Özdemir bei den GALiern

 

Özdemir bei den GALiern

Die Hamburger Grünen wählten sich das passende Ambiente - der "13. Stock" einer Szene-Bar im Schanzenviertel war nicht zu groß und nicht zu klein, um Parteimitgliedern, Sympathisanten, Neugierigen und den zahlreich erschienen Medienvertretern Platz zu bieten. Aufgeboten waren die Spitzenkandidatin, Senatorin a.D. Anja Hajduk, und der Berliner Politprofi, Parteichef Cem Özdemir. Mit reichlich Beifall und reichlich Zeitabstand wurden Hajduk und Özdemir begrüßt - der Parteichef hatte sich in der Stadt irgendwo in eine Diskussion verstrickt und kam mächtig zu spät - so wie die Bahn, meinte er entschuldigend. Doch dann hob er an, charmant, gut gelaunt und kämpferisch.
 
 
Özdemir ließ kaum ein Thema aus, dass den Hamburger nicht ebenso auf den Nägeln brennt, wie allen Bundesbürgern. Und so gerierte sich der Parteivorsitzende als Anwalt aller Bahnreisenden ebenso überzeugend wie als vehementer Verfechter einer in Hamburg erst jüngst gescheiterten Schulreform, die nach seinen Worten komme "so sicher wie das Amen in der Kirche."  Er gehe wohl von einer Koalition mit der SPD aus, meinte Özdemir, und fügte hinzu, damit wohl keine Geheimnisse auszuplaudern. Gleichwohl spornte er seine Parteifreunde an, alles zu unternehmen, damit dieses Ziel auch erreicht würde, denn die Vorstellung einer allein regierenden SPD mache ihm Sorge - und er sprach in diesem Zusammenhang gar von "Filz". Dabei gelte es, den Hamburger Bürgern deutlich zu erklären, wie der neue, kompliziertere Walmodus auf den Stimmzetteln anzuwenden sei, so dass keine Stimme verloren gehe - für die Grünen verstand sich. FDP-Chef Westerwelle legte er nahe, das Amt des Außenministers abzugeben und  lieber den Parteivorsitz beizubehalten. Sich selbst empfahl er als Europapolitker, dessen Partei als einzige Visionen habe, wie Europa in vierzig Jahren zu den Vereinigten Staaten von EUropa herangewachsen sei. 
 
 
Spitzenkandidatin Hajduk, die selbst kämpferisch den Auftritt Özdemirs mit einer kurzen Rede vorbereitet hatte, zeigte sich dankbar und sehr erfreut über die Rede ihres Parteifreundes. Und bevor Özdemir per Taxi zum Bahnhof enteilte  gab es noch den Auftritt einer höchst verwirrt erscheinenden Frau, die kreischend Vorwürfe in den Saal rief, einen leicht schockierten Özdemir, der noch ein paar kurze Interviews gab und viele strahlende, grüne Gesichter.
 

copyright Andreas Pawlouschek 2011