Neues aus der Elbphilharmonie
Kultur-Mausoleum "Elbphilharmonie": Millionengrab weiter gebaut
Hamburgs Erster Bürgermeister steht vor einer der teuersten Bauruinen der Welt. Seine Geste könnte man deuten als "Haltet den Dieb"! (Archivfoto CF)
Was könnte man mit einer halben Milliarde Euro in Hamburg nicht alles machen? Mit Sicherheit ließen sich für so viel Geld sämtliche noch fehlenden Kita-Plätze und zahllose andere soziale Einrichtungen in der Hansestadt bauen. Doch in Hamburg baut man dafür eine überdimensionale Konzerthalle. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat am Samstag entschieden: Nach einer - wie er sagt - schlaflosen Nacht und anschließenden Beratungen mit dem Hamburger Senat (Kabinett) gab der SPD-Politiker am Mittag bekannt, dass die umstrittene Elbphilharmonie in den kommenden 4 Jahren vom Baukonzern Hoch-Tief fertig gestellt werden soll: Insgesamt 575 Milionen wird das Gebäude dann gekostet haben - vorausgesetzt, alles geht glatt. Das wären noch einmal knapp 200 Millionen mehr, als die Stadt und damit der Steuerzahler bisher in dieses Prestigeprojekt der Hamburger Kultur-Eliten am Elbhafen gesteckt hat. Scholz sagte zu seiner Entscheidung, es sei eine "schwierige Abwägungsfrage" gewesen, ob das Vertrauen zu dem Baukonzern nach den jahrelangen Auseinandersetzungen ausreiche. "Ich habe mir die ganze Nacht das Hirn zermartert, ob wir das tun sollen." Er sei aber überzeugt, das Richtige getan zu haben: "Wenn Hochtief nicht noch nachgelegt hätte, dann hätten wir am Dienstag der vergangenen Woche gekündigt", sagte Scholz.
Ursprünglich sollte der verspiegelte Riesenbau, in dem auch Luxuswohnungen und ein Edelhotel entstehen sollen, in der Planung 77 Millionen kosten. Der eigentlich Verantwortliche für das von Kritikern als gigantomanisch bezeichnete Projekt, ist der vor über zwei Jahren zurückgetretene CDU-Bürgermeister Ole von Beust. Er hatte vor ein paar Monaten vor einem Untersuchungsausschuss jede Verantwortung für das finanzielle Disaster abgelehnt.
Zankapfel zwischen Stadt und Hoch-Tief: Das komplizierte Dach. Laut Hoch-Tief ist es viel zu schwer für den Bau. Inzwischen wurde es abgesenkt
Der Bau einer attraktiven Konzerthalle ist für Hamburg alles andere als Luxus. Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist akustisch noch immer Entwicklungsgebiet. Wegen der akuten Raumnot kommen kaum Orchester von Weltruf hierher. Doch die ursprünglich genannten 77 Millionen für die Elbphilharmonie galten bei Experten von Beginn an als Illusion, und fast alle Beteiligten legten ein bedenkliches Maß von Inkompetenz an den Tag.
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Alle Bilder und Text copyright Christian Fürst, 2012
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Elbhilharmonie: Riesenparkhaus mit alpinen Fensterputzern
von Christian Fürst, nmms
Spötter haben es bereits als "größtes Parkhaus" in Hamburg bezeichnet. Seit Jahren wird an dem Gebäude herumgebaut, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Jetzt hat Hamburgs Bürgermeister bekannt gegegeben, dass die "Elbphilharmonie" in etwa 4 Jahren fertig sein soll. im Frühjahr 2017 - mit sechs-jähriger Verspätung - werde dann wohl das erste Konzert hier stattfinden. Damit erreicht der eine halbe Milliarde Euro teure Bau dann fast schon die Bauzeit eines gotischen Doms. Und obs dann in seinen Konzertsälen auch noch schön klingt, das steht noch in den Sternen. Hamburger Befürworter des Baus glauben fest, dass sich die Elbphilharmonie einmal zum hanseatischen Wahrzeichen emporschwingt und den in die Tage gekommenen Michel ablöst. Doch die Hamburger müssen aufpassen, dass das Bauwerk nicht - wie etwa der Berliner Flughafen - zum Gespött der Welt über den teuren Schildbürgerstreich unfähiger Verwaltungen und Kommunalpolitiker wird.
Zugegeben: der Blick, den man schon jetzt von der Baustelle der Elbphilharmonie genießen kann, ist fast konkurrenzlos
Das (künftig) Pagoden-ähnliche Dach des Bauwerks steht im Mittelpunkt des Streits: Für Hochtief war es viel zu schwer, und es könntedeshalb das Gebäude zum Einsturz bringen. Inzwischen wurde es aber abgesenkt, und der gläserne Bau steht noch immer...
In welcher Form die Elbphilharmonie tatsächlich fertig gebaut wird, steht voraussichtlich erst Ende Februar 2013 fest. Bis dahin muss laut Bürgermeister Scholz der neue Vertrag mit der Hochtief bis ins letzte Detail ausgehandelt und unterschrieben sein. Dass die Arbeiten an dem Glasklotz dann weitere 4 Jahre benötigen, bis dort die ersten Orchestertöne erklingen, ist nur ein Beweis für die grandiose Fehlplanung im Zusammenhang mit Hamburgs neuem Wahrzeichen. Offensichtlich ein Wahrzeichen menschlicher Unvollkommenheit, könnte man meinen.
Für mich gibt es nur sehr wenige Perspektiven (diese eine....!), aus denen die Elbphilharmonie gut aussieht. Und das dann auch nur bei gutem Licht und blauem Himmel. Spötter meinen, am besten schaue sie bei dichtem Nebel aus, der im Hafen ja nicht so selten vorkommt.
Wenn es dunkel wird, ist sie richtig attraktiv
Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst, 2012