Culinaria

Culinaria domestiziert...

Wer meine noch spärlichen Berichte und Fotoerzählungen über Speis & Trank verfolgt hat, könnte auf die Idee kommen, kulinarische Freuden seien nur von einem Michelin-Stern an aufwärts zu haben. Diese Annahme ist deshalb grundfalsch, weil am heimischen Herd eine Köchin wirkt, die aus den scheinbar einfachsten Zutaten und mit lockerer Hand Wunderwerke der Kochkunst zu schaffen in der Lage ist. Beispiele folgen in unregelmäßigen Abständen

Hamburg am 09ten November 2012

 

"Moules sans frites..."

Es wird fälschlicherweise gespöttelt, "Moules et frites" seien des Belgiers Leibspeise - nein sie sind das Nationalgericht des kleinen, unregierbaren Königreichs. In der tiefen Verwurzelung ist diese gewagt anmutende Kombination höchstens noch dem pfälzischen Saumagen eines übergewichtigen Altkanzlers vergleichbar, der bei Staatsbanketten selbst Präsidenten aus dem befreundeten Frankreich zum Schmaus vorgesetzt wurde - oder etwa als Strafe?

 

Die Muscheln im Hause Pawlouschek werden auf fast klassische Art zubereitet in einem Gemüsesud aus Zwiebeln, Karotten, Lauch, Tomaten, Knoblauch, Peperoncino, Lorbeerblättern, ganzen schwarzen Pfefferkörnern und einer kräftigen Prise Salz. Der besondere Clou ist frischer, in feine Streifen geschnittener Ingwer. Ein großzügig bemessener Schuß, besser ein Glas trockenen (!) Rieslings, vorzugsweise von der Mosel, hat noch nie geschadet. Auch wenn Muscheln weiterhin im Preis anziehen, so veranschlagt die Köchin die Kosten dieses Gerichtes auf nicht mehr als drei Euro pro Person. Der Arbeits- und Zeitaufwand ist minimal - der Genuss maximal. Die Qualität steht und fällt mit der Frische der Muscheln. Die Köchin bevorzugt zwar Miesmuscheln von der Insel Föhr. Doch auch diese niederländischen Artgenossen waren geschmacklich höchst delikat und fest im Biss. Zum Essen wird natürlich der Wein gereicht, der auch den Sud verfeinerte.