Wunderland" erfahren will, schaue mal hier herein:

 

http://www.miniatur-wunderland.de/

  

Alle Bilder und Texte dieses Features sind copyright Christian Fürst, 2012