Woche 15 Elbphilharmonie

Die Elbphilharmonie

Neuanfang durch Verträge  und ein Osterspaziergang

 

 

Mit dem Wort "fast" dämpfte der Pressesprecher der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt im Gespräch mit NewsAndMore Anfang der Woche noch allzu großen Optimismus, aus dem Inneren der  Elbphilharmonie könnte bald wieder Baulärm schallen. Seit Monaten ruhen hier Hammer und Meisel, respektive ihre modernen Nachfolger. Tief zerstritten hatten sich die am Bau beteiligten Parteien, Die Hansestadt Hamburg, der Baukonzern Hochtief und die Architekten Herzog & de Meuron in die absolute Bewegungslosigkeit begeben. Im Inneren des Prestigeobjektes, dessen Kosten sich in ebensolche schwindelerregende Höhen aufschwingen werden, wie die obersten Dachelemente in den Himmel über der Elbe ragen, ruhte alles fein säuberlich hergerichtet wie zum Dauerschlaf. Zur Freude von Besuchern, die nach monatelangem Warten eine Karte für eine der heiß begehrten Binnensichten erhielten. Was sie dann im Rahmen einer fast zweistündigen Begehung zu sehen bekommen, kann gleichermaßen faszinieren wie verärgern aber auch zum Schmunzeln verleiten.

Das mehrgeschossige Parkdeck sei, so ein Spötter unter den Besuchern, das architektonisch gelungenste Teil des Bauwerks. Und wirklich vehement kann AP ihm nicht widersprechen. Die optischen Strukturen haben einen enormen ästhetischen Reiz, der Kunst am Bau nicht als Floskel erscheinen läßt. Der Schwung der Rampe, die Gliederung der Träger und auch die technische Ausführung sind überzeugend. An anderen Stellen fragt sich der Betrachter, warum die Architekten Konzertgänger, Hotelgäste und Besucher erst in eine viel zu klein und dunkel erscheinende Lobby, quasi einen Lieferanteneingang schicken, um ihn danach eine endlos lange und gewölbte Rolltreppe wie durch einen Geburtskanal in höhere Gefilde schicken. Dass die Wandverkleidung dieses Tunnels derart stümperhaft gebaut wurde, dass sie abgerissen und erneuert werden muss für eine Million Euro, löst beim skandalgeprüften Hamburger Bürger, der nicht ganz grundlos bereits Kosten von insgesamt bis zu einer Milliarde Euro befürchtet, kaum noch Kopfschütteln aus. Etwa auf halber Höhe wird es dann lichter und eine Plaza genannte Fläche, angeblich so groß wie der Hamburger Rathausplatz, breitet sich aus. Durch Schießscharten ähnliche Ausbuchtungen in der Glasfassade hat man grandiose Blicke auf Hamburg und den Hafen. Schön vor allem aus dem Büro des künftigen Intendanten der Elbphilharmonie und den vielen Balkonen der Luxusapartments sowie des intergrierten Hotels, an dem unbehelligt von den Querelen weitergearbeitet wurde.

An ihrem Schuhwerk sollt ihr sie erkennen, die Besucher der Elbphilharmonie, wenn es denn endlich einmal geklappt hat. Wer Hamburgs künftiges Wahrzeichen von innen betreten will, der braucht zuächst einmal Geduld. Schutzkleidung, sprich Gummistiefel und Helme, werden gestellt. Zwei Monate Wartezeit sollten wohl kalkuliert werden. Die Führungen allerdings lohnen auch für den Skeptiker. Sie werden höchst kompetent und charmant zugleich moderiert. Auch kniffeligen Fragen der Besucher wird nicht ausgewichen. Und was kann schon das Bauwerk dafür, dass es offenbar bei allen Beteiligten mehr Dilettanten als Profis gab.

