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Hintergrund

Hamburg ist nicht gerade als Stadt der Künste bekannt. Fast alle ihre "Großen Söhne" sind in der Vergangenheit aus der Elbmetropole geflüchtet. Ein alter Trend, der sich in den vergangenen Jahren beschleunigt hat. Hamburgs Stadtväter und vor allem die Reichen der Stadt gelten gemeinhin als "Pfeffersäcke", denen Wohlstand wichtiger ist als die schönen Künste. Der Umgang mit der harmlosen und originellen "Badenden" aus Styropor beweist einmal mehr, dass es - trotz aller Bemühungen der politischen Führung um das Kultur-Image von Deutschlands zweitgrößter Stadt  - diese Pfeffersack-Mentalität noch gibt.

So berichtete das "Hamburger Abendblatt", dass das Bezirksamt Hamburg Mitte der Wasserung der Dame zunächst die Genehmigung versagt habe, weil das Projekt von einer Firma gesponsort sei. "Das ist ein Kunstprojekt, hinter dem sich eine Werbekampagne versteckt. Warum sollten wir das unterstützen?" meinte der Bezirksvorsteher., statt sich über die weltweite Werbewirkung der Aktion zu freuen. Anschließend blockierte er den Versuch, die glamouröse Meerjungfrau mit einem Kran auf die Alster zu setzen. "Wir sind (...) der Meinung, dass der Blick von dort auf das Rathaus einer der schönsten der Stadt ist und nicht verstellt werden sollte", so der Bürokrat.

Laut "Abendblatt" sah die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Senatskanzlei und Kulturbehörde das Projekt allerdings anders als der Bezirk Mitte und erlaubte das Kunstprojekt auf dem Wasser ("Wir fanden die Idee frech und witzig"), zumal eine direkte Werbung nicht erkennbar sei. "Das zuständige Fachamt hat zudem befunden, dass die Badende auch als Hinweis auf das saubere Alsterwasser gelten könnte. Und das passt im Jahr der Umwelthauptstadt gut.".

Das Projekt wird nach Recherchen des "Abendblatts" angeblich so kontrovers diskutiert, weil die Nutzung und die Bebauung rund um die Alster genau geregelt sind. Die  Binnenalster-Verordnung von 1949 etwa schreibe genau vor, wie Gebäude aussehen dürften. So sei die Farbe der Häuser ebenso vorgegeben wie die Konstruktion der Dächer oder die Farbe der Fenster. Zudem dürfen Motorschiffe die Alster nur mit Einzelerlaubnis befahren. Und es ist verboten, Werbung auf Schiffen anzubringen, die auf der Alster fahren. Manchmal braucht es aber offenbar gar keine Verordnung. So zitierte die Lokalzeitung eine 19-Jährige mit der offenherzigen Aussage zu dem Projekt: "Kunst hat in der Alster nichts zu suchen." 

Alster-Nixe

Umstrittene Badenixe auf der Alster

 

Sie ist nicht einmal nackt und erregt dennoch Aufsehen unter Hamburgs Politikern: Insgesamt vier Meter breit und fast 30 Meter lang ist die grell geschminkte "Nixe", die seit Anfang August auf der Hamburger Binnenalster, nahe der Lombards-Brücke schwimmt. Erdacht wurde "Die Badende" von dem Künstler Oliver Voss, und produziert wurde sie aus Styropor vom Dresdener Figurenbauer Peter Ardelt. 

Sponsor des harmlosen Happenings ist eine britische Kosmetikfirma, die zwar nirgends genannt wird, aber dennoch (angeblich) den Unmut einiger städtischer Beamter auf sich zog. So versagte der Leiter des Bezirksamts Mitte (der Lokalbehörde) zunächst seine Zustimmung zur Wasserung der hübschen Dame mit dem Hinweis, sie versperre Fußgängern den Blick auf das Hamburger Rathaus. Am Ende aber musste sich der sozialdemokratische Bürokrat dem Druck der Kulturbehörde und anderen übergeordneten Stellen geschlagen geben. Die Plastikdame wurde zu Wasser gelassen und wurde sogleich zum weltweiten Medienobjekt. Selbst in der US-amerikanischen Provinz wurde die Nixe auf den TV-Bildschirmen gezeigt  

 

Dass dies einigen Hamburgern gar nicht recht ist, bewiesen die Reaktionen. Mit allerlei bürokratischen Tricks  etwa versuchte der Bezirkschef Markus Schreiber die harmlose Show zu verhindern. Er machte sogar aus seiner klammheimlichen Freude keinen Hehl, als die Nixe, die ob ihrer zwei sichtbaren Beine ja gar keine Nixe ist, zunächst nicht richtig schwimmen wollte und abzusaufen drohte. Doch schließlich ging die junge (oder zumindest jugendlich wirkende) Plastikdame doch noch baden. In der wenig von Fußgängern besuchten Ecke der Binnenalster soll sie nun noch ein paar Tage verweilen, bis sie dann wieder aus dem Wasser gefischt wird.