John Neumeiers "Purgatorio" - Mahlers Fegefeuer
John Neumeiers "Purgatorio" - Gustav Mahlers Fegefeuer
Text und Bilder von Christian Fürst, nmms
Die Zahl 13 brachte John Neumeier Glück und einhellig gute Kritiken. Mit "Purgatorio" (Fegefeuer) hatte am Sonntagabend seine 13. Choreographie Uraufführung auf der Bühne der Hamburger Staatsoper, die sich mit dem Leben und/oder Musik Gustav Mahlers beschäftigt. Neumeiers Beschäftigung mit Mahler begann bereits 1975 mit seiner berühmten Choreographie zur 3. Sinfonie, die ganze Heerscharen von Ballettfreunden zu dauerhaften Mahler-Fans machte. Seither hat der große Komponist und Dirigent und seine Leiden-schaftliche Beziehung zu seiner Frau Alma Schindler den seit nun mehr als 35 Jahren in Hamburg lebenden US-amerikanischen Choreographen nicht mehr losgelassen.
Zu Mahlers 100. Todestag befasst sich Neumeier nun direkt mit der Beziehungskrise zwischen Gustav und Alma, die der Komponist einerseits vergötterte, sie andererseits vernachlässigte und ihr etwa in den ersten Ehejahren verbot, selbst zu komponieren. Er brauche eine Frau und keinen "Collegen" soll er über Almas Ambitionen gesagt haben. Alma wiederum, die über 20 Jahre jünger war und im Laufe ihres späteren Lebens zahlreiche Affairen hatte, verherrlichte Mahler nach dessen Tod förmlich. So hängte sie angeblich über ihrem Bett ein großes Bild des Komponisten auf, der fortan bei all ihren Beziehungen auf seine "Nachfolger" herabschauen konnte.
John Neumeier, der unter anderem Thomas Manns "Tod in Venedig" zu Mahlers Musik choreographierte, hat für sein neues Ballett dessen zehnte Sinfonie zur musikalischen Vorlage des zweiten Teils genommen. Ihr unvollendeter dritter Satz wurde vom Komponisten "Purgatorio" (Fegefeuer) überschrieben. Mahler begann seine letzte Sinfonie zu einer Zeit, als er von Almas Affaire mit dem später berühmten Architekten Walter Gropius erfuhr. Für den gesamten ersten Teil des Balletts verwendet der Hamburger Choreograph orchestrierte Lieder Almas, die von der holländischen Sängerin Charlotte Margiono seelenvoll interpretiert wurden.
Berührender Pas de Deux aus dem 1. Teil des Balletts
Neumeier benutzt für das insgesamt zweieinhalb-stündige Werk die vom britischen Musikwissenschaftler Deryk Cook fertiggestellte Fassung der "Zehnten", die 1963 von Alma persönlich authorisiert worden war. Sie gilt bis heute als absolute Krönung des sinfonischen Schaffens überhaupt.
"Purgatorio" : Besetzung der Uraufführung:
(laut Homepage des Hamburg Balletts: www.hamburgballett.de/ )
Musik
1. Teil
Lieder von Alma Maria Schindler-Mahler
Die stille Stadt
In meines Vaters Garten
Laue Sommernacht
Bei dir ist es traut
Ich wandle unter Blumen
Licht in der Nacht
Waldseligkeit
Lobgesang
2. Teil:
Zehnte Sinfonie von Gustav Mahler
Konzertfassung des Entwurfs:
Deryck Cooke
Choreografie, Bühnenbild, Kostüme und Lichtkonzept - John Neumeier
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Uraufführung
Hamburg Ballett, Hamburg, 26. Juni 2011
Originalbesetzung:
Lloyd Riggins
Aleix Martinez
Alexandr Trusch
Konstantin Tselikov
Kiran West
Hélène Bouchet
Thiago Bordin
Alexandre Riabko
Anna Polikarpova
Joëlle Boulogne
Carsten Jung
Anna Laudere
Edvin Revazov
Es spielte das Orchester der Hamburger Staatsoper unter Simone Young.
Hamburgs Ballettdirektor und Choreograph John Neumeier