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Hintergrund

(Text: Auszug Hamburger Stiftung Naturschutz)

Moore sind ganzjährig nasse Lebensräume. Ihre größte Verbreitung haben sie deshalb bei uns im westlichen, atlantisch geprägten, regenreichen norddeutschen Flachland. Die größte Gefahr für Moorgebiete ist ihre Entwässerung. Denn damit verändert sich neben dem Wasser- auch der Nährstoffhaushalt, andere Pflanzen wandern ins Moor ein und verdrängen die speziellen Hochmoorpflanzen, zu denen auch die Moorlilie gehört. Jede wirtschaftliche Nutzung der Moorgebiete ist mit ihrer Entwässerung verbunden und wirkt sich entsprechend negativ aus. Das gilt auch für die Landwirtschaft. Deshalb sollten besonders Moore sich selbst überlassen werden. Das bedeutet, dass Entwässerungen gestoppt werden müssen und das Wasser im Moor gehalten werden muss. Dann kann das Moor wieder zu wachsen und neuer Torf gebildet werden.

Ein weiterer guter Grund für den Schutz der Moore kommt noch hinzu: Moorschutz ist auch Klimaschutz. Im Torfboden des Moores wurden in tausenden Jahren große Mengen Kohlenstoff festgelegt. Werden Moore entwässert oder bewirtschaftet, gelangt der Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Atmosphäre und belastet unser Klima.

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Am Moor

von Christian Morgenstern

 

Flackernd lösen sich vom Sumpf ungewisse Schemen...
Nach der alten Weide Stumpf
sieh den Weg sie nehmen.
Auf dem Stumpfe sitzt der Tod:
Dumpfe Fiedel lockt und droht
mit verworrnen Themen.

Huschend schlingt der wirre Kreis
sich um Tod und Weide...
Um die Flämmchen schimmert's weiß
wie von feinster Seide.
Knaben, Mädchen, Männer, Fraun
glaubst wie Schatten du zu schau'n
tief im Totenkleide.

Und ein Seufzen hebt sich her,
düster dich zu bannen...
Schaudernd fühlst du: Schon will Er
dein Gemüt entmannen.
Der Gespenster Reihn erschrickt?
Haben sie dein Haupt erblickt?
Und du eilst von dannen.

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Spaziergang #1 - Im Eppendorfer Moor

Hummel, Hummel, Moor, Moor -

Ein Herbst-Spaziergang durchs Eppendorfer Moor von Christian Fürst, nmms

 

Wenn der dichte Verkehr auf der benachbarten Alsterkrugchaussee abflaut, kann man in dieser Idylle sogar Vögel zwitschern hören.  Nur 1,6 Kilometer sind es von der Eppendorfer Landstraße, der lebendigen Geschäftsstraße im gleichnamigen Hamburger Stadtteil, bis zu Hamburgs kleinstem Naturschutzgebiet, dem "Eppendorfer Moor". Wer mit dem Auto vom Zentrum zum Flughafen Fuhlsbüttel fährt, passiert das Gebiet entlang der sechsspurigen Ausfallstraße auf der linken Seite. Doch nur wenige machen Halt, um dem großstädtischen Alltag zu entkommen. Dabei lohnt ein kleiner Ausflug zu jeder Jahreszeit. Nicht zuletzt im Hochsommer, wenn das dichte Grün der Bäume  für ein wenig Abkühlung sorgt:

Wunderschön zu jeder Jahreszeit: Das Eppendorfer Moor im August 2013 - Neue Sommerbilder von dem Naturschutzgebiet am Ende des Features

 

Doch selbst bei schönstem Herbstwetter scheinen nur "Eingeweihte" den Weg in dieses Moor zu finden, das zu den absoluten Favoriten von Loki Schmidt gehörte, der verstorbenen Kanzler-Gattin und anerkannten Bio-Lehrerin der Nation. 

  

Auch unerwarteter Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen lockten nur wenige Hamburger ins Eppendorfer Moor 

 

Kein "Ort des Grauens" - auch nicht für Krimifreunde: typische Moorlandschaft mitten in Hamburg

 

 

 Paradies für den Fischreiher und andere Individualisten

Für alle, die ungestörte Spaziergänge suchen, die den Geruch von moderndem Holz und den Anblick noch wirklich unberührter Natur genießen wollen und können, ist der Besuch dieses Geländes absolut zu empfehlen. Hier geben sich selbst Fahrradfahrer noch Mühe, geräuschlos über die weichen Wege zu fahren. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Spaziergänger einander kennen, die sich an einem sonnigen und warmen Samstagmittag ins Eppendorfer Moor zurückgezogen haben. Da ist die junge Familie, die an dem flachen Teich inmitten des Moors einen Picknickplatz sucht. Oder der älterere Herr aus Polen, der mit seinen beiden Hirtenhunden regelmäßig hier spazieren geht. Heute hat er einen ziemlich großen Steinpilz gefunden und setzt sich spontan zu uns auf eine Bank. "Darf man sowas hier überhaupt pflücken?" frage ich ahnungslos. Ich habe einmal gelernt, dass man im Naturschutzgebiet am besten die Finger von jedem Grün lassen sollte...

 

Im flachen See spiegelt sich auch bei fahlem Licht der Herbst

 

Kreuz und Quer durch "fast" unberührte Natur

Mit etwas Geduld kann man im Eppendorfer Moor Pflanzen und Pflänzchen sehen, die nur in norddeutschen Mooren vorkommen. Naturschützer haben im Lauf der vergangenen Jahrzehnte neben Hunderten Schmetterlingsarten rund 320 verschiedene Pflanzen gezählt und natürlich katalogisiert. Darunter allein 35 Arten von Moosen und 20 Baumarten. Weit überwiegend wachsen hier allerdings Laubbäume wie Birkenarten oder Eichen. Ihr farbenprächtiges Laub macht den Besuch in diesen Herbsttagen besonders lohnend.Völig unberührt allerdings kann sich das Moor inzwischen nicht mehr entwickeln. Um die Ausstrockung zu verhindern, müssen Naturschützer regelmäßig wuchernde Büsche und Sträucher zurückschneiden oder ganz entfernen.

 

Fast alle Moorbesucher scheinen "Stammgäste" zu sein, die hier regelmäßig Ruhe und Entspannung suchen

Im seichten Wasser des Moorsees jagt ein einsamer Reiher nach Fischen oder Fröschen

 

Von wegen "düster" - Ein Moor für Optimisten!  

Schaut man auf die Literatur, dann verbinden die meisten Menschen mit dem Moor das Unheimliche, das Dunkel, die Gefahr. Das Moor ist niederträchtig, es fängt Dich ein, um Dich nicht wieder herzugeben. Doch dieser Spaziergang im Eppendorfer Moor zum ersten (und eventuell letzten) Sonnentag dieses Herbsts in Hamburg, beweist dem Besucher das Gegenteil. Helles, saftiges Grün und leuchtendes Gold-Gelb verzaubern die Landschaft. Nichts ist bei diesem Licht unheimlich. 

 

 

 

Wer mehr über das Eppendorfer Moor erfahren will, wird hier fündig:      Wikipedia

oder auch hier:

 

Auch mit den Öffis lässt sich das Naturschutzgebiet bequem erreichen. Und zwar mit der U1 bis Lattenkamp

 

 

Alle Fotos und Texte copyright Christian Fürst, 2012