Woche 03 Winterstille

Winterstille im Holländerstädtchen

Friedrichstadt an der Treene

 

 

Ein Kurzbesuch in Friedrichstadt Mitte Januar - schwer vorstellbar, dass sich hier in der Saison täglich tausende Touristen tummeln. Zu dieser Jahreszeit schienen selbst die Einheimischen ihr zauberhaftes Städtchen zu meiden. Die Gassen waren menschenleer, Hotels und Restaurants geschlossen. Dass gerade dies seinen ganz besonderen Reiz ausüben kann - die Bilder mögen es belegen.

Dass es irgendwo in Nordfriesland einen kleinen, vor Jahrhunderten von holländischen Emigranten besiedelten Ort namens Friedrichstadt geben muss, war dem Autor bewusst, seit er 1973 in Hamburg ansäßig wurde. Doch erst, als 2013 auf einer Fahrt nach Husum Verkehrschilder kurz vor dem Ziel den Weg nach rechts in Richtung Friedrichstadt wiesen, war ausgemacht - hier, und nicht nur in Italien, müssen ein paar Tage Urlaub verbracht werden. So spart man sich vielleicht eine Reise nach Holland war ein Hintergedanke, als es Anfang Januar in die kleine Stadt unweit der Nordsee ging. Im richtigen Winter, wenn überall Schnee liegt, die Grachten vereist sind und zum Schlittschuhfahren einlädt, muss Friedrichstadt paradiesisch sein. Im Nieselregen durch leere Strassen zu laufen, an ausgestorben scheinenden Häusern vorbei, deren Fenster mit Nippes vollgestopft sind und Einblicke in Puppenstuben zu geben scheinen, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Wohl dem, der sich  eines der kleinen Häuschen oder ein Apartment gemietet hat, auf dass er sich selbst versorgen kann. Sonst kann es bitter werden, wenn zum Wochenbeginn kein geöffnetes Restaurant gefunden wird.

 

Stadt der Toleranz - mit zeitlich begrenzter Ausnahme

 

Friedrichstadt war zu Beginn des 17ten Jahrhundert von einem fortschrittlich denkenden Herzog gegründet worden. Er bot holländischen Bürgern, die aus religiösen Gründen verfolgt wurden, eine Heimstatt an. Allen Bürgern der Stadt wurde Religionsfreiheit zugesichert und diese Zusicherung eingehalten, bis der braune Terror auch vor Friedrichstadt nicht halt machte. Die Nazis, die die in der Pogromnacht die Synagoge schändeten, seien jedoch nicht aus Friedrichstadt gekommen, versichert eine junge Frau, mit der wir vor dem Gebäude ins Gespräch gekommen waren, sondern aus dem nahen Husum.  Nach der Vertreibung der Juden war der stolze Bau Wohnhaus eines SS-Mitglieds. Heute findet sich hier eine Kultur- und Gedenkstätte. Dass man den Opfern des Holocaust erst 1985 ein steinernes Gedenken widmete, erstaunt...

         


 

Sehr viel Wissenswertes findet sich bei WIkipedia:  de.wikipedia.org/wiki/Friedrichstadt

Zum Internet-Auftritt der "Holländerstadt" geht es hier: friedrichstadt.de/de/tourismus/index.php

Text und Bilder copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2014