Spaziergang #1 - Im Eppendorfer Moor
Hummel, Hummel, Moor, Moor -
Ein Herbst-Spaziergang durchs Eppendorfer Moor von Christian Fürst, nmms
Wenn der dichte Verkehr auf der benachbarten Alsterkrugchaussee abflaut, kann man in dieser Idylle sogar Vögel zwitschern hören. Nur 1,6 Kilometer sind es von der Eppendorfer Landstraße, der lebendigen Geschäftsstraße im gleichnamigen Hamburger Stadtteil, bis zu Hamburgs kleinstem Naturschutzgebiet, dem "Eppendorfer Moor". Wer mit dem Auto vom Zentrum zum Flughafen Fuhlsbüttel fährt, passiert das Gebiet entlang der sechsspurigen Ausfallstraße auf der linken Seite. Doch nur wenige machen Halt, um dem großstädtischen Alltag zu entkommen. Dabei lohnt ein kleiner Ausflug zu jeder Jahreszeit. Nicht zuletzt im Hochsommer, wenn das dichte Grün der Bäume für ein wenig Abkühlung sorgt:
Wunderschön zu jeder Jahreszeit: Das Eppendorfer Moor im August 2013 - Neue Sommerbilder von dem Naturschutzgebiet am Ende des Features
Doch selbst bei schönstem Herbstwetter scheinen nur "Eingeweihte" den Weg in dieses Moor zu finden, das zu den absoluten Favoriten von Loki Schmidt gehörte, der verstorbenen Kanzler-Gattin und anerkannten Bio-Lehrerin der Nation.
Auch unerwarteter Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen lockten nur wenige Hamburger ins Eppendorfer Moor
Kein "Ort des Grauens" - auch nicht für Krimifreunde: typische Moorlandschaft mitten in Hamburg
Paradies für den Fischreiher und andere Individualisten
Für alle, die ungestörte Spaziergänge suchen, die den Geruch von moderndem Holz und den Anblick noch wirklich unberührter Natur genießen wollen und können, ist der Besuch dieses Geländes absolut zu empfehlen. Hier geben sich selbst Fahrradfahrer noch Mühe, geräuschlos über die weichen Wege zu fahren. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Spaziergänger einander kennen, die sich an einem sonnigen und warmen Samstagmittag ins Eppendorfer Moor zurückgezogen haben. Da ist die junge Familie, die an dem flachen Teich inmitten des Moors einen Picknickplatz sucht. Oder der älterere Herr aus Polen, der mit seinen beiden Hirtenhunden regelmäßig hier spazieren geht. Heute hat er einen ziemlich großen Steinpilz gefunden und setzt sich spontan zu uns auf eine Bank. "Darf man sowas hier überhaupt pflücken?" frage ich ahnungslos. Ich habe einmal gelernt, dass man im Naturschutzgebiet am besten die Finger von jedem Grün lassen sollte...
Im flachen See spiegelt sich auch bei fahlem Licht der Herbst
Kreuz und Quer durch "fast" unberührte Natur
Mit etwas Geduld kann man im Eppendorfer Moor Pflanzen und Pflänzchen sehen, die nur in norddeutschen Mooren vorkommen. Naturschützer haben im Lauf der vergangenen Jahrzehnte neben Hunderten Schmetterlingsarten rund 320 verschiedene Pflanzen gezählt und natürlich katalogisiert. Darunter allein 35 Arten von Moosen und 20 Baumarten. Weit überwiegend wachsen hier allerdings Laubbäume wie Birkenarten oder Eichen. Ihr farbenprächtiges Laub macht den Besuch in diesen Herbsttagen besonders lohnend.Völig unberührt allerdings kann sich das Moor inzwischen nicht mehr entwickeln. Um die Ausstrockung zu verhindern, müssen Naturschützer regelmäßig wuchernde Büsche und Sträucher zurückschneiden oder ganz entfernen.
Fast alle Moorbesucher scheinen "Stammgäste" zu sein, die hier regelmäßig Ruhe und Entspannung suchen
Im seichten Wasser des Moorsees jagt ein einsamer Reiher nach Fischen oder Fröschen
Von wegen "düster" - Ein Moor für Optimisten!
Schaut man auf die Literatur, dann verbinden die meisten Menschen mit dem Moor das Unheimliche, das Dunkel, die Gefahr. Das Moor ist niederträchtig, es fängt Dich ein, um Dich nicht wieder herzugeben. Doch dieser Spaziergang im Eppendorfer Moor zum ersten (und eventuell letzten) Sonnentag dieses Herbsts in Hamburg, beweist dem Besucher das Gegenteil. Helles, saftiges Grün und leuchtendes Gold-Gelb verzaubern die Landschaft. Nichts ist bei diesem Licht unheimlich.