Woche 51 Es weihnachtet

"Oh du fröhliche..."

 

Vielen ist diese Zeit ein Dorn im Auge und sie sprechen von kommerzialisierter Gefühlsduselei. Sie meiden den Trubel in den Geschäftsvierteln der Innenstädte und vor allem Weihnachtsmärkte so gut sie können. Andere freuen sich und können nicht genug bekommen von der Atmosphäre, die sich von der im Vorjahr oft nur dadurch unterscheidet, dass Schnee liegt oder auch nicht. Eine Konstante bildet die Gruppe der Besucher, denen Weihnachten und der damit verbundenen christiliche Hintergrund ohnehin herzlich gleichgültig ist: sie sind glücklich, wenn sie mit Gleichgesinnten am selben Stand wie im Vorjahr stehen können, dicht bei dicht, um sich einen anzutrinken und sich näherzukommen. Und alle Jahre wieder ist es Glühwein, der die Kehlen runterrinnt - seien es dabei zwanzig Grad unter oder wie in diesem Jahr zehn Grad über null. Die hohen Temperaturen haben natürlich den Vorteil, dass der Alkohol schneller wirkt, was sich durchaus positiv auf die Haushaltskasse auswirken kann.  

Beim Puppenspiel in Hamburg-Ottensen

Und dann gibt es noch eine Gruppe, die glücklicherweise noch unbeschwert und frei von Nörgelei und Kritik diese Tage genießen kann, an denen es flächendeckend nach Spezereien und miesem Frittierfett duftet oder stinkt, alles bunt und schön und teurer als sonst ist, und es auch Dinge gibt, bei denen die Augen offenstehen und das Herz überzufließen scheint: Kinder. Sie zu beobachten ist so richtig etwas fürs Gemüt: wie sie mitleben, mitleiden oder auch herzlich und unverstellt mitlachen, wenn der Puppenspieler, der im Norden "Poppenspeeler" heißt, seinen Figuren allerlei Freches oder Sanftes, Heiteres oder Verängstigendes in den Mund legt. 

         


Und als das Krokodil auf das Angebot der guten Hexe, ein Thunfischbrötchen zu bekommen, den Kopf über die Reling schmeißt, den Rachen weit  öffnet und so tut als würde es ihm schlecht, weil er Thunfisch nicht ausstehen kann, da lachen alle - nicht nur die Kleinen. 

Es gibt nicht nur Triefendes wie Krakauer oder Berliner, Grünkohl oder Crêpes und auch nicht nur Glühwein. Es gibt auch Nützliches und Schönes, das sich unter dem Weihnachtsbaum durchaus gut machen dürfte. Handschuhe und Schals in allen Variationen und jedweder Provenienz. Kunsthandwerk aus Olivenholz oder wie unten gezeigt, Werkzeuge aus Schokolade, kleine und feine Plaids, auch handgemachte Seife, die zum Reinbeißen verführt, was man allerdings unterlassen sollte.

         

Leider verhält sich der Andrang vor den Ständen umgekehrt proportional zu den Qualitäten und der Nachhaltigkeit der angebotenen Ware. Aber warum sollte es auf Weihnachtsmärkten anders zugehen als im richtigen Leben.

In diesem Sinne: Frohe Weihnacht!

 

copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2013