Woche 17 Präsidentenbesuch

Bundespräsident Gauck in Hamburg 

Hoher Besuch - und keiner geht hin

Er sieht aus wie der Bundespräsident - und er ist es auch: Joachim Gauck mit ungewohnter Geste an ungewohten Ort. Bestens gelaunt winkt er aus dem Cockpitfenster eines Airbus der Lufthansa, die in einem Hangar der LH-Werft in Hamburg Fuhlsbüttel zur Überholung geparkt ist, einer kleinen Schar von Journalisten, Fotografen und einem Kamerateam zu, die über den hohen Besuch berichten. Einen Tag absolvierte am Freitag (26ster April) Gauck in der Hansestadt ein dicht gedrängtes Programm. Nach der Landung ein kurzer Besuch bei der Lufthansa auf Einladung des Vorstandsvorsitzenden der Kranichflotte, August-Wilhelm Hennigsen. Über die Themen des Gesprächs wird nichts bekannt, nicht einmal eine Pressemitteilung gibt es. Der Besuch sei nicht "hoch offiziell" heißt es aus der Firmenzentrale auf Anfrage von NewsAndMore. Immerhin lobt der Bundespräsident am Abend die Hansestadt, dass es ihr gelungen sei, mit der Lufthanswerft in Fuhlsbüttel und Airbus-Industries an der Elbe einer Zukunfstbranche einen wirtschaftlich schlagkräftigen Standort geschaffen zu haben, als die traditionellen Schiffsbauwerften schwere Schlagseite bekommen hatten, dahinsiechten oder gar wegbrachen.

Strahlend, charmant und sehr herzlich, wie langjährige Bekannte oder gar Freunde begrüßte Carola Veit, Präsidentin der Bürgerschaft, den Bundespräsidenten und seine Begleitung, Cornelia Schadt, auf dem Rollfeld vor einem Hangar der Deutschen Lufthansa in Fuhlsbüttel. 

Es gab Zeiten, da wurde der Besuch eines Bundespräsidenten gefeiert wie Ostern und Weihnachten an einem Tag. Kinder bekamen schulfrei und säumten, fähnchenschwingend die Wege, die der hohe Gast bei seiner Fahrt durch die Städte nahm. In Hamburg waren die Polizisten der Eskorte und die offiziellen Gastgeber offenbar die einzigen Hamburger, die sich des Besuchs bewußt wurden - berufsbedingt sozusagen

Empfang im Hamburger Rathaus

 

Es ist ein mächtiger Bau, das Rathaus, das im Herzen der Freien und Hansestadt zwischen Binnenalster und Elbe aufragt. Im Inneren ähnelte es eher einem Schloß, als einem bürgerlichen Zweckbau.  Man muss es nicht schön finden in seinem Stilmix aus Gotik, Barock und Renaissance. Groß ist es auf jeden Fall und imposant. Mit 647 Räumen sogar größer als Buckingham-Palace - die nicht gerade bescheidene Herberge der britischen Königin. In Hamburg haben hier Bürgerschaft und Senat ihren Sitz und üben sich in Demokratie. Und natürlich hat auch der Erste Bürgermeister des Stadtstaates hier sein Amtszimmer.

Protokollarisches

 

Zwischen dem Termin bei der Lufthansa und dem Empfang im Rathaus hatte der Präsident bei strömendem Regen die Internationale  Bundesgartenschau in Wilhelmsburg eröffnet und in der Altonaer Seemannsmission mit denen gesprochen, die hier zwischen zwei großen Reisen etwas Ruhe, Entspannung und ein klein wenig Normalität finden als Ausgleich zu dem so gar nicht mehr romantischen Beruf auf hoher See. Unmittelbar nach der freundlichen Begrüßung durch Olaf Scholz (SPD) wurde deutlich, dass auch ein Präsidentenbesuch politisch brisant werden kann. Auf die unerwartete Frage einer Reporterin nach seiner Meinung zu der immer teurer werdenden Elbphilharmonie meinte der Bundespräsident, er hoffe sehr, dass die Hamburger einmal den Ärger über die Kosten vergessen hätten und das Bauwerk genießen könnten. Eine Nachfrage konnte nicht zu Ende gestellt werden, Scholz zog den hohen Gast fast unsanft von den Journalisten weg. Das Thema kam ihm verständlicherweise wohl nicht so  recht gelegen... 

Bevor er sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug, sprach er noch einige offene, aber auch aufmunternde Worte zu geladenen Gästen - Bürgern, die sich ehrenamtlich verdient machen um das Wohl der Bürger in der Hansestadt. Es müsse, so Gauck, ein wunderbares Gefühl sein, in einem so prachtvollen Rathaus Bürgerinnen und Bürgern die Urkunden ihrer neuen, deutschen Staatsbürgerschaft zu überreichen und sie willkommen zu heißen. So wie zuletzt Anfang des Jahres auf der 18ten Einbürgerungsfeier. Der Bundespräsident ermutigte alle Verantwortlichen, mit diesen überaus positiven Erfahrungen nach draußen zu gehen, die Erfolge bei der Integration nicht für sich zu behalten sondern in die ganze Republik zu tragen. 

Fast Pflichtübung dann der Eintrag in das Goldene Buch der Hansestadt. Ungewöhnlich bescheiden aber sehr wohl gemeint das Gastgeschenk, das Buch "Leute von Hamburg" - ein Klassiker von Siegfried Lenz, das Vorwort verfasst von einem berühmten Hamburger Sozialdemokraten, Altkanzler Helmut Schmidt. Auf einen zweiten berühmten und beliebten Sohn der Hansestadt ging der Bundespräsident erkennbar freudig zu: "Uns Uwe"....

Der übrigens meinte im Verlauf einer längeren, charmanten Unterhaltung gegenüber AP, ein deutsch-deutsches Finale in Wembley werde wohl Bayern München gewinnen...

 

Texte und Bilder copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2013