Guttenberg bei Nordlichtern

In Hamburg ist der Wahlkampf für die vorgezogene Bürgerschaftswahl am 20. Februar voll entbrannt. Die bisher in einer Koalition mit den Grünen regierende CDU holte Deutschlands populärsten Politiker, Karl-Theodor zu Guttenberg als Wahlhelfer an die Elbe, während die SPD im Stadtteil Langenhorn mit dem 92-jährigen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt den Wahlkampf einläutete. Hamburgs Grüne GAL wird am Dienstag (18.Januar) durch den Partvorsitzenden Özdemir verstärkt 

 
CSU-Guttenberg kommt CDU-Nordlichtern zu Hilfe
"zu Guttenberg kommt!" versprachen die Wahlplakate der Hamburger CDU, und alle kamen. Vor ausvekauftem - oder vielmer ausgebuchtem Haus hielt Karl-Theodor zu Guttenberg am Montagabend im Hamburger Congress-Zentrum eine Wahlrede, die eigentlich keine war. Und doch konnte der adelige Oberfranke, von seinen Gastgebern fälschlich als "Bayer" tituliert, die treuen Anhänger der Hamburger Union mit seinem Referat begeistern.
Zuvor hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Christoph Ahlhaus sich und seiner Partei in einer langen und kämpferischen Wahlrede Mut gemacht. "Die Wahl ist noch lange nicht verloren" rief er den Parteigängern entgegen. Die Aufholjagd auf die oppositionelle SPD, die in Hamburg fünf Wochen vor der vorgezogenen Bürgerschaftswahl mit 43 zu 26 Prozent vor der Union liegt, "hat gerade erst begonnen". Ahlhaus warnte - nicht unerwartet - vor der "linken Gefahr", malte das Gespenst der Gesetzeslosigkeit und wirtschaftlichehn Ruins an die Wand, falls Rot-Grün am 20. Februar bei der vorgezogenen Bürgerschaftswahl gewinnen sollte.

 

Guttenberg, der die Freunde der Hamburger Schwesternpartei mit einem "herzlichen Grüß Gott" begrüßte, lobte zu Beginn seiner Rede zwar erwartungsgemäß die Leistungen der CDU-geführten Regierung in der Hansestadt, befasste sich dann allerdings in einer geschliffenen und fast schon überparteilichen Grundsatzrede mit den gewaltigen Herausforderungen, die in den kommenden Jahrzehnten auf die deutsche Politik zukommen. Guttenberg sparte dabei nicht mit Ironie und gelegentlichem Zynismus, kritisierte das "gelegentlich fragwürdige Deutsch" des ehemaligen Bundesbank-Vorstands Sarazin, dessen Buch er immerhin gelesen habe ("Guttenberg: "Dies ist ausdrücklich keine Kritik an Kanzlerin Merkel". Diese nämlich hatte Sarazin wegen seiner umstrittenen Thesen zum Islam scharf gerügt, offenbar ohne sein Buch gelesen zu haben). Besonders besorgt zeigte sich Guttenberg aber über den demographischen Wandel in Deutschland, dessen Auswirkungen noch nicht zu übersehen seien.
 

copyright Christian Fürst, 17.1.2011