Woche 43 Nationalerbe-Baum

Seltene Ehrung für einen Baum

Bergahorn in Hamburg wird "Nationalerbe-Baum"

 

Er braucht sich nicht zu verstecken und kann es auch nicht, denn mit seinen gewaltigen Ausmaßen zieht er die Blicke der Spaziergänger im Hamburger Hirschpark automatisch an. Zweiundzwanzig  Meter misst er vom Boden bis zum Scheitel und seine Krone hat den gewaltigen Durchmesser von etwa sechsunddreißig Metern. Um derart "high and mighty" werden zu können braucht es natürlich einige Jahre und so verwundert es nicht, dass sein Alter mit 270 Jahren angegeben wird. Es heißt den Taschenrechner zu bemühen um festzustellen, dass man bei der Geburt dieses hölzernen Mammuts das Jahr 1750 schrieb. Keine Hilfsmittel braucht der Autor bei dieser Jahreszahl, denn 1750 verstarb der große Johann Sebastian Bach an den Folgen einer kriminell durchgeführten Augenoperation.

Natürlich braucht ein solcher Baumriese einen kraftigen Stamm um das Gewicht tragen zu können und dem verzweigten Astwerk bei allen Wettern genügend Halt zu geben. Die in Taillenhöhe gemessenen 550 Zentimeter sind wohl nicht übertrieben angegeben und verleihen dem Ahorn durchaus auch wohlausgewogene Proportionen. Es wird spannend sein, den Baum im Wechsel der Jahreszeiten fotografisch begleiten zu können.

     

                                                                        Lindenallee im Hirschpark                 Restaurant & Café "Witthüs"                     Landhaus Godeffroy

 

Der neue Star unter vielen imposanten Bäumen steht am Anfang, oder Ende, einer wunderschönen Allee von Linden, die parallel zur noblen Elbchaussee führt. Nach Süden auf dem Weg zum Steilufer der Elbe mit einem weiten Blick nach Süden bis nach Cranz im Alten Land, läßt es sich vorzüglich flanieren und verweilen. Vor allem für Kinder ist das Wildgehege ein Paradies.

"Nun ist auch der 6. Nationalerbe-Baum und die Baumart Berg-Ahorn mit in die Ehrengarde aufgenommen". So würdigt das Kuratorium innerhalb der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft die Ehrung für den Musterknaben in Elbnähe. Die Dendrologische Gesellschaft, 1892 als Verein gegründet und damit sehr grob gerechnet nur oder immerhin halb so alt wie der Jubilar, sieht als ihre vorrangige  Aufgabe den "Erhalt, die Pflege und die Verbreitung von Bäumen". Auch wenn Ehrungen durch die Dendrologische Gesellschaft den Auszeichnungen der UNESCO nicht gleichkommen können und auch nicht sollen, so sind sie doch für ungezählte Naturliebhaber eine wichtige Motivation. Die Liste der Naturerbe-Bäume ist jetzt bei Nummer sechs angelangt. Damit sind sechs Prozent des Ziels von 100 ausgezeichneten Uralt-Bäumen erfüllt. Aber wie die ausgewählten Naturwunder es nicht zu eilig nahmen beim Wachstum, so soll auch bei der weiteren Auswahl keine Hektik aufkommen. Zeitnot besteht nicht, denn alle Bäume, die in Frage kommen, sollten noch ein paar hundert Jahre Lebenszeit vor sich haben. Und dabei sind auch die Kommunen in der Pflicht, die Pflege sicherzustellen. Die Bezirksamtsleiterin von Hamburg Altona, die Grünen-Politikerin Dr. Stefanie von  Berg, wird man deshalb hoffentlich beim Wort nehmen dürfen. Sie meinte: "Mit der Aufnahme in diese Liste soll sichergestellt sein, dass Bäume wie Menschen in Würde altern können." Eine Aussage, der die mannigfachen städtischen und privaten, genehmigten und nicht genehmigten, Baumfällungen zunehmend zu widersprechen scheinen. Und beim Altern von Menschen in Würde vernahm man während des ersten Corona -Lockdowns auch andere Töne.

 

Ausführliches über die Deutsche Dendrologische Gesellschaft erfahren Sie hier:

https://www.ddg-web.de/index.php/home.html

Wem, wie dem Autor, der Begriff Dendrochronologie ein Buch mit sieben (oder gar acht) Siegeln war und ist, hier findet er Aufklärung:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dendrochronologie

 

Text und Fotografie Andreas Pawlouschek. Copyright NewAndMore-Mediaservice Hamburg im Oktober 2020