Schwarzweiss mit Zwischentönen - Luc Tricot

Luc Tricot: Schwarzweiß-Magie mit Zwischentönen

von Christian Fürst, nmms

 

"Fotografie war immer meine Leidenschaft, aber mir wurde erst im späteren Erwachsenenalter bewusst, welche Erfüllung sie wirklich für mich bedeutet". Der belgische Fotograf Luc Tricot ist eher menschenscheu, wenn es um diese, seine Leidenschaft geht. "Sie ist mit der Zeit immer stärker geworden. Bilder zu machen, das ist für mich ein Weg, das Gefühl von mentalem und visuellen Frieden zu verlängern, der mich überkommt, wenn ich die vielgestaltigen Schöpfungen der Natur betrachte. Ich habe stets das Gefühl, wir Menschen machen alles in zu großer Eile. Wir gehen zu schnell, wir sprechen zu viel. Wir schauen nicht, wir sehen nicht. Und wir versäumen so viel, weil wir stets in Eile sind.

Obwohl ihn die Vielfalt der Natur tief beeindruckt, gestaltet Luc Tricot die meisten seiner Kunstfotos in Schwarzweiß

Einsamkeit als dominierendes Element in den Bildern des Belgiers

 

 

 

"Bei meiner Arbeit suche ich gern einen Ausgleich zwischen den immateriellen Elementen, wie Licht, Raum, Zeit, oder Wind mit natürlichen Elementen wie Sand, Wasser und Pflanzen. Dazu verwende ich dann lange Belichtungszeiten. Größe in der Natur ist immer relativ.

 

Wenn wir sagen, 'etwas ist groß', dann ist es groß in Relation zu einer Person. Die Welt, wie wir sie gewöhnlich sehen, hängt ganz wesentlich von unserer eigenen (Körper)größe ab. Ich versuche in meinen Bildern, Größenmaßstäbe aufzulösen. Ich gestalte die Welt meiner Fotografien nach meinen eigenen Bedürfnissen. Dazu verwende ich Objektive vom 500er Tele bis zum Makro-Objektiv, je nachdem, wie ich das Bild gestalten will."

 

Tricots Motive stehen optisch irgendwo im Raum. Ihre Größe lässt sich schwer definieren

Eine fast unheimliche Stille liegt über Lucs Bildern. Und fast immer sind sie menschenleer

 

 

Sie werden auf meinen Bildern nur selten Menschen finden; und wenn, dann nur als Bestandteil einer bestimmten Szene oder gar verwischt. Sie tauchen da eher schemenhaft auf, mehr als Symbole für Bewegung in der Zeit als im Raum. Nur ganz selten sind Menschen das Hauptobjekt.

 

Geisterhaft: Verwischte Gestalten auf einer Brücke in Venedig

 

Größe, Zeit und Raum verschwinden

 

 

 Manche der Bilder von Luc Tricot sind minimalistisch und streng in der Motivwahl, andere leben vom Überfluss: "Weniger ist in meiner Fotokunst mehr!" Die oft sehr kurze Zeit, die ich habe, wenn ich über leere Strände laufe, ist für mich so wichtig und wertvoll, dass ich sie einfach mit dieser kleinen schwarzen Schachtel, die wir Kamera nennen, festhalten muss. Solche Bilder und Augenblicke festzuhalten, beruhigt mich, wenn ich meinen Seelenfrieden suche. Dies befreit mich und lindert den Stress in meinem Leben.

 

Und wie arbeitet der Fotograf?

Tricot: Wenn ich ein Objekt sehe, das meine optische Aufmerksamkeit erregt, dann bleibe ich stehen und denke nach, welches Potenzial das Motiv als Kunstfoto haben könnte. Und danach sinne ich über Wege und Mittel, das Bild umzusetzen. Der Weg ist genauso wichtig, wie das Ziel. Das ist nicht viel anders, als im Leben selbst. Deshalb liebe ich auch meinen 16-35mm Zoom, der für meine Zwecke perfekt geeignet ist.

 

Die Urgewalt der Natur in einen unwirklichen Moment eingefroren

Einsame Augenblicke auf dem Strand

 

Auf die Frage nach dem surrealistischen Element in seiner Arbeit, gibt Luc Tricot eine klare Antwort: "Surrealismus ist für mich vielleicht der gedankliche Kompromiss zwischen unserem täglichen Leben und unserer Vorstellungskraft. Das gewöhnliche an einer ungewöhnlichen Situation und umgekehrt

 

Obwohl seine Arbeiten nicht nur in Belgien anerkannt werden, scheut der Fotograf vor Ausstellungen seiner Werke zurück: "Mir geht es einfach auf die Nerven, immer die selben Antworten geben zu müssen. Außerdem ist es da immer so laut, und ich weiß, dass ich nach meiner täglichen Arbeit nicht gerade der geselligste Zeitgenosse bin. Zum Glück aber habe ich meine Frau, die diesen Bereich für mich abdeckt... Das nur zu meiner Entschuldigung!!"

 

 

 

 

Und hier die Ausrüstung, mit der die Bilder von Luc Trico entstehen:

Kameras: Canon 5d mark II und 1 ds mark II

Objektive: 2,8/16-35mm;  2,8/24-70mm; 2,8/70-200mm Dazu die Festbrennweite 85mm 1.2l

Software: Spezielle Software von Nik für die SW-Umwandlung

 

 

Alle Bilder copyright Luc Tricot, 2012

Text: Christian Fürst copyright, 2012