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Das meinte die Presse

 

"Osnabrücker Zeitung"

Nun hat Simone Young Dörrie für „Don Giovanni“ verpflichtet: Die Oper über den Mann aller Männer – und mit Männern kennt Dörrie sich nachweislich aus. Für ihre Opernambitionen hingegen hat sie auch mal Prügel eingesteckt: Ihren „Rigoletto“ an der Bayerischen Staatsoper kürte die „Opernwelt“ zum „Ärgernis des Jahres“.

Ein solches Attribut wird sie für ihren „Don Giovanni“ nicht bekommen. Aber er macht die Staatsoper Hamburg gewiss auch nicht zum „Opernhaus des Jahres“

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"Hamburger Abendblatt"

Bei aller Vorsicht - die Premiere entscheidet nicht über den Erfolg einer Inszenierung: Dörries postfeministische Lesart von Mozarts Oper "Don Giovanni" fiel beim Publikum durch. So kurz und enden wollend war jedenfalls noch selten ein Applaus nach der ersten Premiere einer neuen Spielzeit an der Hamburgischen Staatsoper. Insbesondere die Regisseurin musste Nervenstärke beweisen, als das Ensemble sie zum Schlussbeifall auf die Bühne holte.

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"Spiegel Online"

Mehr Buhs als Bravos gab es für das Dirigat der Opernchefin Simone Young, die mit ihrem Saisonstart nicht zufrieden sein konnte. Mit vielen Ruckeleien traf sie einen wie auch immer intendierten Mozartton nur sporadisch, vieles wirkte wie improvisiert. Gottlob passte es immer dann, wenn's drauf ankam: So flutschte die gefürchtete und prestogerittene "Champagner-Arie" auch dank des sattelfesten Wolfgang Koch bestens. Dazu gelangen fast sämtliche Gesangsensembles klanglich rund und stimmlich stimmig, während in vielen Orchesterparts grelle Dynamikgegensätze und willkürlich wirkende Akzente irritierten. Ein durchwachsener Abend, der von Stimmen und Darstellern beinahe gerettet wurde. Das Ewig-Männliche zog uns diesmal bleischwer hinab.

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Don Giovanni - Dörrie/Young

 

Tanz mit der Toten - Dörrie-Youngs Don Giovanni in Hamburg

von Christian Fürst, nmms


Dieser "Mord" wird Don Giovanni zum Verhängnis.

 

Die groß angekündigte Inszenierung von Mozarts Don Giovanni von Doris Dörrie unter der musikalischen Leitung von Simone Young ist am Wochenende von Publikum und Kritik verhalten bis ablehnend aufgenommen worden. Das Hamburger Abendblatt rückte die Aufführung sogar in die Nähe eines "durchgefallen". Dörries Bemühungen um einen zeitgemäßen "Giovanni´" kamen bei den Hamburgern ebenso wenig an, wie die musikalische Interpretation durch Young, die vielen im Auditorium einfach "zu wenig mozartisch" geraten war.  Der Beifall am Ende war kurz, und schon während der Aufführung "buhte" es gelegentlich von den Rängen.

Dabei ließen die Ankündigungen von Dörrie und Young, wenige Tage vor der Premiere, einiges erwarten. Es sei das "erste Mal, dass Don Giovanni von zwei Frauen inszeniert" würde, hieß es. Vielversprechend auch der Hinweis, dass DG (gesungen und dargestellt vom kräftigen Wolfgang Koch) eben kein eleganter, schlanker und gut aussehender Herzensbrecher sein würde. Vielmehr wird er unter Dörries Konzept zum ungezügelten, etwas primitiven und groben Sexprotz, der es am Ende sogar auf den (weiblichen) Tod abgesehen zu haben scheint... Diese "La Muerta", durchaus verführerisch und bedrohlich getanzt von Tadashi Endo, begleitet Don Giovannis Abenteuer auf allen seinen Schritten. In der Hamburger Inszenierung ist Don Giovanni ein Mann Mitte 40, "der wie die Männer in der Wirklichkeit auch oft von der Sucht nach Frauen getrieben wird", so Dörrie.

Die Regisseurin teilt die drei Episoden des fragwürdigen Titelhelden drei Epochen zu: Die Verführung von Donna Anna (Elza van den Heever) in einem klassischen Barockzimmer, Donna Elvira (Cristina Damian) sitzt und liegt auf der Couch des Arbeitszimmers von Sigmund Freud und die etwas pummelig wirkende Zerlina (Maria Markina) kommt auf einem Ikea-Bett daher.

 

 

 

 

 

 

 

Dörrie: Bei mir sind die Frauen in Don Giovanni keine "Opfer"

Lust auf den Don Juan. Hin und hergerissen sind die drei Frauen in Dörries Inszenierung

 

Überall lauert in dieser Inszenierung der Tod, oder sollte man sagen "DIE Tod" (la Muerta) ? Auch bei dem großen Fest auf dem Schloss des Frauenverführers tragen die meisten Gäste schrill-bunte Todes-Kostüme, oder kommen selbst als lebendiger Tod daher. Insgesamt eine eher mexikanisch wirkende Farbigkeit, die bei Mozart-Traditionalisten beinahe erwartungsgemäß auf Ablehnung stoßen muss.

Warum aber diese Besessenheit mit dem Tod? "Der Tod begleitet Don Giovanni von Anfang an", erläutert Simone Young. "Das Todesmotiv steht in der Partitur schon auf der ersten Seite". Und am Ende fahren DG und die ihn holende Sichel-Frau denn auch in fast inniger Umarmung ab in die Hölle, oder zumindest ins Grab.

 

Simone Young hatte vor der Premiere angekündigt, dass sie extra für diesen Don Giovanni zu einigen zeitgemäßen Aufführungspraktiken zurückkehren wolle. So wurden unter anderem Barocktrompeten und -Posaunen im DG eingesetzt. "Wir arbeiten in den proben sehr intensiv am Klangbild", so die Dirigentin. Auch das Vibrato sollte spärlicher eingesetzt werden. Die Absicht sei es, "nicht einfach zu reproduzieren" .

Bei der Premiere selbst kam Youngs Dirigat allerdings nicht besonders gut an. Auch ihr galten die Buhrufe, auch wenn das Orchester selbst weniger Grund zur Klage gab.

 

Dörrie und Young - Weitere Regiepläne für die Zukunft

Zwei Verbündete: Beim Premierenpublikum kam ihre Arbeit nicht so gut an

 

Ungeachtet der überwiegend negativen Kritiken: Mir hat diese Inszenierung mit ihrer gehörigen Portion an deftigem Humor und Ironie sehr gut gefallen, wenngleich ich von den historisierenden Klangbemühungen von Frau Young nur sehr wenig spürte.