Woche 22 Finger weg

Finger weg von Jungvögeln

Sie haben Hochkonjunktur in diesen Tagen, Regenwürmer und anderes Getier - als Frischfutter für den Nachwuchs von Amsel, Meise & Co. Und so zwitschert es um uns herum, dass es eine Freude ist. Kaum ein Platz auf Bäumen, in Hecken oder Mauervorsprüngen, der nicht als Nistplatz geeignet erscheint. Sei es in Wäldern oder in  Parks, in Gärten oder auch mitten in der Stadt, kaum ein Ort, von dem nicht bereits lange bevor die offizielle Nachtruhe für den Menschen endet, ein Morgenkonzert anhebt in fast allen Tonarten und Stimmlagen, mal harmonisch zum Nachsingen, mal kreischend und schrill. Und es endet erst, wenn die Nacht wieder hereinbricht und Vogeleltern und ihre schier unersättliche Brut erschöft zur Ruhe finden. Diese Idylle hat natürlich, wie in der Natur üblich, auch ihre Schattenseiten, und einmal mehr ist es häufig der Mensch, der zur Gefahr wird - nicht aus Grausamkeit und Dummheit wie italienische Vögelfänger, sondern aus Mitgefühl.

 

Sie scheinen hilflos, hupfen auf dem Boden hin und her, versuchen Bäume hochzuklettern, um zurück in das Nest zu gelangen, aus dem sie gerade geflogen, oder besser - gefallen sind. Wenige Tage nur, nachdem sie geschlüpft und großgefüttert wurden von ihren rastlosen Eltern, verlassen die jungen Vögel ihre Nester, nicht ohne zuvor bereits eifrig Trockenübungen veranstaltet zu haben. Dass dabei auch einmal eine Schwester oder ein Bruder über die Nestkante geschubst wird, bevor deren Flugreife erreicht wurde, ist selten wirklich dramatisch. Die Jungvögel versuchen am Boden die fehlenden Flugstunden nachzuholen und werden von den Eltern auch außerhalb des Nestes gefüttert, solange nicht gefräßige Raubtiere, wie Katzen, oder mitleidige Menschen eingreifen, was in der Folge ebenso schlimm sein kann.

 

         

               

Vor den Auswirkungen ungebremster Tierliebe warnt in diesen Tagen eindringlich der Hamburger Tierschutzverein v. 1841.

  Seine Presseerklärung sei hier in Ausschnitten eingefügt.  

 

"Pressemitteilung vom 29. Mai 2015

 

 

Hände weg von Jungvögeln

 

 

Die Brutsaison der Vögel ist in vollem Gange. Überall piept und flattert es. Schnell werden dabei noch ungeschickte Flieger als vermeintlich verletzte oder verlassene Jungvögel eingeschätzt. Oder fürsorgliche Vogeleltern, die ihr am Boden hockendes Kind von Passanten bedroht sahen, werden von der Polizei verfolgt, wie kürzlich in Harvestehude geschehen.

 

Beim Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. (HTV) treffen jährlich in der Brutzeit weit mehr als 1.000 unversehrte Jungvögel ein, deren Eltern vermutlich ganz in der Nähe warteten. Daher appelliert der HTV an alle Hamburger die vermeintlich hilflosen Küken, die sie auf ihren Spaziergängen durchs Grüne aber auch an Fußwegen finden, nicht mitzunehmen. „Die Kleinen, die man anscheinend hilflos am Wegesrand sieht, werden in der Regel versorgt“, sagt Manfred Graff, 1. Vorsitzender des HTV. Ihre Eltern sind auf Nahrungssuche oder haben sich in der Nähe vor dem Menschen versteckt. Die Küken der Singvögel wie Amsel, Krähe und Elster verlassen ihr schützendes Nest, bevor sie ein voll entwickeltes Federkleid haben, und üben daher ihre ersten Flüge noch in Bodennähe. Dabei lassen die Altvögel ihre Brut aber keinesfalls aus den Augen und versorgen sie auch weiterhin mit Futter. 

Um herauszufinden, ob ein Jungvogel verwaist ist, muss er einige Stunden aus der Entfernung beobachtet werden. In der Regel finden Junges und Eltern wieder zusammen. Der überwiegende Teil der gefundenen Jungtiere benötigt folglich keine menschliche Hilfe, sondern ist in der Natur besser aufgehoben. Nackte Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind, sollten dagegen möglichst zurückgesetzt werden. Schon befiederte Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können und am Straßenrand herumhüpfen, darf man vorsichtig an einen nahe des Fundorts gelegenen sicheren Ort, zum Beispiel ein Gebüsch, umsetzen. „Vögel stören sich übrigens nicht am menschlichen Geruch“, erklärt Graff, „sodass die Küken nach dem Umsetzen nicht von ihren Eltern verstoßen werden.“Ist ein Jungtier eindeutig nicht in der Lage, alleine zu überleben, ist rasche Hilfe notwendig. Allerdings sollten sich keinesfalls Laien daran versuchen, ein Jungtier zu päppeln oder ein offensichtlich krankes Tier zu pflegen

Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V.

  Claudia Stück – Leiterin Pressearbeit"

 

Mehr über die großartige Arbeit des Hamburger Tierschutzvereins finden Sie hier: http://www.htv1841.de/

 

        

 

Bilder und Text (Ausnahme Presseerklärung HTV) copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2015