Woche 45 Herbst in HH

 Herbst in Hamburg - oder:

 Den Bürgermeister zum Gärtner machen.

 

 

  

 

Hanseaten sind vornehme Leute – nach außen jedenfalls. Während man in der Republik allgemein besser den Bock nicht zum Gärtner macht geht man in der Stadt an Alster und Elbe andere Wege – man macht den Bürgermeister zum Gärtner. Nicht irgendeinen Bürgermeister sondern den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz. Und so fand sich der SPD-Politiker in stolzer Arbeitertradition seiner Partei  im Univiertel , genauer in der  Rappstraße ein, um eine Eberesche zu pflanzen. Einen Baum, für den 80 Bürger aus dem Viertel gesammelt hatten im Rahmen einer groß angelegten Aktion: Mein Baum - meine Stadt“. Bis Ende Oktober waren bereits annähernd 300.000 Euro gesammelt worden.  Das Programm ist ebenso wohlgemeint als auch ehrgeizig:  Bis Ende November oder einem Kälteeinbruch sollen hamburgweit gut 2.500 Straßenbäume gepflanzt werden, derzeit  550 Spendenbäume und 2011 Bäume der Stadt.

 

                   

 Und so verkündetet Olaf Scholz nicht ohne Stolz als Erster Gärtner der Freien und Hansestadt: „Wir lösen mit der Aktion „Mein Baum – meine Stadt“ ein Versprechen ein. Denn wir haben zu Beginn der Kampagne versprochen, dass sämtliche in den vergangenen zehn Jahren gefällten Straßenbäume nachgepflanzt werden. Und wir sind auf einem guten Weg. Die Resonanz der Bürgerinnen und Bürger und ihre Spendenbereitschaft beeindrucken mich sehr. Ich danke zum Start der Pflanzaktion allen, die an der Aktion „Mein Baum – meine Stadt“ teilgenommen haben oder – zum Beispiel beim Pflanzen – noch teilnehmen werden.“

Und  Torsten Sevecke, Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel legt nach: „Das große Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner des Grindelviertels für die Aktion ‚Mein Baum - Meine Stadt‘ ist deutlicher Ausdruck des Bedürfnisses nach naturnaher Gestaltung in einem urbanen Umfeld.“   Leider gibt sein Amt wenige Tage später die Liste der Bäume bekannt, deren Ende kurz bevorsteht:

So werden in einer einzigen Straße am Nordrand der Stadt gleich neunzehn Bäume gefällt – alle krank fragt sich der Autor, der es leider im Gegensatz zum Ersten Bürgermeister nur zum Kleingärtner geschafft hat. Dort “Zum Niendorfer Grenzhaus“ muss eine Seuche gewütet haben, denn Ahorn, Hainbuche, Buche, Erle, Pappel oder Spitzahorn wurden gleichermaßen zu Grunde gerichtet. Und darüber hatte im Bezirksamt Eimsbüttel das „Fachamt Management des öffentlichen Raums“ entschieden. Die Begründung: „Die Bäume sind nicht mehr stand- und bruchsicher … durch eine baumpflegerische Maßnahme ist ein sicherer Zustand der Bäume nicht wieder herzustellen.“ Im Winter also werden im Bezirk Eimsbüttel 125 Bäume mit zum Teil mehr als 50cm Stammumfang gefällt werden. Trost sei dem obrigkeitsgläubigen Bürger aber gespendet: „Die Standorte bleiben, wenn sinnvoll, erhalten.“ Die Frage, wer über das  „wenn“ entscheidet, sei erlaubt. Auch, wie der aus dem Rathaus zu hörende Satz, der zum „Grundsatz“ befördert wird „…Umwelt mit sozialer Gerechtigkeit zu verbinden…“ mit den Plänen in Einklang zu bringen ist, viele Hektare große Grünflächen zu bebauen, um aus dem Erlös der Grundstücke einen Lärmschutzdeckel für eine Autobahn zu finanzieren, läßt seit langem Fragen zu. Antworten sind dem Autor nicht bekannt.  

 

Dass es sich lohnte, in Hamburg mehr Bäume zu pflanzen, als zu fällen, zeigt die kleine herbstliche Bilderstrecke von Andreas Pawlouschek.

 

 

Wer in Hamburg lebt und nicht überrascht werden möchte, wenn vor seiner Haustüre plötzlich Bäume gefällt werden, der kann sich hier schlau machen:

http://www.hamburg.de/eimsbuettel-umwelt-und-gesundheit/80264/eimsbuettel-baumfaellliste.html

Zu den Standorten der neu zu pflanzenden Bäume gibt dieser Link Aufschluss:

www.meinbaum-meinestadt.de

 

Bilder und Text copyright Andreas Pawlouschek 2011