Woche 36 - FFM revisited

September 2011: Wiedersehen mit der Metropole am Main

Sie hat nicht unbedingt den besten Ruf, die Stadt am Main. Sie gilt als kaltes, unpersönliches Finanz- und Börsenzentrum, als Drehscheibe des internationalen Luftverkehrs. Gut genug, um Geld zu verdienen, aber nicht gut genug, um dort gerne zu leben und schon gar nicht gut genug, um geliebt zu werden. Der Autor kennt die Stadt, die oft geringschätzig FFM genannt wird, seit dem Jahre 1956. Sie ist ihm ans Herz gewachsen. Südlich von Frankfurt verbrachte er seine Jugend, durchlebte und durchlitt die ersten Lieben und Liebesenttäuschungen, näherte sich der Alma Mater, entfernte sich, lebte mal näher mal weiter entfernt - und kehrt doch immer wieder gerne zurück ins sein "schee Frankfurt".

Es ist nicht primär die Stadt Goethes und der Bethmanns, des Ebbelwoi und des Rippchens mit Kraut. Es ist vielmehr die Summe aus Erinnerungen an Gerüche in der Großmarkthalle, als der junge Student faulendes Fleisch an Wildknochen bei brütender Hitze in die Knochenmühle fahren musste für sieben Mark die Stunde. An den  Ostersonntag, als er von seinem Chef angerufen wurde, um für zwanzig Mark die Stunde billigsten Fusel in Ballantines-Flaschen abzufüllen, um sie dann im Bahnhofsviertel in den einschlägigen Etablissements für ein Vielfaches des Einkaufspreises zu verhökern. Es sind die Grillfeste auf dem Monte Scherbelino, die Nächte im "Globetrotter" in Sachsenhausen und die verliebten Blicke in die Augen der Wirtin, die seine Frau werden sollte. Es sind die kleinen Gassen, durch die kaum einer geht. Die modernen Bauten, die heute den Platz einnehmen, den ehemals stolzen Bürgerhäusern vorbehalten waren, die nicht der Krieg vernichtete, sondern dramatische Gewinnsucht und fehlgeleiteter politischer Wille der Spitzhacke preisgaben. "Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond".

Frankfurt am Main in den 50iger Jahren: Das ist der Schutzmann, der am Lokalbahnhof den Verkehr regelt; die Zeil, wo man parken konnte, wo immer man wollte; als der Römerberg voller Trümmer, der Main voller Fische und das Frankfurter Kreuz leer waren.  Und da sind die ersten photographischen Gehversuche. Das erste Bild - ein See im Frankfurter Stadtwald.

 

    

 

Frankfurt am Main in den 60er Jahren: Das sind Abitur und Johann Wolfgang Goethe Universität, das ist der innere Trieb nach Freiheit und Gerechtigkeit für alle. Das ist der Stein in der Hand vor dem Generalkonsulat der USA - der Protest gegen den Vietnam-Krieg.