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Pressestimmen

(nach Auswahl der Staatsoper)

 

Neue Zürcher Zeitung
"In Aribert Reimanns Shakespeare-Oper entfachte Simone Young wieder jene faszinierende, zwischen düsterem Dräuen und hellem Gleissen changierende Farbenpracht, mit der sie auch bei Wagner, Strauss und Verdi betören kann.(...) Wie die Solisten diese Melodien erblühen liessen, war schlicht hinreissend. Neben dem großartigen Bariton Bo Skovhus in der Titelpartie und dem Countertenor Andrew Watts als Gloster überzeugten auch die Ensemblemitglieder - allen voran die junge Koreanerin Ha Young Lee, die das Trio der Königstöchter mit ihrem bis in höchste Höhen leuchtkräftigen Sopran anführte."

 

Süddeutsche Zeitung
"Wer König Lear spielt, muss alle Register ziehen: Verlorenheit, Raserei, Verzweiflung auf Leben und Tod. Der Bariton Bo Skovhus entfaltet die kräftezehrende Partie in Stimmnuancen des Ingrimms, voll Aufsässigkeit und rein menschlichen Zorns (...) als dumpf Leidender erinnert Skovhus an seinen grandiosen Hamburger Wozzeck."

NDR Kultur
"Reimanns schwere Partitur präsentierte Simone Young mit den Philharmonikern Hamburg souverän. Mit dieser Inszenierung, mit dem hervorragenden Sängerensemble und mit der in vielen Bildern unter die Haut gehenden Regie von Karoline Gruber, konnte Simone Young (...) eine überzeugende Produktion vorlegen. Großer Jubel für das Ensemble und den anwesenden Komponisten."

BR 2
"Eine rundum überzeugende "Lear"-Inszenierung, wie sie die Musikstadt Hamburg zum 333. Opernjubiläum verdient hat."

Hamburger Abendblatt
"Wer erleben möchte, wie weit sich zeitgenössische Musik der elementaren Wucht eines Shakespeare-Dramas anverwandeln kann, wie sich zwei zeitlich und von ihren Ausdrucksmitteln her weit voneinander entfernte Kunstformen zu einer bezwingenden Einheit fügen, überkrönt von einer aus der Musik heraus entwickelten Regie, der muss in diese Aufführung gehen."

dpa
"Generalmusikdirektorin Young nahm sich am Pult der temperamentvollen Philharmoniker der wirklich spektakulären Momente der Partitur mit demselben Feuereifer an wie der kunstvoll zurückgenommenen Passagen. Neben dem bewundernswerten Skovhus, der dem Lear ebenso zerstörerische wie mitleiderregende Größe gab, glänzte das gesamte Sängerensemble. Zum großen Schlussapplaus erschien auch der 75 Jahre alte Komponist, der von der Hamburger «Lear»-Hommage ebenso bewegt war wie das Publikum."

Frankfurter Rundschau
"Simone Young und Karoline Gruber gelingt mit Aribert Reimanns "Lear" in Hamburg ein großer Wurf."

Hamburger Abendblatt
"Großes Werk, tolle Sänger, starke Regie: Aribert Reimanns Shakespeare-Vertonung lohnt jeden Weg in die Staatsoper."

Neue Osnabrücker Zeitung
"Triumph mit Reimanns 'Lear' in Hamburg"

Lear - Shakespeares Königstragödie als brutaler Wirtschaftsalbtraum

Reimanns grandioser "Lear" - Shakespeares blutiges Drama als moderne Oper 

von Christian Fürst, nmms

 

Einige Premierengäste verließen die Staatsoper schon zur "Halbzeit", was der Kritiker des "Hamburger Abendblatts" als "Akt von Feigheit" einstufte.  Doch die übrigen Premierengäste erlebten bei der Hamburger Erstaufführung von Aribert Reimanns "Lear" nach William Shakespeare eine musikalische Darbietung auf allerhöchstem Niveau.  Das Orchester der Staatsoper spielte unter seiner oft gescholtenen Generalmusikdirektorin Simone Young in absoluter Höchstform, und auch die Sänger - allen voran der Däne Bo Skovhus in der Titelrolle - brillierten in diesem höchst schwierigen Stück, das sich rund 35 Jahre nach seiner Entstehung als "moderner Klassiker" und als Meisterwerk bestätigte.

