Frederick Mann - Ein Farbiges Gesicht des Alltags
Frederick Mann - Die Kunst des Alltäglichen
von Christian Fürst, nmms
Fast alle seine Bilder sind "realistisch". Wenn Frederick Mann loszieht, um die Welt um sich herum zu beobachten, dann geschieht das nicht in der Absicht, sie zu verfremden. Und dennoch wirken die Bilder des gebürtigen US-Amerikaners nicht selten surreal, plakativ. Bilder, an denen die meisten vorüber gehen würden, hält der Maler bei seinen täglichen Erkundungs- und Spaziergängen fest. Auf diese Weise schuf Mann, der in Arrenberg - einem Stadtteil von Wuppertal lebt - ein ganz eigenartiges, farbiges Portrait seiner Stadt und ihrer Menschen, die wir im Folgenden in einigen kleinen Ausschnitten zeigen.
"Ich komponiere meine Bilder (bereits) mit der Kamera" erläutert der Künstler, der auch nach vielen Lebens- und Schaffensjahren in Europa seine Muttersprache Englisch bevorzugt. Aufwändige Kameras benötigt er dazu ebenso wenig, wie eine komplexe Bildbearbeitungssoftware. "Ich benutze diverse, verschiedene Apparate, da jede Kamera ihren ganz eigenen Charakter hat."
Die meisten seiner Fotografien sind deshalb Einzelbilder "von der Stange", die alle aus digitalen Kameras stammen. Umfassende Manipulationen sind ihm fremd: "Meine Bildbearbeitung hält sich in engen Grenzen", sagt er. Meist besteht sie im Hinzufügen eines Rahmens, der fast immer weiß ist und dazu noch die Bildwirkung verstärkt.
Zuerst war das Sehen
Vielleicht waren es seine fotografischen Anfänge als Teenager, die ihn und sein Verhältnis zur Fotografie prägten. "Ich begann mit einer einfachen Kodak Instamatic", erzählt er. Eigentlich war sie nicht viel mehr als ein Spielzeug, mit dem er die üblichen Familienfeiern festhielt.
Keine "Manipulation" durch die Software bei Frederick Mann, auch wenn die Bilder oft verfremdet wirken
"Doch dann erinnere ich mich lebhaft an eine Zeit, als ich 15 war und mit meinem Vater durchs ländliche Pennsylvania fuhr. Plötzlich wurde mir bewusst - und ich sagte es ihm - dass ich ja drei-dimensional sehen konnte. Irgendwie war das für mich völlig unerwartet und verschaffte mir sehr viel Vergnügen. Seither macht es mir Spaß, einfach nur zu schauen und zu beobachten.
Säter, nach seiner Dienstzeit als Soldat bei der US-Armee (die er in Deutschland absolvierte) begann er zu schreiben und zu malen. Er zog auf die griechische Insel Hydra, wo er als Künstler arbeitete und dort ein typisches Boheme-Leben führte. An ernsthafte Fotografie dachte er damals allerdings nicht. "Ich habe damals eher die abblätternde Farbe an den Wänden griechischer Häuser und die üblichen Aktmodelle fotografiert", erzählt Mann heute, "und das alles eher im klassischen Stil."
"Rücksicht" auf den Alltag
Die Bekanntschaft mit einem deutschen Maler aus Berlin, der im selben Haus auf einem Berg von Hydra wohnte, veränderte seine Sichtweise. "Er wurde mein Mentor und ich arbeitete wie ein Geselle im Mittelalter für ihn. Er verbot mir zu fotografieren. Er glaubte, die Benutzung der Kamera würde die Sichtweise eines Malers negativ beeinflussen." Dafür erkannte er meine Begabung für Komposition. Von ihm lernte ich das Handwerk der Malerei, und das dauerte mehrere Jahre.
Doch dann zog es den eigentlich aus New England stammenden Mann mit seiner jungen Frau nach San Francisco, wo ihr Sohn geboren wurde. "Es war die Zeit der 'Flower-Power'. Ich kam weder zum Malen noch zum Fotografieren, weil ich unseren Lebensunterhalt verdienen musste". Danach ging es zurück nach Hydra, wo er weiter malte. "Ich beteiligte mich an Gruppenausstellungen in Athen, auf denen einige meiner Bilder verkauft wurden."
