CDU im Endspurt

Die Mutmacherin

Angela Merkel, CDU-Bundesvorsitzende und Kanzlerin, im Endspurt des Wahlkampfs in Hamburg

 

Sollte die Hamburger CDU unter ihrem Spitzenkandidaten, Christoph Ahlhaus, wie von den Meinungsforschern prognostiziert, am kommenden Sonntag mit einer empfindlichen Wahlniederlage fertig werden müssen, dann kann es an einer Person nicht gelegen haben: der Bundesvorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel. Sie legte sich drei Tage vor dem Urnengang im CCH (Congress Centrum Hamburg) vor  etwa eintausend Zuhörern mächtig ins Zeug. Geschickt umwarb sie die Sympathie der Zuhörer zum Auftakt mit einer kleinen Liebeserklärung an ihre Geburtstadt Hamburg, der vielleicht schönsten Stadt Deutschlands. In einer leidenschaftlichen und kampfbereiten Rede rief sie die Parteifreunde auf, bis zum Schluß des Wahlkampfes nicht nachzulassen. Der Wahlkamf, so Merkel, ende erst am Sonntag um 18 Uhr, mit der Schließung der Wahllokale. Den voraussichtlichen Sieger der Wahl, die SPD, ging sie zwar klar an, vermied aber allzu billige Polemik, wie sie zuvor in seiner Rede Christoph Ahlhaus gebraucht hatte. Klarere Worte gingen da an die "unzuverlässigen" Grünen, die durch das Verlassen der Koalition mit der CDU die Neuwahl erzwungen hatten. Schwerpunkte der CDU-Politik in Hamburg müssten Arbeitsplatzsicherung, Konsolidierung des Haushalts, Zukunftssicherung der Wirtschaft im Bereich erneuerbarer Energien aber auch alter Standorte sein. Hier standen Luftfahrtindustrie und Hafen ganz vorne an. Und die Kanzlerin plauderte aus dem Nähkästchen, als sie von ihren Erfahrungen in China berichtete und vom Unverständnis ihrer chinesischen Gesprächspartner, dass die Elbvertiefung derart lange auf sich warten lasse. Ausgiebig legte die Kanzlerin ihre Auffassung zumThema Migration und Integration dar und forderte Migranten eindringlich zum Erlernen der deutschen Sprache auf. Sie gestand, dass die Bundespolitik lange das Problem nicht ins seiner ganzen Tragweite erkannt habe und erst und vor allem durch die großen Städte zum Handeln gebracht worden sei. Beim Thema Innere Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung hätte sich Merkel um ein Haar zu weit aus dem Fenster gehängt. Bei einem Wahlsieg der SPD könnte die Gefahr bestehen, dass die positive Bilanz in der Verbrechensbekämpfung sichauch wieder umkehre. Sie setzte aber blitzschnell nach und versicherte, dass sie dies natürlich nicht herbeireden wolle. Wie ihre Vorredner hielt sich die Kanzlerin bei einem Thema völlig bedeckt: Das Wort Kultur tauchte in ihrer Rede nicht ein einzigs mal auf. Das Publikum störte sich offenbar nicht daran und spendete immer wieder begeistert Applaus. Und bevor die Kanzlerin nach Berlin zurückkehrte, um sich dem Thema zu Guttenberg und dessen Dissertation zu widmen, gab es für alle von allen noch eine nationalmusikalische Einlage: Das Deutschlandlied.

 

copyright Andreas Pawlouschek 2011