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VOM KAISERSPEICHER ZUM WAHRZEICHEN?

Einst wurden hier Kaffee und Kakao gelagert, doch nun soll auf diesem gewaltigen Backsteinklotz mit der sogenannten Elbphilharmonie einer der besten Konzertsäle der Welt enstehen, und - nicht zuletzt wegen seiner gewaltigen Größe - ein neues Wahrzeichen für die Hansestadt.

Das Ursprungsgebäude, der Kaiserspeicher, wurde 1875 im Rahmen des Ausbaus des Hamburger Hafens auf der Spitze des Kaiserhöfts errichtet. Er war mit 19 000 Quadratmetern der größte Speicher im Hafen. Das Lagerhaus war im neugotischen Stil erbaut.

1892 brach ein Feuer im Kaiserspeicher aus, das Gebäude wurde jedoch wieder renoviert. Der Kaispeicher, wie der Name des Lagerhauses abgekürzt wurde, avancierte schon vor mehr als Hundert Jahren zum Wahrzeichen des Hafens. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lagerhaus aber derart zerstört, dass die Ruine 1963 gesprengt werden und nach einem Entwurf des Architekten Werner Kallmorgen erneuert (1966) wurde.

Als Fundament der künftigen Elbphilharmonie (sollte sie jemals fertig werden) dient der alte Speicher künftig insgesamt als Parkhaus mit einer swehr gewagten und teuren Innenarchitektur. Besonders auffällig ist die spitz zulaufende Form des Gebäudes.

Entworfen wurde die neue Elbphilharmonie von den Schweizern Jacques Herzog und Pierre de Meuron, die international zu den renommiertesten Architekten zählen. Bereits 2003 legten sie einen Entwurf für die Elbphilharmonie vor, der stetig weiterentwickelt wurde. Herausragende Bauten von Herzog & de Meuron sind die Kunsthalle Tate Modern in London, die Allianz Arena in München und das Olympia-Stadion in Peking.

Experten kritisieren die Tatsache, dass die Architekten keinen in sich abgeschlossenen Plan für den Bau vorlegten. Dies habe  wesentlich zum Tohuwabohu um die Elbphilharmonie beigetragen.

 

KONZERTSAAL AUF FEDERN

(Hintergrund)

Der "Große Konzertsaal" der Elbphilharmonie mit seinen rund 2 150 Plätzen ist zum "Aushängeschild, aber auch zum Problemkind beim Bau der Philharmonie geworden. 362 Stahlfedern verbinden hier eine Innen- und eine Außenschale miteinander und sollen so Schwingungen von Tönen (etwa die tiefen Frequenzen von Schiffsirenen) dämpfen. Vorbilder für diese Technik gibt es keine, der Große Konzertsaal der Elbphilharmonie ist weltweit "einmalig", begeisterte sich etwa der NDR, dessen Sinfonieorchester künftig mehr als 30 Konzerte pro Jahr in diesem Raum geben soll. Heribert Leutner, Chef des Projekts auf städtischer Seite, meinte deshalb auch:  "Am Großen Konzertsaal wird sich die Kostensituation klären und natürlich die Terminsituation. Der Saal und alles was da drumherum ist an Räumen und Foyers und so weiter, das ist für uns die große Herausforderung. Und letztendlich entscheidet das Gelingen auch über das Gelingen des Gesamtprojektes".

 

Es bleiben zahllose Fragezeichen!!

 


 

Neues aus der Elbphilharmonie

Kultur-Mausoleum "Elbphilharmonie": Millionengrab weiter gebaut

Hamburgs Erster Bürgermeister steht vor einer der teuersten Bauruinen der Welt. Seine Geste könnte man deuten als "Haltet den Dieb"!  (Archivfoto CF)

 

Was könnte man mit einer halben Milliarde Euro in Hamburg nicht alles machen? Mit Sicherheit ließen sich für so viel Geld sämtliche noch fehlenden Kita-Plätze und zahllose andere soziale Einrichtungen in der Hansestadt bauen. Doch in Hamburg baut man dafür eine überdimensionale Konzerthalle. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz hat am Samstag entschieden: Nach einer - wie er sagt - schlaflosen Nacht und anschließenden Beratungen mit dem Hamburger Senat (Kabinett) gab der SPD-Politiker am Mittag bekannt, dass die umstrittene Elbphilharmonie in den kommenden 4 Jahren vom Baukonzern Hoch-Tief fertig gestellt werden soll: Insgesamt 575 Milionen wird das Gebäude dann gekostet haben - vorausgesetzt, alles geht glatt. Das wären noch einmal knapp 200 Millionen mehr, als die Stadt und damit der Steuerzahler bisher in dieses Prestigeprojekt der Hamburger Kultur-Eliten am Elbhafen gesteckt hat. Scholz sagte zu seiner Entscheidung, es sei eine "schwierige Abwägungsfrage" gewesen, ob das Vertrauen zu dem Baukonzern nach den jahrelangen Auseinandersetzungen ausreiche. "Ich habe mir die ganze Nacht das Hirn zermartert, ob wir das tun sollen." Er sei aber überzeugt, das Richtige getan zu haben: "Wenn Hochtief nicht noch nachgelegt hätte, dann hätten wir am Dienstag der vergangenen Woche gekündigt", sagte Scholz.

