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GRASS - DAS WERK
(nach Wikipedia)

Der Roman Die Blechtrommel (1959) ist in einer sehr bildlichen Sprache geschrieben. Er handelt von dem kleinwüchsigen Sonderling Oskar Matzerath, der von seiner „Kinderperspektive“ aus die Erwachsenenwelt beschreibt. Mit der Blechtrommel, in der Grass erstmals historische Ereignisse mit seiner surreal-grotesken Bildersprache konfrontierte, hatte er seinen Stil gefunden. Als einer der ersten deutschsprachigen Schriftsteller stellte er sich den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges und entschied sich bewusst für die gegenständliche Beschreibung des historischen Zusammenhangs..

Für den Roman erhielt Grass, nach Lesung aus dem noch unveröffentlichten Manuskript, 1958 den Preis der Gruppe 47, deren Mitglied er seit 1957 war.  Die Blechtrommel wurde 1979 von Volker Schlöndorff verfilmt. Und jetzt vom Thalia-Theater in Hamburg auf die Bühne gebracht.

Sein ebenfalls im Danzig des Zweiten Weltkrieges spielendes zweites Buch Katz und Maus, in dem er die Geschichte des Jungen Joachim Mahlke erzählt, wurde dagegen zunächst Anlass eines Skandals. Hauptsächlich wegen einer „Onanierszene“ beantragte der hessische Minister für Arbeit, Volkswohlfahrt und Gesundheitswesen 1961 bei der Bundesprüfstelle, die Novelle wegen unsittlichen Inhalts zu indizieren. Auf Protest der Öffentlichkeit und anderer Schriftsteller wurde der Antrag allerdings wieder zurückgezogen. Zwei Jahre später erschien Hundejahre, das letzte Werk der Danziger Trilogie.

Mit Die Plebejer proben den Aufstand erschien 1966 ein weiteres Drama von Grass, das sein bekanntestes Theaterstück wurde. Es thematisiert den Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR und die Rolle der marxistischen Intellektuellen. Die Hauptfigur des „Chefs“ ist mit zahlreichen Zügen von Bertolt Brecht ausgestattet. Gegen eine Deutung, die das Drama auf ein Anti-Brecht-Stück reduziert, hat sich Grass jedoch stets verwahrt. 

1969 erschien Grass’ Roman örtlich betäubt. Hierin verteilte der Autor seine eigene (anarchistische und sozialdemokratische) politische Einstellung auf verschiedene Personen, im Mittelpunkt ein Zahnarzt, die sich mit aktuellen Problemen auseinandersetzen. Es war das erste Mal, dass Grass über ein aktuelles Thema schrieb (Studentenbewegung). Andere Bücher hatten immer einen starken Vergangenheitsbezug. In den USA wurde das Buch euphorisch aufgenommen, während sich in Deutschland die Kritiker eher zurückhielten.[30]

Nach dem Erscheinen der Erzählung Aus dem Tagebuch einer Schnecke (1972), welche den Bundestagswahlkampf 1969 beschreibt, zog Grass sich vorübergehend aus dem politischen Leben zurück.

1977 wurde Grass’ Roman Der Butt veröffentlicht, der seinen internationalen Ruf als Epiker untermauerte. Zwei Jahre später brachte Grass die Erzählung Das Treffen in Telgte heraus. Einige Poeten der Barockzeit treffen sich dort im Jahr 1647 während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Das Treffen verläuft weitgehend nach den Gepflogenheiten der 300 Jahre später von Hans Werner Richter ins Leben gerufenen Gruppe 47. Die Erzählung ist Richter gewidmet. 

Eine Asienreise inspirierte Grass 1980 zu Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus, einem erzählenden Werk, welches unter anderem damalige politische Ereignisse behandelt. Acht Jahre später folgte das Prosawerk Die Rättin, das 1997 verfilmt wurde und ein apokalyptisches Feature über den Selbstmord der Menschheit zeichnet. 1992 erschien die Erzählung Unkenrufe, die Grass’ Bemühen um die Versöhnung der Deutschen mit sich und den östlichen Nachbarn zeigt.

Sein bisher letzter Roman, Ein weites Feld, erschien 1995. Er spielt in Berlin zwischen Mauerbau und Wiedervereinigung und ist ein Panorama deutscher Geschichte von der Revolution von 1848 bis zur Gegenwart. Eine bis heute nicht nachlassende Langzeitwirkung entfaltete der Roman durch den zum geflügelten Wort gewordenen Satz über die DDR: „Wir lebten in einer kommoden Diktatur“. Für dieses heftig umstrittene, politisch orientierte Buch erhielt Grass den Hans-Fallada-Preis.


 

Günter Grass gestorben

Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist tot

von Christian Fürst, nmms

Einer der großen Erzähler der deutschen Literatur ist tot. Günter Grass, der seinen Ruhm vor über 50 Jahren mit der "Blechtrommel" begründete, und der sich auch selbst bis zu seinem Tod als Blechtrommler empfand, starb am 13. April im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Infektion. Grass sollte in zwei Wochen in Hamburg an einer politisch-literarischen Veranstaltung teilnehmen. Ich selbst traf den Literaten drei Mal. zunächst in den späten 1970er Jahren in Kiel bei einer Wahlveranstaltung für die SPD und etwa zehn Jahre später in Neu Delhi, wo er nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Calcutta aus der "Rättin" las. Zuletzt begegnete ich ihm vor drei Jahren bei einer Preisverleihung in Hamburg, wo ich auch die folgenden Portraits machte.

Grass der "Blechtrommler" und Mahner

Günter Grass gefiel sich stets in der Rolle des unbequemen Wächters, Mahners und Moralisten. Doch auf Kritik reagierte er häufig sehr empfindlich. Grass, der selbst ein großartiger Vorleser und Interpret seiner Romane war, konnte trotz seines Ruhms nie an den riesigen Erfolg seiner "Danziger Trilogie" anknüpfen und musste so manchen Verriss durch die Literaturkritik hinnehmen. Aufsehen erregte er in den vergangenen Jahren einmal durch sein Geständnis, als junger Mann in der Waffen-SS gedient zu haben. In den vergangenen Jahren zog er durch heftige Kritik an Israel den Zorn jüdischer Vereinigungen in Deutschland auf sich.  

 

Am Hamburger Thalia-Theater wurde im März eine dramatisierte Fassung der "Blechtrommel" vorgestellt- Bei der Premiere war Grass anwesend und wurde nach der Vorstellung geehrt. Die Inszenierung von Luk Perceval, die von der Kritik wenig gelobt wurde, hat Christian Fürst fotografiert und hier vorgestellt

 

 

 

Die folgende Bilderstrecke entstand etwa 1977 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kiel, bei der Grass um Zustimmung für die SPD warb. Berühmt wurde einer der Wahlsprüche intellektueller Wahlhelfer dieser Zeit: "Pack den Willy (Brand) in den Tank", den auch Grass gelegentlich zitierte.

 

 

 

 

Dieses Gedicht, das 1997 publiziert wurde, veröffentlichte das Günter Grass-Museum Lübeck am Montag auf seiner Homepage:

 

Wegzehrung 


Mit einem Sack Nüsse 

will ich begraben sein 

und mit neuesten Zähnen. 

Wenn es dann kracht,

 wo ich liege,

 kann vermutet werden:

 Er ist das,

 immer noch er.

Aus: „Fundsachen für Nichtleser“, 1997

 

Alle Fotos copyright Christian Fürst