Wulff in Hamburg

Formlos und ohne Allüren - Wulffs Antrittsbesuch in Hamburg

von Christian Fürst, nmms

lockerer Umgang mit den Journalisten

 

Hamburgs Erster Bürgermeister wirkte angespannt, war nervös. Gerade einmal 100 Tage im Amt wartete Olaf Scholz (SPD) auf den höchsten deutschen Staatsgast. Doch dann wurde der Antrittsbesuch des nach wie vor jugendlich wirkenden Bundespräsidenten Christian Wulff zu einer ganz entspannten Angelegenheit. Unaufdringlich, verbindlich und stets lächelnd absolvierten der CDU-Politiker und seine groß-gewachsene Frau Bettina das offizielle Programm, machten bei Orangensaft "small-talk" mit Senatoren und Journalisten, Fotografen und TV-Leuten, die zu Dutzenden ins Hamburger Rathaus gekommen waren. Der erste offizielle Akt, die Eintragung des Ehepaars Wulff ins Goldene Buch der Stadt, war eine Sache von zusammen kaum mehr als einer Minute. Dann tauschten beide populären Politiker Geschenke aus: Eine Radierung für Wulff, und für Scholz, der nach Hamburger Tradition keine offiziellen Geschenke annehmen darf, gab es "als nachträgliches Geburtstagsgeschenk" Manschettenknöpfe aus Porzellan mit dem Bundesadler.

 

Zweimal Wulff, der Eintrag des Bundespräsidenten-Paares im Goldenen Buch   

Es war natürlich nicht Wulffs erste Visite in der Hansestadt, die er in seiner Funktion als niedersächsischer Ministerpräsident fast schon regelmäßig besucht hatte. Und erst vor wenigen Wochen war der Präsident zu einer Geburtstagsfeier für Siegfried Lenz an die Elbe gekommen. Doch die offiziellen "Antrittsbesuche" gehören nun einmal dazu. Die Wulffs machten am Nachmittag einen längeren Spaziergang durch Hamburgs nicht unumstrittenes Vorzeigeprojekt Hafencity, und dann bestiegen sie die noch viel umstrittenere Elbphilharmonie, dessen Fertigstellung sich seit Jahren immer wieder verzögert hat, und das Hamburgs Steuerzahler mit gigantischen 350 Millionen Euro schwer belasten wird.

 

Wulff fand auch hier tröstliche Worte, auch wenn Skepsis weiter angebracht ist: Wenn das Konzerthaus erst einmal fertig sei, so der Präsident, werde es weit über die Hansestadt hinaus Signalwirkung haben und am Ende "viele Besucherinnen und Besucher nach Hamburg ziehen". Scholz wiederum kündigte an, er wolle den riesigen Bau - wenn es denn einmal so weit ist - zusammen mit Wulff einweihen. Und der Präsident sagte seine Teilnahme zu.

 

Wulff besuchte auch Hamburgs umstrittenstes Gebäude: Die Elbphilharmonie, die erst 2013 oder 2014 fertig sein soll. Genau weiß das niemand.

 

Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst, 2011