Woche 37 Gegensätzliches

Gegensätzliches

Die Hansestadt, seine Bürger und Besucher aber noch mehr Tausende, wenn nicht Zehntausende Menschen in Not durchleben zur Zeit wohl in dieser Intensität noch nie dagewesene Gefühlswelten. Die unruhige, menschenfeindliche, von Kriegen, Hunger und religösem Fanatismus dominierte Welt südlich des Mittelmeeres schafft einen Strom von Flüchtlingen, wie es ihn seit den großen Völkerwanderungen nicht mehr gegeben hat. Auch wenn rechtsradikales Gesindel mit aller Macht versucht, fremdenfeindliche Stimmungen anzuheizen, eine weltoffene Mehrheit von Bürgern aus allen gesellschaftlichen Schichten besinnt sich auf humane Grundwerte. Neben den vielen kleinen sind es auch die offenen Gesten, die wirken. Während der größere der beiden Hamburger Vereine einen von der Stadt gepachteten Parkplatz nicht für eine Flüchtlingsunterkunft räumen wollte, nutzte der Kiezverein St. Pauli ein Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund, um klar Stellung zu beziehen. Dies war keine aufgesetzte Geste, sondern entspricht der Philosophie des Vereins und seiner Fans, Farbe zu bekennen gegen Rechts. 

Das Hauptgeschäft eines Fussballvereins bleibt dennoch das Spiel mit dem Ball. Und dass sie hier ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen müssen, zeigt St. Pauli in dieser Saison mit dem dritten Platz in der zweiten Bundesliga (14.09.2015) und nachhaltig auch im Freundschaftsspiel gegen die Borussen aus Dortmund, immerhin Tabellenführer der Königsliga. Es war ein durchaus unterhaltsames Spiel in dem alle drei Tore in der ersten Spielhälfte fielen. Zwei für den BvB und eines für St. Pauli. Es hätten ebenfalls mindestens zwei sein können, wenn die Kiezkicker in der zehnten Spielminute nicht einen Elfmeter vergeigt und den Ball mit einem fulminaten Schuss an die Latte gesetzt hätten. Von dieser kleinen Fehlleistung abgesehen, zeigten die Hamburger guten, engagierten Fussball, der vergessen liess, dass beide Mannschafen in unterschiedlichen Ligen spielen.

         

von links: 1. St. Pauli - BvB 0:1             2. Spielszene vor dem BvB-Tor              3. St. Pauli - BvB 1:2 (Endstand)

 

Panem et Circences

oder: Cruise Days im Blauen Hafen

Köhlbrandbrücke in Blau. Illuminiert vom sogenannten Lichtkünstler Michael Batz

Von der sozialen Katastrophe scheinbar unberührt, die auch der Hansestadt in diesen Tagen ihren Stempel aufdrückt, wurde der Hafen drei Tage lang zum Sammelbecken maritimer Leidenschaften. Die Cruise Days zogen nahezu eine Million Menschen an. Anleger wurden zur Mangelware, als sich sieben Luxusliner an diesem Wochenende im Hamburger Hafen von ihrer schönsten Seite zeigten.

Als Letzte kam und als Letzte verließ den Hafen auch wieder die König der Meere und unbestrittener Publikumsliebling, die "Queen Mary 2". Sie allerdings musste auf ihren angestammten Liegeplatz  in der Nähe der Elbphilharmonie verzichten. Durch die Trockenheit während des Sommers hatte sich derart viel Schlick am Cruise Centre Hafencity angesammelt, dass die Queen ans Südufer nach Steinwerder, einem Parkplatz der dritten Kategorie sozusagen, ausweichen musste, was zwar ihrer Schönheit keinen Abbruch tat - aber doch ein wenig unter ihrer Würde ist. Das Auslaufen geriet dann zu Wasserfestspielen, was aber keinen der treuen Fans der QM2 hinderte, nass zu werden, um noch einmal einen Blick auf die Königin zu erhaschen - schön verrückt meint AP, der selbst patschnass wurde - seine Kamera auch.

Wem die schwimmenden Bettenburgen nicht Anreiz genug waren, die Hansestadt zu besuchen, der fand ein Spektakel vor, dass weltweit einzigartig ist und den Hafen in strahlendes Licht tauchte, blaues Licht. Zum wiederholten mal, aber doch immer wieder anders und erweitert, kreierte der Theatermacher Michael Batz seinen "Blue Port". Ob man das ganze verbal  überhöhen muss, wie auf der offiziellen Seite von Hamburg Tourismus, "hamburg.de", sei dahingestellt. Beeindruckend war es und beeindruckend schön allemal - und alles bei freiem Eintritt unter meist bedecktem Himmel. Hamburg eben....

      

Details zu den Schiffen finden Sie hier  http://www.hamburgcruisedays.de/schiffe/

Außergewöhnliche Aufnahmen vom "Blue Port 2014" finden sie bei Christian Fürst:

 

Text und Bilder copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2015