Später arbeitete Mann dann viele Jahre in sozio-kulturellen Einrichtungen, Arbeitsgruppen, oder etwa der Schaffung der Künstlertsozialversicherung etc. Engagierte Fotografie unternahm er dann erst wieder mit der Pensionierung vor 9 Jahren.
Schaufensterpuppen
Anfangs fiel es ihm schwer, sich mit dem Medium Fotografie vertraut zu machen. Inzwischen arbeitet Mann mit seinen kleineren Kameras (u.a. Lumix LX3, Leica VLUX1, Canon G1X) und nutzt dabei deren unterschiedliche Bildeigenschaften und Formate von 3:2, 4:3, 5:4, 1:1 bis 16:9. "Zunächst musste ich mich daran gewöhnen, der Kamera zu vertrauen", sagt er. Ich musste erst das Gefühl für Komposition, Farbe und natürlich die Bearbeitung bekommen.
Am Beginn standen Landschaftsaufnahmen an seinem damaligen Wohnort in Flandern. Inzwischen kommen die Themen überwiegend aus Arrenberg, einem Stadtteil von Wuppertal, wo er regelmäßig mit anderen Gleichgesinnten an Fotoprojekten aber auch politischen Künstleraktionen arbeitet.
Schwebebahn
Überhaupt: Bei Mann kann man soziales und künstlerisches Engagement nicht trennen. So hat er zusammen mit anderen Fotografen etwa ein interessantes Portrait seines Stadtteils Arrenberg ("109nebenan - Arrenberger Ansichten") geschaffen, engagiert sich lebhaft politisch (und fotografisch!) gegen Rechts und fotografiert fast täglich die Menschen und ihren Arbeits- und Lebensraum.
Grünes
Landschaftsaufnahmen sind für Mann immer verbunden auch mit Umwelt-Bewusstsein. "Doel, in Belgien, etwa ist eine echte Ghosttown, die mich sehr beeindruckt hat", erzählt er. "Antwerpen wollte seinen Industriehafen erweitern und hat die Kleinstadt praktisch sterben lassen. Gleichzeitig versuchten sie, alle Bürger zum verlassen des Gebiets zu bewegen. Doch die wollten in der Gemeinde bleiben, selbst wenn sie im Schatten eines Atomkraftwerks leben würden. (http://doel2020.org/ - http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1871859/)
Schwarz-Weißes
Von Haus aus gehört Farbe zur Fotografie Manns, aber gelegentlich greift er doch zur Farbreduktion oder direkten SW-Umwandlung.
Stadt-Landschaften
Für mich haben die Stadtlandschaften von Frederick ihren ganz besonderen Reiz. Auch das unbedeutend erscheinende Detail wird hier plötzlich zum Motiv. Die starke Farbigkeit vielen Bilder macht sie zu kleinen, unterhaltsamen Gemälden.
"Wie und vor allem wo man lebt ist so bedeutend. Die folgenden Bilder stammen alle aus Arrenberg, einem Stadtteil der eigentlich künstlich geschaffenen Stadt Wuppertal, in die ich nach zehn Jahren Abwesenheit zurückgezogen bin", erläutert Mann. Die Bilder drücken aus, wie man in dem Viertel lebt, und welches Lebensgefühl hier herrscht
Katzen
Menschen die Katzen lieben, müssen eigentlich gute Menschen sein, glaube ich. Und Katze bei den Manns zu sein, ist wohl ein besonderes Vergnügen. Die beiden gelben Tiger "Baldrian" (Baldi) und "Johanniskraut" (Jan) sind Brüder, die das Ehepaar aus dem Heim holte. Angeblich total lieb und eher phlegmatisch, haben sie genau das Gegenteil bewiesen.
Je kleiner, desto besser. Immer eine Herausforderung für Katzen
Hier gibt es mehr von Frederick Mann:
www.fotocommunity.de/fotograf/frederick-mann/897282
Alle Texte copyright Christian Fürst, 2013
Alle Bilder copyright Frederick Mann, 2013