Günter Grass gestorben
Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist tot
von Christian Fürst, nmms
Einer der großen Erzähler der deutschen Literatur ist tot. Günter Grass, der seinen Ruhm vor über 50 Jahren mit der "Blechtrommel" begründete, und der sich auch selbst bis zu seinem Tod als Blechtrommler empfand, starb am 13. April im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Infektion. Grass sollte in zwei Wochen in Hamburg an einer politisch-literarischen Veranstaltung teilnehmen. Ich selbst traf den Literaten drei Mal. zunächst in den späten 1970er Jahren in Kiel bei einer Wahlveranstaltung für die SPD und etwa zehn Jahre später in Neu Delhi, wo er nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Calcutta aus der "Rättin" las. Zuletzt begegnete ich ihm vor drei Jahren bei einer Preisverleihung in Hamburg, wo ich auch die folgenden Portraits machte.
Grass der "Blechtrommler" und Mahner
Günter Grass gefiel sich stets in der Rolle des unbequemen Wächters, Mahners und Moralisten. Doch auf Kritik reagierte er häufig sehr empfindlich. Grass, der selbst ein großartiger Vorleser und Interpret seiner Romane war, konnte trotz seines Ruhms nie an den riesigen Erfolg seiner "Danziger Trilogie" anknüpfen und musste so manchen Verriss durch die Literaturkritik hinnehmen. Aufsehen erregte er in den vergangenen Jahren einmal durch sein Geständnis, als junger Mann in der Waffen-SS gedient zu haben. In den vergangenen Jahren zog er durch heftige Kritik an Israel den Zorn jüdischer Vereinigungen in Deutschland auf sich.
Am Hamburger Thalia-Theater wurde im März eine dramatisierte Fassung der "Blechtrommel" vorgestellt- Bei der Premiere war Grass anwesend und wurde nach der Vorstellung geehrt. Die Inszenierung von Luk Perceval, die von der Kritik wenig gelobt wurde, hat Christian Fürst fotografiert und hier vorgestellt
Die folgende Bilderstrecke entstand etwa 1977 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kiel, bei der Grass um Zustimmung für die SPD warb. Berühmt wurde einer der Wahlsprüche intellektueller Wahlhelfer dieser Zeit: "Pack den Willy (Brand) in den Tank", den auch Grass gelegentlich zitierte.
Dieses Gedicht, das 1997 publiziert wurde, veröffentlichte das Günter Grass-Museum Lübeck am Montag auf seiner Homepage:
Wegzehrung
Mit einem Sack Nüsse
will ich begraben sein
und mit neuesten Zähnen.
Wenn es dann kracht,
wo ich liege,
kann vermutet werden:
Er ist das,
immer noch er.
Aus: „Fundsachen für Nichtleser“, 1997
Alle Fotos copyright Christian Fürst