 

Ursprünglich sollte der verspiegelte Riesenbau, in dem auch Luxuswohnungen und ein Edelhotel entstehen sollen, in der Planung 77 Millionen kosten. Der eigentlich Verantwortliche für das von Kritikern als gigantomanisch bezeichnete Projekt, ist der vor über zwei Jahren zurückgetretene CDU-Bürgermeister Ole von Beust. Er hatte vor ein paar Monaten vor einem Untersuchungsausschuss jede Verantwortung für das finanzielle Disaster abgelehnt. 

 

Zankapfel zwischen Stadt und Hoch-Tief: Das komplizierte Dach. Laut Hoch-Tief ist es viel zu schwer für den Bau. Inzwischen wurde es abgesenkt

 

Der Bau einer attraktiven Konzerthalle ist für Hamburg alles andere als Luxus. Die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist akustisch noch immer Entwicklungsgebiet.  Wegen der akuten Raumnot kommen kaum Orchester von Weltruf hierher. Doch die ursprünglich genannten 77 Millionen für die Elbphilharmonie galten bei Experten von Beginn an als Illusion, und fast alle Beteiligten legten ein bedenkliches Maß von Inkompetenz an den Tag.

 

Mehr Text und Bilder zum Thema finden Sie auf CFs Seite hier

 

Alle Bilder und Text copyright Christian Fürst, 2012

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Elbhilharmonie: Riesenparkhaus mit alpinen Fensterputzern

 von Christian Fürst, nmms

 

Spötter haben es bereits als "größtes Parkhaus" in Hamburg bezeichnet. Seit Jahren wird an dem Gebäude herumgebaut, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Jetzt hat Hamburgs Bürgermeister bekannt gegegeben, dass die "Elbphilharmonie" in etwa 4 Jahren fertig sein soll. im Frühjahr 2017 - mit sechs-jähriger Verspätung - werde dann wohl das erste Konzert hier stattfinden. Damit erreicht der eine halbe Milliarde Euro teure Bau dann fast schon die Bauzeit eines gotischen Doms. Und obs dann in seinen Konzertsälen auch noch schön klingt, das steht noch in den Sternen. Hamburger Befürworter des Baus glauben fest, dass sich die Elbphilharmonie einmal zum hanseatischen Wahrzeichen emporschwingt und den in die Tage gekommenen Michel ablöst. Doch die Hamburger müssen aufpassen, dass das Bauwerk nicht - wie etwa der Berliner Flughafen - zum Gespött der Welt über den teuren Schildbürgerstreich unfähiger Verwaltungen und Kommunalpolitiker wird.

 

 

Zugegeben: der Blick, den man schon jetzt von der Baustelle der Elbphilharmonie genießen kann, ist fast konkurrenzlos

Das (künftig) Pagoden-ähnliche Dach des Bauwerks steht im Mittelpunkt des Streits: Für Hochtief war es viel zu schwer, und es könntedeshalb das Gebäude zum Einsturz bringen. Inzwischen wurde es aber abgesenkt, und der gläserne Bau steht noch immer...

 

 

 

In welcher Form die Elbphilharmonie tatsächlich fertig gebaut wird, steht voraussichtlich erst Ende Februar 2013 fest. Bis dahin muss laut Bürgermeister Scholz der neue Vertrag mit der Hochtief bis ins letzte Detail ausgehandelt und unterschrieben sein. Dass die Arbeiten an dem Glasklotz dann weitere 4 Jahre benötigen, bis dort die ersten Orchestertöne erklingen, ist nur ein Beweis für die grandiose Fehlplanung im Zusammenhang mit Hamburgs neuem Wahrzeichen. Offensichtlich ein Wahrzeichen menschlicher Unvollkommenheit, könnte man meinen.

 

 

Für mich gibt es nur sehr wenige Perspektiven (diese eine....!), aus denen die Elbphilharmonie gut aussieht. Und das dann auch nur bei gutem Licht und blauem Himmel. Spötter meinen, am besten schaue sie bei dichtem Nebel aus, der im Hafen ja nicht so selten vorkommt.

 

Wenn es dunkel wird, ist sie richtig attraktiv

 

Alle Bilder und Texte copyright Christian Fürst, 2012