Woche 40 Herbst in Südtirol

Herbst in Südtirol

 

Blick in die Dolomiten am 1sten Oktober 2013 von der Schwarzseespitze (2.060 m)

Wenn Ende September oder Anfang Oktober die Wetterprognosen übereinstimmend "geschlossene Wolkendecken" ankündigen, dann teilt sich die Welt in Südtirol auf in "Die da Unten" und in "Wir da Oben". Wer in Bozen oder den Tälern von Eisack, Talfer und Etsch lebt, schickt sehnsüchtige Blicke nach oben, ob die Wolken nicht doch aufreißen mögen - und sei es auch nur für einen Augenblick, um einige Sonenstrahlen zu erhaschen, die das Gemüt erfreuen und die Vorahnungen auf einen langen Winter vertreiben. "Die da Oben" auf dem Ritten oder auf einem der vielen, Bozen überragenden Hochplateaus können sich derweil auf Reinhard Mey beziehen und bestätigen, dass die Himmel über den Wolken tatsächlich grenzenlos scheinen. Weit geht der Blick am ersten Dienstag im Oktober in die Welt der Dolomiten. Die Marmolada, heute Bergsteiger- und Wintersportparadies, vor einhundert Jahren einer der Schicksalsberge in einem schwachsinnigen und extrem grausam geführten Krieg von Mann zu Mann, scheint zum Greifen nah. Die Wolken schieben sich übereinander, gleiten aneinander vorbei und bieten ein Zusatzspektakel. Mal ist es wattig und glatt, mal züngeln und explodieren Wolkenteile wie sturmgepeitschte Brecher an den Molen und Kaimauern der Häfen und an Felsenküsten. Immer ist es großes, wirklich großes Kino. Wenn dann auf den Berghütten oder den Gipfelstationen der Seilbahnen noch Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn mit Cappuccino oder auch Bretterl mit südtiroler Speck und ein Glas Kalterer oder St. Magdalena von netten Menschen serviert wird - dann kann man die Seele baumeln lassen und man möchte dem Augenblick zurufen "verweile doch, Du bist so schön".

Nebulös

Auf dem Ritten oberhalb Bozen

Es gibt nicht gerade wenige Hochplateaus im Raum Bozen, auf die man sich flüchten kann, wenn das Wetter in der Landeshauptstadt wieder einmal unerträglich wird, die Luft so stickig ist, dass man meint, keine Luft zu bekommen. Einige Anhöhen sind mit Seilbahnen erschlossen, die eifrig genutzt werden. Von Touristen ebenso wie von Pendlern und Talflüchtlingen. Da geht es vom Ortsteil Gries aus hoch hinauf nach Jenesien. Von hier aus kann man in unschwerer, wenn auch zeitaufwändiger Wanderung ohne größere Höhenunterschiede bis nach Meran zu Fuß gehen, radeln oder auch reiten. Auf der gegenüberliegenden Seite führt die erste private Seilbahn Italiens, erbaut zu Beginn des 20sten Jahrhunderts zum Kohlern mit seinem  zauberhaften Hotel und Gasthaus, einem Zauberberg "en miniature". AP zieht es seit Jahrzehnten immer wieder für einige Tage auf diese Anhöhen, die letzten Jahre überwiegend auf den Ritten (siehe hierzu die Chronik der 37sten Woche des Vorjahres). Gab es vor einem Jahr noch Unmut über die exorbitant gestiegenen Preise für die Berg- und Talfahrten, so wurden diesen Herbst die Vorteile der sogenannten RittenCard ausgelotet. Nach wohl nicht ganz einfachen Verhandlungen aller Beteiligter, seien es Museen, Verkehrsbetriebe, Tourismusvereine oder Beherbergungsunternehmen steht die RittenCard! Auf freiwilliger Basis kann Gästen diese Karte zur Verfügung gestellt werden.  Gekauft werden kann sie nicht. Wie auch immer die Verrechnung funktioniert - Gewinner ist auf jeden Fall der Gast, der Leistungen in Anspruch nehmen kann, die ein vielfaches dessen ausmachen, was die Hotelrechnung für diesen Zusatzservice pro Gast und Tag ausweist. So sei die kostenlose Nutzung der Seilbahn Ritten genannt, die scheinbar unendliche Kurbeleien am Steuer, hohen Spritverbrauch und Parkplatzsuche erspart. Nichts ist schöner, als in diese Stadt zu gleiten, das Panorama der Dolomiten zu genießen und über das idyllische St. Magdalena in Bozen einzuschweben. Auch auf die Schwarzseespitze unterhalb des Rittner Horns kommt man ein mal pro Tag zum Nulltarif mit einer "Eiergondel" - und natürlich auch wieder zurück zur Talstation. Und dass man für die zauberhafte Fahrt mit dem Bähnle zwischen Oberbozen und Klobenstein nichts berappen muss, versteht sich fast von selbst. Wer Zeit und Lust hat, kann theoretisch bis Innichen im äußersten Osten Südtirols oder über Meran bis  nach Mals kurz vor der Grenze zur Schweiz die RittenCard nutzen. Die Vorteile sind so vielfältig und vor allem für Familien mit Kindern derart evident, dass es sich durchaus lohnt, bei der Suche nach Hotels, Herbergen oder Apartments darauf zu achten, ob die RittenCard mit angeboten wird. Wenn nicht, kann eine Frage nach dem "warum nicht" kaum schaden. Einen ganz besonderen Vorteil, der bei der Werbung für diese Karte noch zu wenig in den Vordergrund gestellt wird, ist der Schutz der Umwelt. Denn gerade in dieser einzigartigen Kulturlandschaft ist nur jenes motorgetriebene Fahrzeug, das nicht benutzt wird, auch ein gutes Fahrzeug.

AP dankt dem Tourismusbüro Ritten und dort insbesondere Frau Rita Hermeter für die großzüge Unterstützung.

Der Text zum Lied "Über den Wolken von Reinhard Mey findet sich hier: http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/über-den-wolken

Bilder und Texte copyrigt Andreas Pawlouschek, NewsAndMore-Mediaservice, 2013