 Zu viele Köche hatten bisher den Brei mächtig verdorben, scheinbar unkoordiniert aneinander vorbei oder wenn es sein musste auch gegeneinander wurde gearbeitet. Wann immer es einem der Beteiligten opportun erschien, wurden Rechtsanwälte oder auch Gerichte bemüht. Das versaute die Stimmung, bremste die Arbeiten aus und trieb die Kosten mächtig in die Höhe. Der damit einhergehende Imageverlust war enorm und die Akzeptanz in der Bevölkerung  sank bei vielen auf den Nullpunkt. Nun könnte es zugehen, wie bei Bauaufträgen allgemein üblich. Der Bauherr bestimmt die Richtlinien der Politik und bezahlt. Hochtief baut in enger Zusammenarbeit mit den Architekten  sozusagen in einer Arbeitsgemeinschaft  Ob das gut gehen kann, nachdem es vor allem diese Beiden waren, deren Dissonanzen unerträglich waren, bleibt abzuwarten. Hochtief verspricht, zu einem Fixpreis von 575 Millionen Euro  - fünfhundertundfünfundsiebzig Millionen Euro - zu Ende zu bauen . Das sind bereits etwas 200 Millionen Euro mehr als noch 2012 angegeben. Dabei bleibt es aber mit Sicherheit nicht, denn die Architekten nehmen noch einmal einen tiefen Schluck aus der Senatspulle. Das Hamburger Abendblatt, in der Sache immer gut informiert, gibt deren Honorar mit mindestens 58 MIllionen an und schreibt von Gesamtkosten, die bei mindestens 700 Millionen Euro liegen dürften, da diverse Nebenkosten, direkte und versteckte, wie Erschließung, Mehrwertsteuer und anderes mehr noch nicht spezifiziert sind. Viel Geld, meint nicht nur AP für einen großen und einen kleinen Konzertsaal und ein Sälchen, viel umbauten Raum und eine super Sicht auf Hafen und City - die möglicherweise teuerste Garage der Welt einbegriffen. Bis zum Jahr 2016 soll der Bau nun fertiggestellt sein. Dann und erst dann wird die Öffentlichkeit wissen, auf was sie alles verzichten musste zu Gunsten dieses Prestigebaus. Vielleicht, wie manche Insider munkeln landet man dann bei einer runden Milliarde Euro. DIe Reden zur offiziellen Einweihung im Frühjahr des Jahres 2017 dürften spannend werden.

 


Kostenexplosionen am laufenden Band begleiten den Bau, der urspünglich einmal auf 77 Millionen Euro veranschlagt worden war. Das war Im Jahr 2005. An Optimismus verbreitende Nachrichten kann sich AP in all den Jahren danach nicht erinnern. Auch, als einer der Väter dieses für Hamburg durchaus notwendigen Konzerthauses gilt der ehemalige Erste Bürgermeister, Ole von Beust (CDU). Er wollte sich wohl ein Denkmal setzen und handelte übereilt nachdem Motto: lasst uns erst einmal bauen. Belangt werden kann er wohl kaum, denn selbst von einem Untersuchungsausschuss der Hamburger Bürgerschaft konnte kaum Ordnung in das Dickicht des Sumpfes der Elbphilharmonie gebracht werden.


  Die Elbphilharmonie: 

Bilder des Jahres 2010

 Bilder des Jahres 2011

 Bilder des Jahres 2012 

Texte und Fotos copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2013

 

 Die unterzeichneten Verträge sind mit umfangreichen Anlagen im Internet veröffentlicht. 

www.hamburg.de/kulturbehoerde

 

Was Christian Fürst vor noch gar nicht langer Zeit zu dem skandalträchtigen Bau schrieb - hier können sie es nachlesen:

newsandmore-mediaservice.de/pages/christian-fuerst/hamburg-highlights/elbphilharmonie.php 

 

Zum Bau der Elbphilharmonie sowie der Genesis des bautechnischen Mismanagements und der finanziellen Desaster: de.wikipedia.org/wiki/Elbphilharmonie

 

Hier gibt es alles, was man wissen muss, wenn man sich für eine Begehung interessiert:

www.elbphilharmonie.de/elbphilharmonie-fuehrungen-oeffentlich.de