Zurecht gab es von den Premierengästen, die der hochdramatischen Musik bis zum Schluss zuhörten, am Ende starken Beifall.

Mit "Lear" präsentierte die Hamburger Staatsoper in der laufenden Saison bereits die zweite Neuinszenierung, die in ihrer Bedeutung auch international Anerkennung finden dürfte.   

 

Lear (Bo Skovhus) am Ende - Der Plan, sein Reich neu zu ordnen und aufzuteilen, endet in Anarchie und einem Blutbad

 Physische und psychische Gewalt sind die Elemente, auf denen fast alle Königsdramen Shakespeares aufbauen


Ursprünglich war Reimanns "Lear" sogar eine Auftragsproduktion des damaligen Hamburger Intendanten August Everding für das Haus an der Dammtorstraße. Doch dann verließ Everding das Haus Richtung München und nahm die komplexe Partitur gleich mit an die Isar.  Dass Simone Young, die sich durch ihre kürzliche Orchesterschelte in Wien in Hamburg nicht gerade beliebter gemacht hat, sich der enorm schwierigen Oper annahm und sie auf den Spielplan dieser Saison setzte, überraschte viele. Fast drei Jahre studierte sie die Partitur, die auch die Musiker vor größte Herausforderungen stellte. Regisseurin Karoline Gruber befasste sich mehr als zwei Jahre mit dem Stück, bevor sie die Oper inszenierte.

 

 

Tödliche Fehlentscheidungen

 

Gruber hat den hochpolitischen Stoff Shakeaspears in die Moderne verlegt, und den Konflikt und die blutigen Intrigen um die Nachfolge König Lears mit der Aura eines Machtkampfs innerhalb eines großen Wirtschaftskonzerns umgeben. König Lear (Bo Skovhus) hat sich entschlossen, seine Nachfolge zu regeln und sein Land aufzuteilen. Dabei macht er einen kapitalen Fehler: Er verbannt die einzige seiner Töchter (Goneril, Katja Pieweck), die ihn wirklich liebt. Die beiden anderen, Regan (Hellen Kwon) und Cordelia (Ha Young Lee) haben nichts anderes im Sinn, als die übrigen Mitbewerber auszuschalten und vor allem Lear endgültig auszubooten. Dass sie das ohne alle Skrupel tun, entspricht nur der Shakespeare'schen Vorlage. Auch wenn sie schon einmal selbst über die eigene Grausamkeit in Entsetzen ausbrechen.

 

 

 

 

Am Ende Tod und Wahnsinn

 

Aribert Reimann (1936) hat mit seinem "Lear" eine Oper geschaffen, die an düsteren Klangfarben kaum mehr zu übertreffen sein wird. Beeinflusst haben ihn dabei die eigenen Erfahrungen und der Verlauf des vergangenen, durch Krieg und Zerstörung geprägten Jahrhunderts: "Ich glaube, dass unsere Psyche, unser Denken, auch unsere Sprache durch das, was wir in diesem Jahrhundert durchgemacht haben, so offen sind für das, was sich in diesem ,Lear' ereignet. Darum haben wir auch den ,König' im Titel weggelassen. Lear kann für jeden stehen", zitiert ihn das "Hamburger Abendblatt."

Dass sein knapp dreistündiges Werk zu den meistgespielten modernen Opern-Tragödien gehört , ist der Urgewalt seiner musikalischen Sprache zu verdanken, die den geübten Hörer vom ersten bis zum letzten Augenblick zu fesseln vermag.

 

Hier gibt es Text und Bild zu einem anderen "King Lear", der 2010 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg Premiere hatte

copyright Christian Fürst 2012