Woche 50 "Illustrious"

"Illustrious" - The Royal Navy zu Besuch

 

 

Hanseaten geben sich gerne britisch in ihrer vornehmen Zurückhaltung - ihrem Understatement. Und tatsächlich erinnert vieles in Hamburg an England und seine Metropole London. Und wie die Stadt an der Themse so hat die Stadt an der Elbe immer einen Bezug zur weiten Welt und ihren Meeren gehabt. Eng, ja freundschaftlich sind die Beziehungen zwischen den beiden Städten, ihren Bürgern und vor allem ihrer Kaufmannsschaft, ihren Reedern aber auch den Seeleuten. Wohl kein britischer Matrose, der in Hamburg angelandet ist und nicht die Reeperbahn kennt. Der Besuch großer Schiffe, die unter dem "Union Jack", der Flagge des Vereinigten Konigreiches Großbritannien und Nordirland, zur See fahren, gehört  zu den besonderen Attraktionen für Hamburger und Touristen. Noch immer zieht das größte Kreuzfahrtschiff, die "Queen Mary 2" wie ein Magnet Tausende, ja Zehntausende an, wenn es Station in Hamburg macht, obwohl sie seit Jahren mehrfach pro Jahr die Elbe rauf und die Elbe runter fährt - mächtig und majestätisch.

 

Weit weniger spektakulär kam bei Schneetreiben und Hochwasser am Samstag (10. Dezember 2011) ein ungewöhnlicher Gast in den Hafen - der Hubschrauberträger "Illustrious. Fast wie eine kleine, graue Maus legte sich das 200 Meter lange Schiff an der Überseebrücke neben den Uraltfrachter, das von vielen geliebte Museumsschiff Cap San Diego - den Bug nach Westen ausgerichtet, den Achtersteven zur Elbphilharmonie. Es war ein Wunsch der Mannschaft, wieder einmal Hamburg zu besuchen. Und damit die Hamburger ausgiebig das Schiff begutachten, und die Besatzung die Stadt kennenlernen können, bleibt die "Illustrious" vier Tage am Kai. 

Wie es sich für Freunde gehört, kam die "Lusty", so der Spitzname der "Illustrious" waffenlos in die Hansestadt. Leer also die imposanten Hangars unter Deck, wo sonst  dicht an dicht Kampf- und Aufklärungshubschrauber stehen. Wozu das Schiff allerdings fähig ist, zeigen ein paar Fakten:

Nationalität / Heimathafen: Großbritannien / Portsmouth
Schiffstyp: Hubschrauberträger
Kommandant: Captain Jerry Kyd
Indienststellung: 20. Juni 1982
Verdrängung: 22 000 t
Länge: 209 m
Breite: 36 m
Tiefgang: 7.6 m
Geschwindigkeit: 30 Knoten (56 km/h)
18 Knoten Marschgeschwindigkeit
Besatzung: 685 seefahrendes Personal
360 fliegendes Personal (bei Einschiffung)
Luftfahrzeuge: 24 Hubschrauber

(Quelle: Bundeswehr/British Embassy Berlin)

 

                       

copyright dieser zwei Aufnahmen Royal Navy

 

Im Ernstfall können bis zu 1.300 Männer und Frauen auf dem Schiff untergebracht werden. Die Zahl der Kneipen erhöht sich in diesem Fall dennoch nicht - es sind und bleiben vier Pubs an Bord der "Illustrious". Dann heißt es eben: zusammenrücken.

Captain Jerry Kyd, Royal Navy
Kommandant der HMS ILLUSTRIOUS

 

Captain Jerry Kyd kennt Hamburg, doch denkt er vielleicht mit gemischten Gefühlen an seinen letzten Besuch in der Hansestadt zurück. Im November 2010 war er der oberste Dienstherr auf der HMS "Ark Royal", dem Schwesterschiff der  "Illustrious". Wenige Monate nach seinem Besuch an der Elbe musste er mit Überraschung akzeptieren, dass die Politik in London dem Schiff den Garaus versetzt hatte - es wurde ausgemustert.

 

                 HMS Ark Royal im Hamburger Hafen. 27. November 2010

 

Bis 2014 soll die "Illustrious" noch ihre Pflicht erfüllen und die Wellen der Meere durchpflügen. Dann werden zwei größere Flugzeugträger in Dienst gestellt: Die "Queen Elizabeth" und die "Prince of Wales". Die Brücke dieses fast dreißig Jahre alten Schiffes ist übrigens klein und spartanisch ausgestattet. Kaum vorstellbar, dass von hier aus große Kampfeinsaätze befehligt werden. Zuletzt gegen Libyen - aber auch beim Falkland-Krieg war das Schiff schon dabei - ein echter Veteran also. Von seinem Arbeitsplatz, einem Ledersessel, den Rolls Royce spendierte als Dank, dass sie die vier Turbinen mit einer Gesamtleistung von 100-tausend PS hatte bauen dürfen, bietet sich ein grandioses Bild der Freien und Hansestadt Hamburg. Es sind übrigens dieselben Turbinen, die auch in der Concorde für Vortrieb sorgten.

 

Rückblick ohne Verklärung

 

 

Von einem erkennbar ahnungslosen Fotografen gefragt, was es mit dieser Glocke auf sich habe, erklärte der Captain, "this was the german air force, the "Luftwaffe". Das erste von nunmehr fünf Schiffen, das den Namen "Illustrious" trug, wurde im Januar 1941 vor Malta von 40 JU 87 Bombern der Luftwaffe mehrfach angegriffen und schwerst beschädigt. Mehr als 100 Besatzungsmitglieder starben. Jedem neuen Mitglied der Crew, das jüngste wurde vor kurzem erst achtzehn Jahre alt, wird diese Glocke gezeigt.  Und der Kapitän schloss mit einem Satz, der nicht einstudiert, sondern aus tiefer Überzeugung zu kommen schien: "we keep it as a reminder of the violence of war."

 

copyright Bild & Text Andreas Pawlouschek 2011