Woche 12 Nimm Drei

Peterstraße 28 D-20355 Hamburg

Einzug in's KomponistenQuartier

 

 

Aus dem Lichtwarksaal auf der anderen Straßenseite erklang Georg Philipp Telemanns Sonate in e-moll für Viola da Gamba und Basso Continuo, da wurde vor und in den Räumen drei neuer Museen noch eifrig gefegt und gewerkelt, wurden Plexiglashauben zum Schutz wertvoller Bücher angepasst und montiert, Interviews geführt und ohne Hektik vieles getan, um den Festgästen pünktlich ein einzigartiges museales Ensemble stilgerecht präsentieren zu können. Das KomponistenQuartier in der historischen Peterstraße hat Zuwachs bekommen auf den man stolz sein kann in der Freien und Hansestadt Hamburg.

                  

Zwei Jahre lang wurde diskutiert und geplant, Geld gesammelt und dann auch gebaut bis es am Mittwoch, dem 18ten März so weit war und die Herren Georg Philipp Telemann, Carl Phillipp Emanuel Bach und Johann Adolph Hasse ihre Wohngemeinschaft beziehen konnten. Keiner der drei bedeutenden Komponisten des 18ten Jahrhunderts war zwar gebürtiger Hamburger doch prägten Telemann und C.P.E. Bach von der Hansestadt aus ihre Zeit, und Hasse war immerhin Bergedorfer, so dass alles dafür sprach, ihnen hier ein neues Zuhause zu bieten. 

 

Als könne er er ein Schmunzeln kaum unterdrücken über die Altvorderen mit dem dichten Kopfschmuck, begrüßte ein jugendlicher Johannes Brahms die neuen Nachbarn. Er hatte bereits vor geraumer Zeit am anderen Ende der Peterstraße Quartier bezogen. Er, der Hochromantiker, hatte einen etwas weiteren Steinwurf von hier das Licht der Welt erblickt zu einer Zeit, als die Neuankömmlinge bereits seit mindestens fünfzig Jahren im Musikerhimmel weilten. Herr Brahms muss sich möglicherwiese schon bald erneut auf einen Einzug von Kollegen und einer Kollegin in der unmittelbaren Nachbarschaft gefasst machen, denn  wenn die Sponsorengelder fließen sollten wie im Fall des DreiHerrenMuseums, dann könnte die Peterstraße in nicht allzu ferner Zukunft durchgängig zu einem wohl einzigartigen Quartier für all die Komponisten und eine Komponistin werden, die dafür sorgten und sorgen, das der Name der Hansestadt mit Wohlklang in Verbindung gebracht wurde und wird: Fanny Mendelssohn Bartholdy, ihr Bruder Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler. Und wer weiß, vielleicht pilgern irgendwann auch einmal die Fans von einem anderen Hamburger Musikidol hierher, um dessen Museum bereits zu seinen  Lebzeiten gestritten wird: UdoLindenberg. Dass auch er kein gebürtiger Hanseate ist wird man ihm dann gerne verzeihen.

Kultursenatorin Barbara Kisseler: "... ein wichtiger Schritt..."

 

Gut gelaunt und wie nicht anders gewohnt von ihr, bestens adjustiert, ließ sich die oberste Dame der Hamburger Kultur, Senatorin Professor Barbara Kisseler geduldig interviewen und ablichten zwischen den Herren Musici aus zwei Jahrhunderten. Ebenso launig wie blendend formuliert war dann später ihr Grußwort vor handverlesenen Gästen. Das KomponistenQuartier, so Kisseler, sei ein wichtiger Schritt, die ältere Musikgeschichte Hamburgs mehr ins öffentliche Bewußtsein zu rücken und so die Herkunft der heutigen Musikstadt Hamburgs in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Und, so versprach Barbara Kisseler, ihre Behörde werde auch die nächsten Museumspläne tatkräftig unterstützen. Ob die parteilose Professorin jedoch auch dem nächsten Senat angehören wird, ist wohl noch nicht definitiv in den sprichwörtlichen trockenen Tüchern. Der Stadt zu wünschen wäre es allemal. Insgesamt etwa eins Komma eins Millionen Euro habe das Projekt gekostet, führte Clemens Toepfer aus, der Vertreter der Stifterfamilie, ohne deren Jahrzehnte andauerndes großzügiges finanzielles und persönliches Engagement es sicherlich kein KomponistenQuartier aber auch nie eine Peterstraße in ihrem heutigen Erscheinungsbild geben würde. Scheinbar selbstkritisch meinte Toepfer dann mit einem Augenzwinkern unter nonverbaler Anspielung auf die Elbphilharmonie, deren Kosten von ca. 75 Millionen Euro bereits auf über 750 Millionen anstiegen, man sei leider nicht nur teurer sondern auch nur zu neunzig Prozent fertig geworden. Gestört hat dies erkennbar keinen und war wohl auch nicht richtig ernst gemeint.

Für einen Altbau überraschend licht sind die ineinander fließenden Museen Telemann, Bach und Hasse gestaltet. Ein intensiver Rundgang mit der Kamera scheint zu bestätigen, was in der Pressemappe ausgeführt wird: "Das Ausstellungskonzept verbindet Wissensvermittlung mit sinnlich-künstlerischen Erlebnissen," heißt es da und zu Recht wird das Modell einer barocken Opern-Bühne als Highlight bezeichnet, von denen es aber noch sehr viele andere gibt.

           

     

Stundenlang möchte man durch die nur auf den ersten Blick klein scheinenden Museen streifen. Medienstationen lassen jeden Besucher sich mit Musikbeispielen, Hörfeatures oder Filmen ein eigenes museumsdidaktisches Konzept entwickeln und verfeinern. Und wer sich dann müde gelauscht und gesehen hat, der hat Glück, denn dort, wo früher die Alt-Hamburger Gaststätte "Zum alten Senator" unter dem selben Dach Speis und Trank bot, lädt nun das "Kleinhuis - Café & Weinstube" zum Verweilen ein. Und so viel sei verraten, die schlanke Karte ist verlockend....

     

Kein geringerer als Peter Erler, der ehemalige Präsident der Hamburger Architektenkammer zeichnet für die Gestaltung in Biedermeiermanier aus - ganz im Stil des Komponistenquartiers und von bestechender Eleganz. Besonders, von der sehr schönen Möbilierung abgesehen, gefiel dem Besucher AP die farbliche Abstimmung. Welch ein wohltuender Unterschied zu den allermeisten in den vergangenen Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, eröffneten Cafés und Restaurants, die  dem Trend folgend Allwerweltsgeschmack repräsentieren.

Weiterführende Informationen gibt es u.a. hier: 

www.komponistenquartier.de 

 

 

Und wie es noch vor einem Jahr in den Räumen der Peterstraße aussah können Sie hier nachlesen und nachschauen:

Andreas Pawlouschek hat die Baustelle fotografiert 

 

copyright Andreas Pawlouschek, nmms 2015