Fotograf des Monats - Sergio Pessolano

Sergio Pessolano: Sein Motiv ist Menschlichkeit

von Christian Fürst, nmms

 

Nicht viele Fotografen sind weiter gereist als er. Der italienische Reportagefotograf Sergio Pessolano hat im Laufe seiner mehr als 35-jährigen Karriere die entlegensten Winkel dieser Erde besucht und ge-sucht, um Menschen zu fotografieren. Von Patagonien bis Pamir, von Benin bis Bhutan; manchmal "on assignement", und oft auch aus persönlichem, journalistischem Interesse. 

Pessolano selbst beschreibt sich als Reportage-Fotograf. Dieses Genre sei "wie ein Virus, der einen Menschen packt, der die Menscheitsgeschichte illustrieren will". Ich selbst kann dieses Gefühl gut verstehen, das einen Fotografen wie ihn packt, wenn der Augenblick, den er festzuhalten hat, wichtiger erscheint, als das daraus entstehende Bild.

Sergio, 1956 in Rom geboren, begann schon mit 14 Menschen zu fotografieren. Einmal in der Woche, am Sonntag, ging er zum Petersplatz, um dort die Gläubigen zu beobachten. Mitte der 1970er Jahre entdeckte er dann die Reportagefotografie und hielt die ständigen Proteste und Studentenunruhen mit seiner Kamera fest. Einige seiner damals entstanden Schwarzweiß-Fotos sind hier zu sehen. Sie sind auch Bestandteil des 1999 in Italien erschienen Dokumentarbandes "Quelli del 77".   

Auf dieser Seite habe ich zunächst eine Auswahl von Fotografien zusammengefasst, die keiner Erläuterung bedürfen. Dabei habe ich bewusst die zahlreichen Portraits afrikanischer Menschen in den Vordergrund gestellt. Afrika, der vergessene Kontinent, der "verlorene" Kontinent; durch Pessolanos Bilder wird er lebendig. Es folgt eine kleine Auswahl von Bildern aus Bolivien und Indien.

 

 

 

"Als Konsequenz meiner Foto-Reportagen entdeckte ich meine Liebe zur Reisefotografie" sagt Sergio heute, der in den vergangenen 15 Jahren mehrere Bildbände veröffentlicht und in zahlreichen Zeitschriften und Magazinen Bildreportagen veröffentlicht hat. Details finden Sie auf seiner Website www.sergiopessolano.it   

Er ist unter anderem Mitglied in der TAU Visual, der Vereinigung der Berufsfotografen in Italien.

Seinen Fotografierstil bezeichnet Pessolano als "neo-realistisch". Dabei hat er keine Hemmungen, Farben drastisch zu verstärken, oder Gesichter mit Blitz aufzuhellen, wenn dies seiner Meinung nach die Bildaussage verstärkt

 

 

 

Seine zahlreichen Reisen führten den Profi unter anderem nach Argentinien, Benin, Bhutan, China, Iran, Kamerun, Kambodscha, Kenya, Laos, Mali, Mexiko, Pamir, Pakistan, Tibet, Togo und Vietnam. Bis zum Jahr 2005 benutzte Sergio ausschließlich analoge Spiegelreflexkameras von Nikon. Doch dann stieg er komplett auf die digitale Technik um.Und obwohl Farbe sein natürlichstes Stilmittel ist, hat Pessolano die klassische Schwarzweiß-Fotografie nicht vergessen.

 

Hier einige Beispiele

 

 

 "Mit den Objektiven seiner Kameras will er nicht die Wirklichkeit verändern" schreibt Giovanni Andrea Semerano über ihn, Direktor eines renommierten italienischen Instituts für Fotografie. "Stereotypen oder die perfekte Komposition interessieren ihn wenig. Die Kamera ist für ihn das Notizbuch".

Diese Einstellung wird besonders in den frühen Reportagen aus den 1970er Jahren deutlich, in denen er die Studentenproteste der italienischen "68er" dokumentierte:

 

 

 

 Im Privatleben ist Sergios beliebtestes Motiv seine kleine Tochter Elena, wie man unschwer beim Betrachten seiner umfangreichen Alben - unter anderem bei Flickr - bemerken wird. Zu diesen Bildern gehts hier:  www.flickr.com/photos/74102049@N00/sets/

 

Alle Bilder copyright Sergio Pessolano 2011

Texte copyright Christian Fürst, 2011